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Friday, October 22, 2021

Diabetes-Typ-2-Risiko durch gesunden Lebensstil senken - Gesundheitsstadt Berlin

Die Zahl der Diabetesfälle ist dabei zu explodieren – in Deutschland wie weltweit. Die WHO spricht schon jetzt von einer weiteren „Pandemie“. Ein Experte der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erklärt, was jeder Einzelne selbst tun kann und sollte, um sein persönliches Risiko für eine Diabetes-Erkrankung zu reduzieren.

Die ursprünglichen Menschen hatten als Jäger und Sammler einen Vorteil: Es gab wenig zu essen und sie mussten sich viel bewegen. Heute gibt es im Arbeitsleben immer weniger Berufe, die mit körperlicher Arbeit verbunden sind. Und im Privatleben müssen wir uns die Bewegung erkämpfen – gegen Alltagsverpflichtungen und den inneren Schweinehund. Bewegung ist eher ein Luxusgut. Und wir essen ganz anders: viel mehr Kalorien als früher, denn Essen gibt es immer und überall; und statt natürlicher Lebensmittel viel zu viele industriell hergestellte Fertigprodukte –  reich an Zucker, Fett und Salz. Eine Folge davon: Das Gegenteil von Hunger – nämlich Wohlstand und Überfluss – macht uns krank.

Diabetes Typ 1 und Typ 2: Was ist der Unterschied?

Eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten ist der Diabetes vom Typ 2. Anders als der Typ 1 entsteht er nicht durch einen angeborenen Defekt der Bauchspeicheldrüse, die zu wenig oder gar kein Insulin mehr produziert. Er entsteht, weil wir über lange Zeit zu viel Zucker zu uns nehmen – und die Körperzellen irgendwann so abgestumpft sind, dass sie den Zucker ähnlich schlecht verwerten können wie wenn das dafür nötige Insulin aus organischen Gründen fehlt oder an ihm mangelt (Fachbegriff: „Insulinresistenz“). Weil man sich diese zweite Form von Diabetes im Lauf der Jahre durch ungesunden Lebenswandel erwirbt, heißt sie im Volksmund auch „Alters-Diabetes“ – auch wenn inzwischen schon Menschen in mittleren oder sogar jungen Jahren davon betroffen sein können.

Bis 2040: 50 Prozent mehr Diabetiker erwartet

Allein in Deutschland leben mindestens 8 Millionen Menschen mit Diabetes. Experten rechnen damit, dass es 2040 mindestens 12 Millionen sein werden – 50 Prozent mehr. Weltweit soll die Zahl der von Diabetes Betroffenen in derselben Dimenstion ansteigen – auf dann 750 Millionen. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie, die uns im Moment mehr beschäftigt als viele andere Krankheiten, hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Diabetes aufgrund seiner Dimensionen zur „Pandemie“ erklärt, also zu einer weltweit wütenden Massenerkrankung – auch wenn es sich nicht um eine Infektionskrankheit, sondern um eine der „nicht-übertragbaren Krankheiten" handelt, von denen man glaubt, dass sie leichter in den Griff zu bekommen sein müssten.

In einem gestern auf gesundheitsstadt-berlin.de erschienenen Interview hat der Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Prof. Dr. Baptist Gallwitz, darüber gesprochen, was in Politik und Gesellschaft angesichts dieser neuen Form von Pandemie dringend geschehen muss. Heute, im zweiten Teil des Gesprächs mit der Fachplattform „Pharma Fakten“, erläutert der Diabetologe, was der Einzelne eigeninitiativ und -verantwortlich tun kann (und sollte), damit er gar nicht erst an Diabetes erkrankt. Die ganz persönlichen Maßnahmen beginnen bei der Früherkennung. Je früher der Typ-2-Diabetes erkannt wird, umso eher bleiben einem Folgeschäden im Körper erspart. Hier Teil zwei des Interviews:

Check-up-35: Früherkennung von Diabetes

Woran liegt es, dass die Erkrankung oft lange Zeit unentdeckt bleibt?
Gallwitz: Diabetes macht am Anfang keine Symptome. Umso wichtiger ist es, dass im letzten Jahr neue Regelungen für den Check-up 35 geschaffen wurden, die wir sehr begrüßen. Menschen mit hohem Diabetes-Risiko können bei dieser Vorsorgeuntersuchung ihren Nüchtern-Blutzucker messen lassen und so herausfinden, ob sie möglicherweise an Diabetes erkrankt sind. Das ist schon mal ein erster guter Schritt. Ich empfehle diese Untersuchung allen Übergewichtigen ab 35 und allen, bei denen es Diabetes-Typ-2 in der nahen Verwandtschaft gibt. Früherkennung ist absolut wichtig, denn sie kann Folgeerkrankungen verhindern. Und am Anfang besteht zudem die Chance, eine Remission des Diabetes zu erreichen.

Gesunder Lebensstil kann Diabetes in Schach halten

Remission bedeutet...
Gallwitz: ...dass man mit nichtmedikamentösen Lebensstilveränderungen viel erreichen kann, manchmal auch, dass sich der Stoffwechsel wieder normalisiert. Diese Diabetes-Remission kann unterschiedlich lange anhalten. Meistens schreitet die Erkrankung allerdings irgendwann doch fort - und dann braucht man Medikamente und muss sich täglich um seine Stoffwechsel-Einstellung kümmern, weil sich ansonsten das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verdoppelt.

Was jeder tun kann: Bewusst einkaufen, selber kochen, viel Bewegung

Was können wir individuell tun, um unser persönliches Diabetes-Risiko zu senken?
Gallwitz: Vieles. Wir können Vorsorgeangebote wahrnehmen und einen gesunden Lebensstil führen. Wir können zum Beispiel überlegen: Wie kriege ich eine Stunde Bewegung pro Tag in meinem Tagesablauf unter? Auch kleine Bewegungseinheiten helfen und addieren sich. Das beginnt damit, für kurze Wege auf die Autofahrt zu verzichten und stattdessen das Fahrrad zu nehmen oder zu Fuß zu gehen. Im Büro können wir kurze Pausen dazu nutzen, um uns zu bewegen. Und wir sollten uns fragen: Wie esse ich gesund und welche Zwischenmahlzeiten könnte ich weglassen?

Wie machen Sie das persönlich?
Gallwitz: Ich gehe möglichst oft zu Fuß zur Arbeit und kriege das mittlerweile auch sehr gut hin. Beim Einkaufen von Lebensmitteln achte ich darauf, dass ich frische Produkte kaufe. Und wir kochen in unserer Familie viel zusammen und verwenden keine Fertigprodukte. Natürlich nehmen wir auch unsere Vorsorgeuntersuchungen wahr und bewegen uns viel in der Freizeit – wandern, Ski fahren, schwimmen, das macht Spaß und hilft uns dabei, ein ausgeglichenes und gesundes Leben zu führen.

Foto: AdobeStock/Dan Dalton/KOTO

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