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Wednesday, September 8, 2021

Warum Diabetiker schwerer an COVID-19 erkranken - Deutsches Ärzteblatt: Aktuelles aus Gesundheitspolitik und Medizin

/natchas, stockadobecom

Ann Arbor/Michigan – Ein Mangel an einem Enzym, der bereits mit einer gestörten Wundheilung in Ver­bindung gebracht wurde, könnte erklären, warum eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei Typ-2-Diabetikern häufig einen tödlichen Zytokinsturm auslöst.

Die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2021; 118: e2101071118) vorgestell­ten Ergebnisse würden eine gute Wirkung von Interferonen bei der Erkrankung erklären, die jedoch bis­her nicht belegt werden konnte.

Adipositas und Typ-2-Diabetes gehören zu den wichtigsten und in westlichen Ländern häufigsten Risiko­faktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19. Für den Tod der Patienten wird ein Zytokinsturm ver­antwortlich gemacht. Als Initiator gelten die Makrophagen, die als ein zentraler Akteur der angeborenen Immunabwehr die Zytokine freisetzen.

Ein Team um Katherine Gallagher von der Universität von Michigan in Ann Arbor hat die Rolle von Ma­kro­phagen an Mäusen untersucht. Bei den Mäusen kann durch eine Infektion mit dem murinen Hepatitis-Virus A59 (MHV-A59), das zu den Coronaviren gehört, ein Zytokinsturm ausgelöst werden.

Die Viren erreichen dies, indem sie die Bildung des Enzyms SETDB2 senken. SETDB2 gehört zu den His­ton-Methyltransferasen, die durch Anhängen von Methylgruppen das Ablesen bestimmter Gene verhin­dern.

Interessanterweise ist die Aktivität von SETDB2 bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ohnehin vermindert. In einer früheren Studie hatte Gallagher dies in schwer verheilenden Wunden zeigen können, die zu den häufigen Komplikationen des Typ-2-Diabetes gehören.

Die Forscherin ist überzeugt, dass die verminderte Produktion von SETDB2 in den Makrophagen für die Wundheilungsstörungen verantwortlich ist (Immunity 2019; 51: 258-271). Eine Infektion mit SARS-CoV-2 könnte die durch den Typ-2-Diabetes verminderte SETDB2-Produktion weiter senken. Gallagher spricht von einem Doppelschlag („double hit“).

Ihre aktuellen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Produktion von SETDB2 durch den JAK-STAT-Sig­nalweg aktiviert wird. Falls dies zutreffen sollte, könnten Interferone ein wirksames Mittel sein, um einen Zytokinsturm bei COVID-19 zu verhindern.

Der JAK-STAT-Signalweg wird in den Zellen nämlich durch Interferone gestartet. Interferone gehören zu den Signalstoffen der angeborenen Immunantwort. Ihr Nutzen in der Behandlung von COVID-19 wird derzeit in klinischen Studien untersucht.

Die bisher publizierten Ergebnisse, etwa in der Solidarity-Studie der Weltgesundheitsorganisation, konnten jedoch nicht überzeugen, so dass Interferone derzeit nicht zu den empfohlenen Wirkstoffen gehören.

Dies schließt allerdings nicht aus, dass die Behandlung beim richtigen Patienten (etwa Typ-2-Diabetes) zum richtigen Zeitpunkt (etwa dem Beginn des Zytokinsturms) wirksam sein könnte, was allerdings noch in klinischen Studien belegt werden müsste. © rme/aerzteblatt.de

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