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Tuesday, June 22, 2021

Covid-19 - Sollten Schwangere gegen das Coronavirus geimpft werden? - Deutschlandfunk

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Impfempfehlung für Schwangere angepasst: Nach individueller Prüfung könne eine Covid-19-Immunisierung Schwangeren "großzügig empfohlen" werden. Zuvor war die Stiko sehr zurückhaltend.

In der fünften Aktualisierung der Stiko-Impfempfehlung heißt es nun: "Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung oder mit einem erhöhten Expositionsrisiko aufgrund ihrer Lebensumstände kann nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem 2. Trimenon angeboten werden."

Mit einer generellen Impfempfehlung für Schwangere hält sich die Stiko jedoch weiterhin zurück. Dazu Marianne Röbl-Mathieu, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in der Stiko: "Wo die Evidenz fehlt, wo es keine Kontrollgruppen gibt oder vergleichsweise geringe Datenmengen, kann die Stiko nichts empfehlen", sagte Röbl-Mathieu. Das bedeute jedoch nicht, dass die Stiko etwa ein erhöhtes Risiko befürchte, sie könne es nur noch nicht ausreichend beurteilen.

Kritik von Expertinnen und Experten an der Stiko

Schwangere haben Medizinerinnen und Medizinern zufolge ein höheres Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung. Darum werden sie in den meisten Nachbarländern Deutschlands geimpft. Die WHO empfiehlt eine priorisierte Corona-Impfung für Schwangere. Die Zurückhaltung der Stiko, begründet mit der dünnen Datenlage, löste deshalb auch Kritik aus.

In einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Stand 21.05.) heißt es, auch wenn dies über die derzeit gültige STIKO-Empfehlung hinausgehe, konsentierten die Fachgesellschaften nach sorgfältig geführter Nutzen-Risiko-Abwägung zur Frage der Covid-19-Impfung von Schwangeren und Stillenden: "In informierter partizipativer Entscheidungsfindung und nach Ausschluss allgemeiner Kontraindikationen wird empfohlen, Schwangere priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff gegen Covid-19 zu impfen."

Der Mediziner Ekkehard Schleußner vom Universitätsklinikum Jena sagte im Deutschlandfunk, Schwangere erkrankten zwar nicht häufiger an Covid-19. Aber wenn sie erkrankten, sei der Verlauf unter Umständen "sehr deutlich schwerer". Man sehe mit Blick auf die Statistik auch eine erhöhte Mortalität. Ähnlich sahen es etwa auch die Virologen Christian Drosten und Alexander Kekulé.

Immunsystem ist bei Schwangeren herabgesetzt

Es gibt mehrere Hypothesen, warum eine Covid-Erkrankung bei Schwangeren schwerer verläuft. Schleußner nimmt an, dass die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft die Entzündungsmechanismen unterstützt. Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena weist darauf hin, dass das Immunsystem bei Schwangeren generell etwas herabgesetzt und die Sauerstoffaufnahme reduziert ist.

Mediziner Schleußner verweist auf neue Studien

Der Jenaer Mediziner Schleußner hatte zuletzt im Deutschlandfunk der Stiko widersprochen, die wiederholt mit der fehlenden Datenlage argumentiert. In den vergangenen Wochen seien mehrere Studien mit zahlreichen Teilnehmerinnen erschienen. Diese zeigten ganz klar, dass eine Corona-Impfung "nicht zu vermehrten schwangerschaftsspezifischen Komplikationen" führe. Auch ein erhöhtes Krankheits- oder Sterbe-Risiko der Schwangeren oder der Föten sei nicht zu erkennen. Schwangere hätten auch keine anderen oder schwereren Nebenwirkungen als Nicht-Schwangere. Die Antikörperbildung verlaufe ebenfalls in gleicher Weise. Die Antikörper gingen zudem auf das Kind über und gäben ihm demnach - wie bei anderen Erkrankungen bekannt - einen gewissen "Nestschutz".

Wie Schleußner weiter sagte, beziehen sich die bisherigen Studien auf mRNA-Impfstoffe. Bisher zugelassen in Deutschland sind diese Präparate von Biontech/Pfizer sowie Moderna. Das bedeute jedoch nicht, dass Vektor-basierte Impfstoffe potenziell gefährlich seien.

Nicht Impfstoff eine Gefahr für Ungeborene, sondern eine Erkrankung der Mutter

Mit Blick auf die Risiken für das ungeborene Kind erklärte Schleußner: Auf Basis der bisherigen Studien könne man sagen, dass vor allem Antikörper der Mutter auf den Fötus übergingen, und so gut wie keine mRNA des Impfstoffs. Die Gefahr sei nicht der Impfstoff, sondern dass die Mutter wegen einer Covid-19-Erkrankung schwer erkranken und möglicherweise sterben könnte und das Kind als Frühgeburt mit ungünstigen Umständen zur Welt kommen könnte.

