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vonPamela Dörhöfer
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Fachgesellschaften äußern sich zum Einsatz eines Asthma-Sprays gegen Covid-19.
Frankfurt - Ein einfaches Asthma-Spray als Medikament, das den Verlauf von Covid-19 verkürzen und eine schwere Erkrankung verhindern kann? Eine jüngst im Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentliche Studie aus Großbritannien legte diese Schlussfolgerung nahe. Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) warnen jedoch in einer gemeinsamen Stellungnahme vor „zu hohen Erwartungen“. Die Studie sei „nicht aussagekräftig genug“, um eine „breite Anwendung zu empfehlen“.
Konkret geht es um den Wirkstoff Budesonid. Als inhalierbares, stark entzündungshemmendes Kortisonpräparat wird es seit vielen Jahren zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Asthma sowie als Zusatztherapie bei Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt. In der Asthma-Therapie stellten solche inhalativen Corticosteroide (ICS) „den wichtigsten Baustein dar“, heißt es in dem Schreiben der Fachgesellschaften. Es gebe Hinweise, dass diese Behandlung bei Menschen mit Asthma „einen zusätzlichen Schutz vor schweren Sars-CoV-2-Infektionen“ biete. Anders zu Beginn der Pandemie vermutet, erkranken Asthmatiker nur selten schwer an Covid-19.
Corona-Asthma-Spray: Placebo-Effekt möglich
Die aktuelle britische Studie zu Budesonid kam zu dem Ergebnis, dass der Wirkstoff die Dauer der Symptome einer Covid-19-Erkrankung verkürzen und deren Schwere mildern kann. Die drei Fachgesellschaften halten die Aussagekraft vor allem deshalb für eingeschränkt, weil die Studie nicht „verblindet“ war.
„Das heißt, die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wussten, ob das ICS inhaliert wurde oder nicht. Ein erheblicher Placebo-Effekt ist hier also möglich“, erklärt Marek Lommatzsch, Oberarzt der Abteilung für Pneumologie des Zentrums für Innere Medizin der Universitätsmedizin Rostock. Zudem, ergänzt Klaus F. Rabe, Chefarzt der „LungenClinic“ in Grosshansdorf, handele es sich um eine Studie „mit vergleichsweise wenigen Studienteilnehmern, und die in der Studie eingeschlossenen Patienten mit Asthma können zu dem positiven Ergebnis beigetragen haben.“
Um einen möglichen Effekt von Budesonid auf den Verlauf von Covid-19 zu bestätigen, seien weitere, „größere und verblindete“ Studien nötig, heißt es in der Stellungnahme der Fachgesellschaften. Auf Basis der vorliegenden Studie könnten derzeit „keine Empfehlungen für eine allgemeine ICS-Behandlung von Patienten mit Covid-19 ausgesprochen werden“. Auch dürfe die Studie „in keinem Fall“ dazu führen, dass Budesonid „nicht mehr in ausreichenden Mengen für Menschen mit Asthma oder COPD zur Verfügung“ stünde. (Pamela Dörhöfer)
Budesonid: „Die Studie ist nicht aussagekräftig genug“ - Frankfurter Rundschau
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