Die Sommerferien sind an vielen Orten Deutschlands vorbei. Die Coronapandemie ist es nicht, die vierte Welle läuft. Dennoch kehren die meisten Schülerinnen und Schüler in ihre Klassenräume zurück. Zu viel Stoff wurde versäumt, zu wichtig ist, dass alle wieder gemeinsam lernen, sich alle wieder sehen können.
Ein aktueller Fallbericht aus den USA zeigt jedoch, was passiert, wenn die Delta-Variante des Coronavirus auf eine komplett ungeimpfte Klasse trifft. In einer Grundschule in Kalifornien war eine ungeimpfte Lehrerin zwei Tage lang trotz Symptomen zur Arbeit gekommen. Sie fühlte sich schlapp, die Nase war verstopft. Folgen einer allergischen Reaktion, dachte sie, wie aus einem Bericht der US-Gesundheitsbehörde CDC hervorgeht. Als noch Husten, Fieber und Kopfschmerzen dazukamen, blieb die Lehrkraft zu Hause und ließ sich auf das Coronavirus testen.
Das Ergebnis: positiv.
In den folgenden Tagen wurde fast die gesamte Schule untersucht. In der Klasse der Lehrerin infizierten sich zwölf von 24 Kindern, schreiben die US-Behörden. Besonders gefährdet war, wer in den ersten zwei Reihen saß und damit besonders nah am Lehrerpult. Dort steckten sich acht von zehn Schülerinnen und Schülern an. In den drei weiteren Reihen waren vier von 14 Kindern betroffen, wie aus der folgenden Grafik hervorgeht. An jedem Tisch saß nur ein Kind.
Am Ende infizierte sich die halbe Klasse, obwohl die Tür sowie die beiden Fenster offenstanden und ein Luftfilter vor der Tafel installiert war. Allerdings hatte die Lehrerin, anders als vorgeschrieben, der Klasse gelegentlich ohne Maske laut vorgelesen. Die Kinder waren alle noch zu jung, um geimpft zu werden. Laut Gesprächen mit den Eltern hielten sich die Schülerinnen und Schüler jedoch weitgehend an die Regel, in Innenräumen Masken zu tragen und Abstand zu halten.
Weiterer Ausbruch in der Nachbarklasse
Der Ausbruch beschränkte sich nicht nur auf die eine Klasse. In einer Nachbarklasse kam es ebenfalls zu Ansteckungen. Von 18 Kindern infizierten sich dort sechs. Auch in dieser Gruppe waren alle noch zu jung, um geimpft zu werden. Zwar konnten die Behörden nicht rekonstruieren, wie genau das Virus von der einen zur anderen Gruppe gelangte. Zwischen den beiden Klassenräumen befand sich ein Innenhof mit Tischen, die gesperrt waren. Untersuchungen des Virus sprechen jedoch dafür, dass die Ausbrüche zusammenhängen. Außerdem kam es zu acht Folgefällen unter Eltern und Geschwistern, davon drei bei voll geimpften Erwachsenen.
Von den am Ende insgesamt 27 Infizierten entwickelten 22 Symptome. Am häufigsten waren Fieber, Kopfschmerzen, Husten und Halsschmerzen. Auch die geimpften Erwachsenen klagten über Beschwerden. Das Gute: Niemand von den Betroffenen erkrankte so schwer, dass er oder sie ins Krankenhaus musste.
Der Fall verdeutlicht, wie schnell sich die Delta-Variante unter Ungeimpften verbreiten kann. Vor diesem Hintergrund wirken pragmatische Ansätze fraglich wie der Berliner Beschluss, nur noch Kinder und Jugendliche mit einem positiven PCR-Test in Quarantäne zu schicken – und abgesehen von den engsten Familienmitgliedern keine Kontaktpersonen mehr zu ermitteln.
Den US-Behörden zufolge war die Lehrerin, von der der Ausbruch ausging, eine von nur zwei ungeimpften Lehrkräften an der gesamten Schule. Bis zum Ende ließ sich nicht klären, wo sich die Person infiziert hatte. Neben dem Ziel, alle infrage kommenden Menschen zu impfen, sei es enorm wichtig für die Sicherheit an Schulen, die Coronaregeln strikt einzuhalten, schreiben die US-Behörden. Neben dem Lüften und regelmäßigen Tests zählen dazu vor allem das Tragen von Masken und der Appell, bei Symptomen zu Hause zu bleiben.
Auch, wenn man denkt: Die Nase ist nur verstopft. Das wird schon nicht Corona sein.
Anmerkung: In einer früheren Version war von einem Lehrer die Rede. Tatsächlich handelte es sich aber um eine Lehrerin. Wir haben die Textstellen entsprechend angepasst.
Grundschule in Kalifornien: Wie eine Lehrerin ihre halbe Klasse infizierte - DER SPIEGEL
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