Eine Infektion mit dem Coronavirus kann Entzündungen in den Gefäßen aller Organe auslösen – auch im Herzen. Warum dies oft spät erkannt wird und auf welche Anzeichen Betroffene achten sollten.
Dass Covid-19 mehr ist als eine Erkrankung, die die Lunge schädigt, hat sich bereits früh gezeigt. Prinzipiell kann das Virus alle Zellen des Körpers befallen. Auch das Herz kann sowohl während der akuten Infektion als auch bei Post-Covid – also als Spätfolge der Erkrankung – in Mitleidenschaft gezogen werden.
Eine Studie von Forschern der Goethe-Universität Frankfurt bestätigte bereits: Selbst bei mildem Verlauf kann das Herz durch Covid-19 leiden. Demnach zeigten von 100 infizierten Patienten im Alter zwischen 45 und 53 Jahren drei Viertel eine Herzschädigung. Diese trat auch bei Personen mit milden Corona-Symptomen auf.
Herzmuskelentzündung als Folge von Covid-19
Andere Untersuchungen ergaben, dass selbst junge und körperlich aktive Menschen eine Herzerkrankung entwickeln können. Bei Medizinern steht insbesondere die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach Covid-19 im Fokus. Diese kann durch verschiedene Virusinfekte ausgelöst werden.
"Wir konnten feststellen, dass Patienten, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, einige Wochen später auffällig wurden mit Symptomen einer akuten Herzmuskelentzündung", erklärte auch Philipp Wenzel, Kardiologe an der Universitätsklinik Mainz, dem "BR". Die Forscher der Uniklinik Mainz hatten bereits im Sommer 2020 eine Arbeit dazu im Fachmagazin "Cardiovascular Research" veröffentlicht.
Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist eine ernste Erkrankung. In schweren Fällen kann sie eine Herzschwäche oder schwere Herzrhythmusstörungen auslösen. Dann besteht sogar die Gefahr eines plötzlichem Herztods.
Neue Studie mit Leistungssportlern: Myokarditis oft unbemerkt
Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt: Eine Entzündung des Herzmuskels nach Corona wird häufig vom Betroffenen gar nicht bemerkt. Wie das Forscherteam im Fachjournal "Jama Cardiology" berichtet, nahmen 1.597 Athleten an der Untersuchung teil, die unter anderem ein EKG, die Bestimmung des Troponinwerts und ein Herz-MRT beinhaltete. Alle Probanden hatten zuvor eine Corona-Infektion durchgemacht.
Das Ergebnis: Bei 37 Teilnehmern (2,3 Prozent) wurde eine Myokarditis festgestellt, wobei allerdings nur neun von ihnen Symptome hatten. Sie litten an Brustschmerzen und Atemnot.
Die Studie ist nicht die erste, in der bei Leistungssportlern im Anschluss an eine Infektion mit SARS-CoV-2 eine Myokarditis diagnostiziert wurde. Im vergangenen Jahr gab es vermehrt Berichte über Herzkomplikationen bei Athleten, die zuvor an Covid-19 erkrankt waren.
Die Forscher weisen darauf hin, dass eine Myokarditis unbedingt auskuriert werden sollte, um bleibende Herzschäden zu vermeiden. Bei wie vielen Patienten die Erkrankung folgenlos ausheilt und wie viele Folgeschäden davontragen, wird sich erst in Zukunft zeigen.
Nachsorge für Covid-19-Patienten wichtig
Experten empfehlen generell Patienten, die einen milden Verlauf hatten, sich einige Monate nach Abklingen der Covid-19-Erkrankung erneut untersuchen zu lassen. Denn eine Entzündung des Herzmuskels geht nicht mit typischen Symptomen einher. Das macht es schwierig, sie rechtzeitig zu erkennen.
Wenn sich Genesene immer noch schwach und müde fühlen, wird in manchen Fällen fälschlicherweise eine chronische Erschöpfung (Fatigue) und kein Herzproblem diagnostiziert.
Wie sich eine Myokarditis erkennen lässt
In vielen Fällen treten bei einer Myokarditis Beschwerden auf, die auch bei anderen sehr viel häufigeren Herzerkrankungen wie die Herzschwäche oder dem Herzinfarkt zu finden sind, informiert die Deutsche Herzstiftung.
Demnach haben drei von vier Patienten mit Myokarditis Luftnot, jeder dritte Brustschmerzen und jeder fünfte Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern). Zudem können Abgeschlagenheit und Erschöpfung, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen auftreten.
Corona-Studie: Diese Herzprobleme nach Covid-19 bleiben häufig unbemerkt - t-online
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