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Friday, July 9, 2021

Tote unter Corona-Geimpften: Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz - t-online.de

Kürzlich sorgten Zahlen aus Großbritannien für Aufregung: Unter den 117 in einer Woche an Covid-19 Verstorbenen waren 50 doppelt geimpft. Was bedeutet das für das individuelle Risiko?

Mehr als 40 Prozent der in Großbritannien binnen einer Woche im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion Verstorbenen hatten zuvor zwei Impfdosen erhalten. Die Verunsicherung ist groß: Wirken die Impfungen also nicht? 

Fest steht: Großbritannien kämpft mit der wesentlich ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus. Auch in Deutschland ist diese erstmals in Indien aufgetretene Mutante mittlerweile vorherrschend. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen hierzulande 59 Prozent aller Neuinfektionen auf diese Variante zurück. 

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Impfstoffe wirken zu mehr als 90 Prozent

Nach einer Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) wirken die Impfstoffe auch gegen die Delta-Variante. Zwei Impfungen mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer verhinderten in 96 Prozent der Fälle eine stationäre Behandlung. Für das Vakzin von Astrazeneca lag die Quote bei 92 Prozent. Nun kündigte Biontech/Pfizer an, den Impfschutz durch eine dritte Impfung erhöhen zu wollen. 

Klar ist: Zu 100 Prozent wirken die Vakzine nicht. Risikogruppen bleiben Ältere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa Patienten, die auf Medikamente angewiesen sind, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), oder Krebspatienten in der Chemotherapie. Sie bilden oft keine ausreichende Immunantwort.

Das führt zu der paradoxen Situation, dass, je weiter die Impfkampagne voranschreitet, in diesen Risikogruppen auch mehr Tote zu beklagen sind. Sie waren die ersten, die geimpft wurden. Die jüngeren Ungeimpften haben ein vergleichsweise sehr geringes Sterberisiko und fließen daher in die Todesstatistik nicht ein.

Mit dem Restrisiko leben lernen

Ein Restrisiko einer Corona-Infektion mit schwerem oder gar tödlichem Krankheitsverlauf bleibt also weiterhin. Was bedeutet das für jeden Einzelnen? t-online hat mit dem Risikoforscher Ortwin Renn gesprochen, einem der wissenschaftlichen Direktoren des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam.

t-online: Herr Renn, warum verunsichern uns solche Zahlen wie die aus Großbritannien so sehr? Klar ist doch: Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht im Leben, weder bei Corona noch anderswo.

Ortwin Renn: Das stimmt. Aber es fällt uns Menschen schwer, das zu akzeptieren. Einen hundertprozentigen Schutz vor Corona werden wir nie erreichen. Aber der Mensch orientiert sich gern an der Formel: wenn A dann B. Also: Wenn ich geimpft bin, bin ich geschützt. Das stimmt aber eben nicht zu 100 Prozent.

Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit, als doppelt geimpfte Person schwer zu erkranken oder gar zu versterben, ist sehr gering. Aus der Zeit, als die Alpha-Variante dominierte, gab es Zahlen aus Israel, nach denen sich nur 0,1 Prozent der Geimpften überhaupt infizierten. Und von denen musste auch nur ein Bruchteil ins Krankenhaus. Die Gefahr ist also verschwindend gering. 

Aber warum macht sie uns trotzdem Angst?

Das ist der gleiche Effekt wie beim Lottospielen, nur umgedreht. Beim Lotto liegt die Chance auf den Hauptgewinn bei 1 zu 140 Millionen. Trotzdem spielen die Menschen Woche für Woche, denn sie glauben: Ich könnte der eine sein. Bei Corona denken sie dann: Ich könnte der seltene Pechvogel sein, der sich trotz Impfung infiziert und vielleicht sogar stirbt.

Das ist ein ähnliches Phänomen wie bei den Diskussionen über den Impfstoff von Astrazeneca ...

