Der Oktober lugt schon langsam über den Gartenzaun und wartet darauf, seinen Vorgänger abzulösen. Mit im Gepäck hat er vermutlich etwas kältere Temperaturen, bunte Blätter – und Influenza-Viren.
Traditionell geht die Grippesaison von Kalenderwoche 40, also Anfang Oktober, bis Kalenderwoche 20 des darauffolgenden Jahres. In der vergangenen Saison war die Grippe kaum spürbar. Gerade einmal 564 Grippefälle registrierte das RKI. Grund dafür sind laut Expert:innen die Corona-Schutzmaßnahmen wie Schulschließungen, Hygieneregeln und das Tragen von Masken. Nicht nur Corona konnte so etwas eingedämmt werden, sondern auch die Grippe.
Einige Mediziner:innen befürchten nun, dass die kommende Grippesaison umso heftiger ausfallen könnte. Denn ein Großteil der Bevölkerung hat im vergangenen Jahr keine Grippeviren abbekommen, konnte sich folglich so auch nicht dagegen immunisieren. Der jüngste "Grippebooster" wurde also im Grunde ausgelassen. Aber das sind nur Annahmen, die auf Rechenmodellen basieren. Eine generelle Aussage lässt sich laut RKI dazu noch nicht machen.
Wer sollte sich jetzt gegen Grippe impfen lassen?
Aktuell empfiehlt die STIKO eine Influenza-Impfung für alle Personen ab 60 Jahren, Schwangere ab dem 2. Trimenon, Personen mit Vorerkrankungen wie etwa chronischen Erkrankungen der Atemwege oder Herz-Kreislauferkrankungen (vollständige Liste hier), Bewohner:innen von Pflege- und Altenheimen sowie Personen, die einem erhöhten beruflichen Risiko ausgesetzt sind, sich mit Influenza zu infizieren. Gerade während der Corona-Pandemie wird diesen Personen die Impfung empfohlen, damit sie vor schweren Grippeverläufen geschützt sind und Engpässe in Krankenhäusern vermieden werden können.
"Wir haben in allen vergangenen Influenzasaisons gesehen, dass die Impfquote in Deutschland und Europaweit suboptimal sinkt. Ziel Nummer eins ist es, die Menschen, die ein hohes Risiko für Grippe haben – das sind übrigens die gleichen Menschen die ein hohes Risiko für Covid-19 haben – zu impfen", erklärt Prof. Dr. Carlos A. Guzmán vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. In der Grippesaison 2019/20 hatten sich laut RKI nur 38,8 Prozent der ab 60-jährigen gegen Influenza impfen lassen.
Welcher Impfstoff wird empfohlen?
Derzeit empfiehlt die STIKO quadrivalente bzw. tetravalente Influenzaimpfstoffe. Das heißt sie bieten Schutz gegen vier Virussubtypen. Zwei davon stammen aus der Influenza-A-Viruslinie, die anderen beiden aus der B-Viruslinie. Von diesen vier Gruppen zirkulieren weltweit unterschiedliche Varianten.
Der Grippeimpfstoff enthält Bestandteile der Virusvarianten, die in der kommenden Grippesaison erwartet werden. Um herauszufinden, welche Bestandteile genau in den Impfstoff der Folgesaison kommen, untersuchen Referenzlaboratorien kontinuierlich, welche Influenza-Virus-Stämme weltweit zirkulieren. Aus diesen Informationen wird von der WHO dann eine Zusammensetzung des Influenza-Impfstoffes für die Nordhalbkugel und für die Südhalbkugel ausgesprochen. Kurz gesagt: der Grippeimpfstoff für die kommende Grippesaison basiert auf Informationen der vergangenen Grippesaison. Und weil sich die Grippeviren ständig anpassen, muss jedes Jahr aufs Neue ein Grippeimpfstoff zusammengestellt werden. Aber es wird auch schon seit längerer Zeit an einem universellen Grippeimpfstoff geforscht, der sehr viel seltener aufgefrischt werden müsste.
Für Menschen ab 60 Jahren wird im Übrigen ein Hochdosis-Impfstoff empfohlen, weil diese im Vergleich zu Jüngeren ein weniger effektives Immunsystem haben und gewissermaßen einen zusätzlichen Anstupser brauchen, um dieses in Gang zu bringen.
Wie wirksam ist der aktuelle Grippeimpfstoff?
Wie wirksam der aktuelle Grippeimpfstoff für die kommende Grippesaison sein wird, kann man im Voraus nicht sagen, weil man noch nicht weiß, welche Virenstämme im Winter tatsächlich zirkulieren werden, erklärt Dr. Susanne Reimring vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Und auch eine Prognose zum Verlauf der bevorstehenden Grippewelle ist laut RKI nicht möglich.
Sollte sich herausstelle, dass tatsächlich andere Virenstämme zirkulieren als zuvor angenommen, kann man den Impfstoff leider nicht im Nachhinein einfach anpassen. Die Produktion ist laut Reimring üblicherweise sehr zeitintensiv und kann bis zu acht Monate dauern, weswegen die WHO ihre Empfehlung auch schon Anfang des Jahres herausgibt. "Falls der Impfstoff nicht zu den zirkulierenden Varianten passt, heißt das aber nicht, dass er gar nicht wirkt, sondern nur, dass die Effektivität reduziert sein kann", sagt Susanne Reimring. Im Grunde ist es jedes Jahr ein kleines bisschen wie Lotto spielen, nur dass die Wahrscheinlichkeit einen Treffer zu landen doch viel höher ist.
Aktuell stehen laut Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland rund 18,9 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung (Stand: 19.09.2021). Insgesamt sollen es laut Bundesgesundheitsministerium für die kommende Saison über 26 Millionen Dosen sein. Der richtige Zeitpunkt zum Impfen ist übrigens ab Anfang Oktober bis Mitte Dezember. Normalerweise nimmt die Grippewelle nach dem Jahreswechsel an Fahrt auf. Für die Risikogruppen gilt also: rechtzeitig impfen lassen, damit das Risiko schwerer Grippeerkrankungen minimiert wird.
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