Schlafmangel mit Risiko für Demenz verbunden
Immer wieder betonen Gesundheitsfachleute, wie wichtig erholsamer Schlaf für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist. So soll sich im Schlaf das Gehirn beispielsweise schneller entgiften und von Schadstoffen befreien. Die Ergebnisse einer neuen Langzeitstudie zeigen nun, dass Menschen, die im Alter zwischen 50 und 70 Jahren regelmäßig zu wenig schlafen, ein erhöhtes Risiko haben, eine Demenzerkrankung zu entwickeln.
Forschende des University College London (UCL) und des französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM) kommen in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass Menschen, die in ihren 50er und 60er Jahren sechs Stunden oder weniger pro Nacht schlafen, ein höheres Risiko haben, später im Leben an Demenz zu erkranken. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ präsentiert.
Demenz-Risiko bei Schlafmangel um 30 Prozent erhöht
Laut der Auswertung der Langzeitstudie, in der 7.959 britische Erwachsene seit dem Jahr 1985 zu ihren Schlafzeiten befragt wurden, haben diejenigen, die im Alter zwischen 50 und 70 Jahren dauerhaft sechs Stunden oder weniger pro Nacht schliefen, ein etwa 30 Prozent höheres Risiko, eine Demenz zu entwickeln, als diejenigen, die länger schliefen. Bei 521 der Teilnehmenden wurde bis zum Ende des Studienzeitraums im Jahr 2019 eine Demenz diagnostiziert.
Verbindung zwischen Schlafdauer und Demenz-Risiko
„Es ist bekannt, dass Schlafprobleme bei Menschen mit Demenz auftreten, aber es bleibt unklar, ob die Schlafdauer in der Lebensmitte das Risiko beeinflusst, im höheren Alter eine Demenz zu entwickeln“, berichtet Studienhauptautorin Dr. Séverine Sabia. Die vorliegende Studie mit sehr langer Nachbeobachtungszeit zeige, dass eine kurze Schlafdauer in der Lebensmitte mit dem Demenzrisiko im späteren Leben verbunden ist.
Zugrundeliegender Prozess noch nicht entschlüsselt
„Wir können zwar nicht bestätigen, dass zu wenig Schlaf tatsächlich das Demenzrisiko erhöht, aber es gibt viele Gründe, warum eine gute Nachtruhe gut für die Gesundheit des Gehirns sein könnte“, betont Dr. Sabia. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines angemessenen Schlafes für die Gesundheit.
Warum Schlafmangel Demenz auslösen könnte
Auch wenn die genauen Ursachen für die Verbindung zwischen Schlafdauer und Demenz-Risiko als nicht ausreichend verstanden gelten, gibt es einige plausible Hinweise. So zeigten Schlafforschende beispielsweise bereits, dass sich die mit Hirnwasser gefüllten Zwischenräume zwischen den Zellen im Gehirn im Tiefschlaf erweitern, wodurch nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte in doppelter Geschwindigkeit aus dem Hirngewebe transportiert werden können.
Zudem wurden in den Gehirnen von Menschen, die an einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom leiden, häufiger Beta-Amyloid-Ablagerungen gefunden als bei Personen, die keine Schlafapnoe haben. Solche Beta-Amyloid-Plaques sind mit der Entstehung der Alzheimer-Krankheit verbunden.
Zu viel Schlaf scheint das Demenz-Risiko nicht zu erhöhen
Frühere Studien berichteten auch über ein erhöhtes Demenzrisiko bei Personen, die überdurchschnittlich lang schlafen. Die Ergebnisse waren den Forschenden zufolge aber inkonsistent. Ein erhöhtes Risiko für Demenz bei überdurchschnittlich langer Schlafdauer konnte im Rahmen der aktuellen Studie nicht belegt werden. „Weitere Studien, die mehr Personen mit langem Schlaf einschließen, werden benötigt, um die Rolle der Schlafdauer beim Demenzrisiko zu verstehen“, so das Forschungsteam.
Schlaf ist wichtig für die Gesundheit
„Wir wissen, dass Schlaf wichtig für die Gesundheit unseres Gehirns ist, da er an Lernen und Gedächtnis, dem Abtransport von Abfallstoffen aus dem Gehirn und der Fähigkeit unserer Gehirnzellen, gesund zu bleiben, beteiligt ist“, resümiert Studienerstautorin Dr. Archana Singh-Manoux. Die Erkenntnisse könnten dabei helfen, neue Wege zur Reduktion des Demenzrisikos zu entwickeln. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Autor:
Diplom-Redakteur (FH) Volker Blasek
Quellen:
- Institut national de la santé et de la recherche médicale: Démence : des nuits plus courtes associées à un risque accru de développer la maladie (veröffentlicht: 20.06.2021), presse.inserm.fr
- University College London: Lack of sleep in middle age linked to dementia risk (veröffentlicht: 20.06.2021), ucl.ac.uk
- Sabia, S., Fayosse, A., Dumurgier, J. et al. Association of sleep duration in middle and old age with incidence of dementia; in: Nature Commun. (2021)., nature.com
- Deutsches Ärzteblatt: Schlafmangel im mittleren Alter kündigt späteres Demenzrisiko an (veröffentlicht: 21.06.2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.
Zu wenig Schlaf im mittleren Alter erhöht das Demenz-Risiko - Heilpraxisnet.de
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