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Wednesday, September 1, 2021

Bewegungstherapie verringert Schmerzen bei Muskel-Skelett-Erkrankungen - Heilpraxisnet.de

Rückenschmerzen und Co: Bewegungstherapie hilft

Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Bewegung nicht nur Erkrankungen vorbeugt, sondern auch Schmerzen, etwa bei Muskel-Skelett-Erkrankungen lindern kann. Doch Forschende berichten nun, dass der Effekt eines Bewegungstrainings und der einer Placebobehandlung gleich groß ist.

Andauernde chronische Schmerzen haben viele negative Konsequenzen, zu denen häufig auch ein körperliches Schonverhalten gehört. Doch Bewegung ist trotz Schmerzen unerlässlich, sagen Fachleute. Häufig wird hier zu einer sogenannten Bewegungstherapie geraten. Doch wie lindert diese Behandlung Schmerzen?

Schmerzintensität wird verringert

Laut einer aktuellen Mitteilung hat Prof. Dr. Daniel Belavy von der Hochschule für Gesundheit in Bochum gemeinsam mit einem australischen Forschungsteam um den Wissenschaftler Dr. Clint Miller untersucht, wie wirksam Bewegungstherapie bei Muskel-Skelett-Erkrankungen ist.

Das Fazit ihrer Literaturstudie: Ein Bewegungstraining verringert zwar die Schmerzintensität bei Muskel-Skelett-Erkrankungen besser als eine medizinische Standardversorgung, es gibt aber noch nicht genügend Studien, die die Wirksamkeit gegenüber dem Placeboeffekt abgrenzen.

Die Ergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden in der Fachzeitschrift „Sports Medicine“ veröffentlicht.

Erkenntnisse aus Studien zusammengefasst und verglichen

Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu denen zum Beispiel Rückenschmerzen oder Fibromyalgie zählen, haben ein gemeinsames Hauptsymptom: Schmerzen. Gegen diese wird oft eine Bewegungstherapie empfohlen.

Allerdings ist bislang unklar, inwieweit der Therapie-Erfolg durch Faktoren wie den Placeboeffekt oder eine natürliche Besserung im Verlauf der Erkrankung bestimmt werden. Als Placeboeffekt wird das Auftreten einer Wirkung durch die Gabe von Tabletten ohne Wirkstoff oder von sogenannten Scheinbehandlungen bezeichnet.

Daher hat sich das Forschungsteam um Prof. Dr. Daniel Belavy, Physiotherapie-Professor an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und Dr. Clint Miller, Dozent am Institute for Physical Activity and Nutrition der Deakin University im australischen Melbourne, die Studienlage zum Thema Bewegungstherapie gegen Schmerzen einmal genauer angesehen.

Die Fachleute haben die Erkenntnisse von 79 einzelnen Studien in einer systemischen Übersichtsarbeit zusammengefasst und verglichen.

Gleich großer Effekt

„Nach unseren Ergebnissen sind der Effekt eines Bewegungstrainings und der einer Placebobehandlung gleich groß. Die Evidenzgrundlage ist allerdings noch nicht so ausgeprägt, wie es zu wünschen wäre“, erläutert der Physiotherapiewissenschaftler Prof. Dr. Daniel Belavy.

Den Angaben zufolge hatte die Forschungsgruppe nur vier Studien gefunden, die Bewegungstherapie und eine Placebo-Anwendung verglichen haben.

„Wir wissen aus anderen Studien, dass das Ritual des Besuchs bei einem Physiotherapeuten zur Behandlung, die Vorerfahrungen des Patienten und eine ganze Reihe anderer Faktorenbeeinflussen können, wie sehr eine Person von dieser Behandlung profitiert“, so Clint Miller.

„Uns ist wichtig zu betonen, dass die Bewegungstherapie und die damit verbundenen Faktoren der Behandlung nach wie vor wirksamer sind als eine medizinische Standardversorgung. Es muss lediglich besser erforscht werden, worauf die Wirksamkeit beruht“, sagt Miller.

Wissenslücke schließen

„Diese Wissenslücke, die wir in unserer Studie aufgezeigt haben, sollte dringend geschlossen werden, da die Fragestellung von grundlegender Bedeutung ist. Wir wissen, dass sich Bewegungstraining positiv auf viele Erkrankungen auswirkt“, ergänzt Belavy.

„Daher ist es wichtig zu wissen, ob unser Ergebnis in weiteren Studien fortbestand hat und wenn ja, wie der Erfolg des Bewegungstrainings zustande kommt. Mit dieser Information können wir auch andere Behandlungen besser steuern und optimiert einsetzen, um dem Patienten zu maximal möglichen Erfolg zu verhelfen.“

Den Fachleuten zufolge wäre es bei zukünftigen Studien zu Muskel-Skelett-Erkrankungen wichtig, immer die drei Optionen: Bewegungstherapie, Placebotherapie und keine Therapie miteinander zu vergleichen. Nur so könne am Ende sicher festgestellt werden, wie groß der Einfluss jeder Option auf die Schmerzlinderung sei. (ad)

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:

Alfred Domke

Quellen:

  • Hochschule für Gesundheit: Wie lindert Bewegungstraining Schmerzen?, (Abruf: 01.09.2021), Hochschule für Gesundheit
  • Clint T. Miller, Patrick J. Owen, Christian A. Than, Jake Ball, Kate Sadler, Alessandro Piedimonte, Fabrizio Benedetti & Daniel L. Belavy: Attempting to Separate Placebo Effects from Exercise in Chronic Pain: A Systematic Review and Meta-analysis; in: Sports Medicine, (veröffentlicht: 27.08.2021), Sports Medicine

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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