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Saturday, September 18, 2021

Darmbakterien beeinflussen Gesundheit der Gelenke - Heilpraxisnet.de

Warum die Ernährung rheumatische Erkrankungen beeinflusst

Das Mikrobiom im Darm, umgangssprachlich als Darmflora bezeichnet, hat weitreichende Auswirkungen auf die komplette Gesundheit des Menschen, wie Studien der letzten Jahre immer wieder gezeigt haben. Welche Verbindung zwischen Darm und Gelenken besteht und wie sich dies auf die Gesundheit auswirkt, erläutern Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.

Offenbar können Darmbakterien sowohl entzündliche Prozesse in den Gelenken fördern sowie hemmen. Die Ernährung scheint dabei eine wichtige Stellschraube zu sein. Professor Dr. med. Georg Schett erläutert auf der Pressekonferenz zum Deutschen Rheumatologiekongress 2021 welche Verbindung zwischen Darm und Gelenken besteht und wie dies therapeutisch genutzt werden könnte.

Die Darm-Gelenk-Achse

Erst kürzlich erweiterte eine Studie das Wissen über die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Dabei zeigten Forschende, dass Immunzellen aus dem Darm in das Gehirn einwandern. Neben der Verbindung zum Gehirn beeinflusst der Darm aber auch die Gelenke. „Die Darm-Gelenk-Achse, also eine Verbindung von Darm und Gelenken, ist seit Langem bekannt“, bestätigt Professor Schett. Er ist Leiter der Klinik für Rheumatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Erlangen.

„Ärzte beobachten immer wieder, dass es bei einer Darminfektion zu einer Gelenkentzündung kommt“, fährt Schett fort. Auch Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa leiden ihm zufolge häufig unter Gelenkbeschwerden. Wie es zu dieser Verbindung kommt, konnte ein deutsches Forschungsteam kürzlich ansatzweise aufklären.

Störungen in der Darmbarriere

Die Forschenden konnten zeigen, dass Rheuma-Betroffene häufig eine Barrierestörung im Darm haben. Infolgedessen kommen Darmbakterien mit Immunzellen in Kontakt. Aus dieser Begegnung kann eine entzündliche Reaktion resultieren, die auf die Gelenke übergreift. „Immunzellen aus dem Darm können in das Gelenk einwandern und dort die rheumatische Entzündung fördern“, verdeutlicht Professor Schett.

Undichte Stelle im Darm entdeckt

Die verfügbaren Studien zu diesem Thema deuten darauf hin, dass die undichten Stellen im Darm zwischen den einzelnen Schleimhautzellen liegen. Diese Verbindungen werden als „tight junctions“ bezeichnet. Gewöhnlich sind die Schleimhautzellen durch eine Art natürlichen Kleber fest miteinander verbunden.

Löst ein Protein die Klebestellen auf?

Die neusten Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Protein namens Zonulin in der Lage ist, die Klebestellen zwischen den Schleimhautzellen zu lösen. Zonulin wird von den Darmzellen selbst gebildet. Die Produktion des Proteins wird durch Darmbakterien angeregt. Die Arbeitsgruppe, in der Professor Schett Forschungsleiter ist, fand darüber hinaus heraus, dass bei Rheuma-Betroffenen vermehrt Zonulin im Darm gebildet wird.

Neuer Behandlungsansatz gegen Darmbarriere-Störungen

Im Mausmodell konnten die Forschenden beobachten, wie es bei stark erhöhter Produktion von Zonulin bei den Mäusen zu Gelenkentzündungen kam. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ publiziert.

Die Hemmung des Proteins ist somit ein vielversprechender neuer Behandlungsansatz bei Gelenkbeschwerden. Nach Angaben des Forschungsteams wird derzeit in klinischen Studien ein Wirkstoff namens Larazotid getestet, der Zonulin blockiert. Der Wirkstoff wird an Probandinnen und Probanden erprobt, die unter der Darmkrankheit Zöliakie leiden.

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Laut dem Forschungsteam kommt auch eine Umstellung der Ernährung als Behandlungsmöglichkeit in Betracht. Aus früheren Forschungsarbeiten geht bereits hervor, dass Darmbakterien antientzündliche Substanzen bilden, wenn ihnen die richtigen Bausteine zur Verfügung gestellt werden. „Es handelt sich um kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure, die über die Schleimhaut ins Blut gelangen“, erklärt Schett. Diese Substanzen können in den Gelenken und an anderen Stellen im Körper Entzündungen lindern.

Wie bilden die Darmbakterien diese Substanzen?

Wie Schett berichtet, werden die kurzkettigen Fettsäuren aber nur von den Darmbakterien gebildet, wenn die zugeführte Nahrung genügend Pflanzenfasern enthält. In einer kleinen Studie, die im Fachjournal „Nutrients“ erschien, wurde bereits untersucht, ob Darmbakterien auf diese Weise gezielt „angefüttert“ werden können. Dazu erhielten 29 Teilnehmende mit Rheuma über 30 Tage spezielle Ballaststoff-Riegel.

Blutproben der Teilnehmenden zeigten tatsächlich einen Anstieg der kurzkettigen Fettsäuren nach dem einmonatigem Ballaststoffriegel-Konsum. In Stuhlproben der Probandinnen und Probanden wurde zudem vermehrt Darmbakterien nachgewiesen, die solche kurzkettigen Fettsäuren produzieren. Klinisch untersucht wurde allerdings noch nicht, ob und wie stark diese Darmbakterien Beschwerden lindern können. Schett zeigt sich hier zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass die Ernährung über die Darmbakterien einen substanziellen Einfluss auf die Entwicklung von Arthritis ausüben kann.“ (vb)

Lesen Sie auch: Darm-Hirn-Achse eröffnet neue Therapieansätze bei Krebs und Autoimmunerkrankungen.

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:

Diplom-Redakteur (FH) Volker Blasek

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: Neue Erkenntnisse zur Verbindung von Darm und Gelenken (veröffentlicht: 15.09.2021), dgrh.de
  • Narges Tajik et al. Targeting zonulin and intestinal epithelial barrier function to prevent onset of arthritis; in: Nature Communications, 2020, nature.com
  • Kerstin Dürholz et al. Dietary Short-Term Fiber Interventions in Arthritis Patients Increase Systemic SCFA Levels and Regulate Inflammation; in: Nutrients, 2020, mdpi.com

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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