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Wednesday, October 27, 2021

Coronavirus-Varianten: Das wissen wir über Delta-Plus - BR24

Die Delta-Variante ist seit Sommer 2021 weltweit für die meisten Coronavirus-Infektionen verantwortlich. In Großbritannien wurde allerdings im Juni 2021 eine neue Untervariante entdeckt, die mittlerweile in immer mehr Proben nachgewiesen wird. In der ersten Oktoberwoche wurde die Variante Delta-Plus oder offiziell AY.4.2 nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency bei knapp sechs Prozent der untersuchten Proben festgestellt. In den beiden Wochen davor lag der Anteil bei 3,8 beziehungsweise 5,2 Prozent.

Ende Oktober erklärte die Behörde AY.4.2 zur Variante unter Beobachtung (variant under investigation). Bei Delta-Plus besteht übrigens Verwechslungsgefahr: Mitte des Jahres wurde die Delta-Untervariante AY.1, auch Nepalvariante genannt, auch als Delta-Plus bezeichnet. Diese ist jedoch eine andere Untervariante als AY.4.2.

Delta-Plus ist nicht mit Alpha oder Delta vergleichbar

Der Subtyp AY.4.2 wurde auch schon in anderen Ländern wie Russland, den USA und Israel gefunden. In Deutschland wurde er seit Anfang Juli laut Robert Koch-Institut rund 280 Mal nachgewiesen. Allerdings wird nur ein kleiner Teil der Proben darauf untersucht, welche Variante des Coronavirus vorliegt. Delta-Plus unterscheidet sich in zwei Mutationen (Y145H and A222V) im Spike-Protein von der verbreiteten Delta-Variante. Diese beiden Mutationen wurden auch schon bei anderen Varianten festgestellt. Die erste Variante, die beide Mutationen aufwies, wurde bereits zu Beginn der Pandemie im April 2020 entdeckt.

Delta-Plus sein kein Grund zur Sorge

Delta-Plus hat auch weitere Mutationen, die sie zum Teil mit anderen Varianten wie Alpha gemeinsam hat. Diese Mutationen machen Delta-Plus aber nicht automatisch gefährlicher: "Keine der Mutationen ist von vornherein ein offensichtlicher Kandidat für eine erhöhte virale Übertragbarkeit. Aber wir haben gelernt, dass Mutationen bei verschiedenen Stämmen unterschiedliche, manchmal unerwartete Auswirkungen haben können", sagte Francois Balloux, Direktor des Instituts für Genetik des University College London. Er rechnet damit, dass Delta-Plus eine zehn Prozent höhere Übertragbarkeit aufweist als die Delta-Variante. Damit könne die Untervariante aber nur für eine kleine Zahl zusätzlicher Infektionen verantwortlich sein.

Delta-Plus sei also nicht die Ursache der steigenden Fallzahlen im Vereinigten Königreich, wo in manchen Landesteilen die Maskenpflicht und weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weggefallen sind. Balloux hält daher Aufregung wegen Delta-Plus für unangebracht: "Das ist jetzt keine Situation, die mit der Entstehung von Alpha und Delta vergleichbar ist. Diese waren weitaus ansteckender (50 Prozent oder mehr) als alle Virusstämme, die zu dieser Zeit im Umlauf waren. Hier haben wir es möglicherweise mit einer kleinen Erhöhung der Übertragbarkeit zu tun, die keinen vergleichbaren Einfluss auf die Pandemie hätte."

Keine Panik, aber genaue Beobachtung notwendig

Auch Wissenschaftler in Deutschland halten es für unwahrscheinlich, dass die Variante Delta-Plus den Verlauf der Pandemie entscheidend ändert. Der Virologe Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar der TU München sagte dazu im BR-Podcast Corona-News: "Nach allem, was wir heute wissen, scheint Delta-Plus sich nicht wesentlich leichter zu verbreiten als Delta und auch nicht wesentlich kränker zu machen und insofern wahrscheinlich keine relevanten Vorteile in Bezug auf Virulenz, also krankmachende Eigenschaften, und Übertragung mitzubringen." Auch wenn der Delta-Plus-Subtyp etwas ansteckender sein sollte, wird er nicht innerhalb weniger Wochen die bisher vorherrschende Variante verdrängen, sagte Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt im Podcast Coronavirus Update des NDR: "Wenn sich diese Untervariante AY.4.2 einmal durchsetzen wird gegen Delta, dann wird das deutlich länger dauern als Delta versus Alpha, weil die Transmission nur geringfügig höher ist."

Die Ausbreitung von Delta-Plus ist für Ciesek allerdings ein Grund, bei dieser Variante genauer hinzuschauen. Das betont auch Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln, im Gespräch mit dem BR: "Es muss sich zeigen, wie sich die Ausbreitungen von Sub-Linien von Delta weiterentwickeln. In der aktuellen Einschätzung scheint der Unterschied zwischen Delta-Plus und Delta nicht so groß, wie wir es zum Beispiel für die Varianten Alpha und Delta gesehen haben, die sich innerhalb weniger Monate komplett durchsetzen konnten. Dennoch können auch kleinere Veränderungen, die zum Beispiel eine etwas leichtere Übertragbarkeit erlauben, die Kontrolle der Pandemie erschweren."

Impfstoffe wirken gegen die Variante Delta-Plus

Die beste Kontrolle der Pandemie sind weiterhin die Impfstoffe. Die derzeit in Deutschland zugelassenen Vakzine wirken auch gegen AY.4.2 beziehungsweise Delta-Plus. Das Problem derzeit ist also nicht, ob sich Delta-Plus demnächst ausbreitet oder die Variante Delta vorherrschend bleibt. Das Problem ist die niedrige Impfquote in Deutschland. Diese reicht laut Virologe Florian Klein nicht aus, um die Pandemie beherrschen zu können, unabhängig davon, ob Delta oder Delta-Plus in der Bevölkerung grassiert.

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