Richtig. Die Wahrscheinlichkeit, nach der Impfung mit Astrazeneca eine Hirnvenenthrombose zu erleiden, liegt bei 1 zu 100.000. Das heißt, 99.999 bekommen sie nicht. Dennoch wurde schnell überreagiert. Statt Risiko und Nutzen der Impfung gründlich abzuwägen, wurden die Impfungen mit dem Vakzin zunächst ausgesetzt und dann für eine andere Altersgruppe empfohlen. Die Konsequenz: Der Impfstoff wurde zum Ladenhüter.

Menschen reagieren oft irrational. Welche Reaktionen beobachten Sie generell bei Risiken wie der Gefahr einer Corona-Infektion?

Wir unterscheiden drei verschiedene Typen:

Der Fluchttyp ist extrem verunsichert und fühlt sich sehr verletzbar. Diese Menschen haben das Haus seit Pandemiebeginn manchmal kaum verlassen, gingen nicht einmal mehr einkaufen.

Der kämpferische Typ kann den Stresstest nicht bewältigen, ohne etwas zu tun. Das kann in die eine wie die andere Richtung gehen. Als es im vergangenen Jahr räumlich begrenzte Corona-Ausbrüche gab, wurden zum Beispiel Autos von Menschen zerkratzt, die aus dem betroffenen Landkreis in einen anderen gefahren waren. Man versuchte also, auf diese aggressive Art das eigene Umfeld zu schützen.

Aber kämpferische Typen bringen auch sehr positive Dinge hervor. So wurden zum Beispiel Nachbarschaftshilfen organisiert, die für die alten Menschen einkaufen gingen.

Und dann gibt es den Typus, der die Gefahr ausblendet oder ignoriert. Der macht uns in der Pandemiebekämpfung die meisten Probleme. Das sind Menschen, die die Gefahr einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Die informieren sich nicht über das Virus und halten sich an die verhängten Regeln nur dann, wenn es von außen kontrolliert wird. 

Zu Hause oder im privaten Kreis machen sie aber meist einfach weiter wie vorher. Diese Menschen halten sich oft für unverwundbar und werden so schnell zu Virusverbreitern.

Und neigen dann zum Beispiel auch zu Verschwörungstheorien?

Ja, das sehen wir in Krisen immer wieder. Neben den üblichen Impfgegnern, die entweder die Existenz von Viren generell leugnen oder aus religiös-naturalistischen Gründen meinen, die Natur und/oder Gott regele das alles schon, gibt es dann die Personen, die hinter allem einen großen finsteren Plan von Bösewichten wittern.

Je nach Ausprägung geht es dabei um die böse Pharmaindustrie, die Pandemien erfindet, um ihre Produkte zu verkaufen. Oder eine globale Elite, die als heimliche Macht die Welt beherrscht und rücksichtslos gegen alle vermeintlichen Gegner vorgeht.

Einige Menschen reagieren auf diesen Corona-Schock ja mit besonderer Skepsis, scheuen auch als doppelt Geimpfte weiter den menschlichen Kontakt. Bekannt wurde das Phänomen unter dem Begriff "Cave-Syndrom".  Wie schätzen Sie das ein: Wann wird sich die Lage normalisieren?

Das Cave-Syndrom betrifft nur eine relativ kleine Gruppe von Menschen. Ich rechne damit, dass wir relativ bald zur Nach-Corona-Normalität finden. Vielleicht müssen wir uns jedes Jahr impfen lassen, ähnlich wie gegen Grippe.

Wenn die Gefahr einer vierten Welle im Herbst gebannt werden kann, rechne ich damit, dass spätestens Anfang nächsten Jahres eine Nach-Corona-Normalität da sein wird. Allerdings ist mit einigen Folgewirkungen zu rechnen. Solche Dinge wie Homeoffice oder Digitalkonferenzen statt Geschäftsreisen haben sich schließlich bewährt. Da kann man davon ausgehen, dass diese andere Art des Arbeitens bleiben wird. Oder auch die Frage, ob es wirklich so wichtig ist, viel und dauernd konsumieren zu müssen. Man hat ja im Lockdown gesehen: Das geht auch ohne. Das wären positive Auswirkungen der Pandemie.

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