Der Virologe Kekulé berichtete im MDR von einer Studie: Die Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation zu landen, sei für erkrankte Schwangere demnach im Vergleich zu Schwangeren ohne Covid-19 rund fünffach erhöht, die Wahrscheinlichkeit zu sterben 22-fach. Ein Forscherteam stellte diese Beobachtungen aus 18 Ländern im Journal "Jama Pediatrics" vor, es ging um mehr als 2.100 infizierte und nicht-infizierten Schwangere. Drosten verwies allerdings darauf, dass darunter auch Länder mit schlechteren Gesundheitssystemen seien.

Im Ärzteblatt erschienen kürzlich Daten zu Schwangeren in Deutschland. Demnach haben Schwangere überwiegend günstige Verläufe im Falle einer Covid-19-Erkrankung. Allerdings bezieht sich das auf Daten bis Oktober 2020 - wie sich die inzwischen dominante britische Variante auf Schwangere auswirkt, ist unklar. Im Hamburger Universitätsklinikum nahm die Zahl der Schwangeren auf der Intensivstation zuletzt zu. Dies könne daran liegen, dass sich das Virus vermehrt unter Jüngeren und Kindern ausbreitet. Vor allem Schwangere, die bereits Kinder haben, seien besonders gefährdet, hieß es.

In Israel gab es mehrere Todesfälle ungeimpfter, schwangerer Frauen sowie Totgeburten nach Corona-Infektionen. Israel hat eine vergleichsweise hohe Geburtenrate von durchschnittlich drei Kindern pro Frau.

Corona-Infektion erhöht möglicherweise Risiko für Totgeburten

Auf ein erhöhtes Risiko von Totgeburten durch eine Corona-Infektion bei Schwangeren deutet auch eine Studie aus Großbritannien - allerdings auf relativ niedrigem Niveau. Das legen Ergebnisse nahe, die die Forschenden in der Fachzeitschrift "American Journal of Obstetrics and Gynecology" veröffentlichten. Dafür untersuchten sie Geburten bei 340.000 Frauen im größten britischen Landesteil England zwischen Mai 2020 und Januar 2021.

Von diesen wurden 3.527 Frauen positiv auf das Coronavirus getestet, als sie ins Krankenhaus kamen. 30 von ihnen erlitten eine Totgeburt, also verloren ihr Baby mindestens 24 Wochen nach Beginn der Schwangerschaft. Der von den Forschern ermittelte Schnitt von 8,5 je 1.000 Frauen liegt deutlich über dem Schnitt von 3,4 je 1.000 Frauen bei negativ getesteten Schwangeren. Ein ähnliches Bild ergab die Studie bei Frühgeburten, also einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche. Diese erfolgte bei 12 Prozent der Corona-Infizierten, aber nur bei 5,8 Prozent der negativ Getesteten.

Die Forscher betonten, das Risiko für Tot- oder Frühgeburten bleibe weiterhin sehr gering. Es sei aber wichtig, dass mögliche Gefahren bekannt sind.

Israel empfiehlt schon lange Impfung für Schwangere - andere Länder folgen

In Israel wird im Gegensatz zu Deutschland bereits seit Januar die Impfung von Schwangeren ausdrücklich empfohlen. Der israelische Gynäkologenverband schrieb, die Covid-19-Erkrankung könne während der Schwangerschaft Schaden anrichten, bei Schwangeren einen schwereren Krankheitsverlauf auslösen und Frühgeburten verursachen. Deshalb sei es wichtig, sich impfen zu lassen. Man empfehle eine Immunisierung aller Schwangeren, die dies wünschten. Dies gelte besonders, wenn sie gefährdet seien, mit dem Virus in Kontakt zu kommen oder Vorerkrankungen hätten, die das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhten. Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt Schwangeren inzwischen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

In Großbritannien wies das Joint Committee on Vaccination and Immunisation (JCVI) darauf hin, dass etwa 90.000 schwangere Frauen in den Vereinigten Staaten geimpft worden seien. Dies sei hauptsächlich mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna geschehen, ohne dass Sicherheitsbedenken aufgekommen seien. Basierend auf diesen Daten rate das JCVI, dass es vorzuziehen sei, schwangeren Frauen in Großbritannien diese mRNA-Impfstoffe anzubieten, sofern diese verfügbar seien. Auch in Frankreich und seit Kurzem in Österreich werden Schwangere geimpft.

(Stand: 12.06.)

Weiterführende Artikel zum Coronavirus

In unserem Nachrichtenblog finden Sie einen regelmäßig aktualisierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen. Lesen Sie auch:

+ Lage: Infektionszahlen in Deutschland (Stand 22.06.)

+ Auslands-Urlaub: Liste der Risikogebiete (Stand 18.06.)

+ Inlands-Urlaub: Regelungen in den Bundesländern (Stand 16.06)

+ Mutation: Informationen über die Delta-Variante (Stand: 14.06.)

+ Vakzine: Nebenwirkungen der Impfstoffe (Stand 18.06.)

+ Bildung: Wie geht es im Herbst weiter für die Schulen? (Stand 21.06.)

+ Kinder: Wie sinnvoll sind Covid-Impfungen für Kinder? (Stand 13.06.)

+ Schwangere: Sollten sich angehende Mütter impfen lassen? (Stand 12.06.)

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