Seit Beginn der Corona-Pandemie Ende 2019 steht die Frage im Raum, warum manche Menschen schwer an COVID-19 erkranken, während andere die Krankheit wie eine milde Erkältung überstehen. Bestimmte Risikofaktoren – wie das Alter, Übergewicht oder eine bestehende Immunschwäche – konnten bereits bestimmt werden.
Immer wieder aber haben Wissenschaftler:innen auch die menschlichen Gene im Blick. Gibt es bestimmte Erbanlagen, die einen schweren Corona-Verlauf begünstigen? Eine Studie aus Großbritannien liefert aktuelle Erkenntnisse – und bringt schwere Corona-Verläufe auch in Zusammenhang mit Alzheimer.
Studie: Corona und Alzheimer in Verbindung gebracht
Forscher:innen vom Dementia Research Institute am University College London haben einen Zusammenhang zwischen dem Gen OAS1 und einem lebensbedrohlichen COVID-19-Verlauf hergestellt. Dabei war das Team rund um Naciye Magusali eigentlich auf der Suche nach Genen, die potentiell das Demenz- bzw. Alzheimer-Risiko erhöhen. Im Laufe ihrer Studie stellten sie dann fest, dass ein bestimmtes Gen beides begünstigt: einen schweren Corona-Verlauf und Alzheimer.
Gen OAS1 könnte schwere Corona-Verläufe triggern
Besagtes Gen trägt den Namen OAS1 und kommt in unterschiedlichen Varianten im menschlichen Organismus vor. Naciye Magusali und ihr Team schreiben in ihrer Studie:
"Anhand der Genotypisierung von 1.313 Personen mit sporadisch auftretender Alzheimer-Krankheit und 1.234 Kontrollpersonen können wir bestätigen, dass die OAS1-Variante rs1131454 mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden ist. Die gleiche OAS1-Variante konnte kürzlich mit einem schweren Corona-Verlauf in Verbindung gebracht werden. Daraus ergeben sich erhöhte Risiken für beide Krankheiten."
Die Studie wurde im Fachportal "Brain" veröffentlicht. Darin schlussfolgern die Wissenschaftler:innen: "Unsere Daten belegen einen Zusammenhang zwischen dem genetischen Risiko für die Alzheimer-Krankheit und der Anfälligkeit für eine kritische COVID-19-Erkrankung, die sich auf OAS1 konzentriert."
Corona-Gen: OAS1 schon länger im Fokus
Forscher:innen weltweit vermuten schon lange, dass bestimmte Gene den Corona-Verlauf beeinflussen. Das Gen OAS1 stand bei Studien zu dem Thema schon mehrfach im Fokus. Bereits im Dezember 2020 identifizierten Wissenschaftler:innen der University of Endingburgh fünf Gene, die schwere SARS-CoV-2-Verläufe triggern können. Eines davon war OAS1.
Das Tückische an OAS1: Die unterschiedlichen Genvarianten können sich – und damit dem Menschen – gegenseitig schaden. Eigentlich sorgt OAS1 als Teil des Immunsystems für die Ausschüttung von Interferonen. Diese körpereigenen Proteine aktivieren als antivirale Botenstoffe die Immunabwehr und bekämpfen so beispielsweise Virusinfektionen. Corona-Erkrankte mit einem schweren Corona-Verlauf tragen allerdings eine OAS1-Gen-Variante in sich, die die Ausschüttung der Botenstoffe nicht etwa triggert, sondern hemmt.
Quellen:
A genetic link between risk for Alzheimer's disease and severe COVID-19 outcomes via the OAS1 gene, in: academic.oup.com
Bittere Corona-Studie zeigt: Bestimmtes Gen triggert schwere Covid-Verläufe - und die Entstehung von Alzheimer, in: merkur.de
Corona: Fünf Gene begünstigen schweren Verlauf, in: scinexx.de
Neue Studie: Bestimmtes Gen begünstigt schwere Corona-Verläufe und Alzheimer - Praxisvita
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