Morbus Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. 60 Prozent der rund 25 Millionen Demenzerkrankungen weltweit werden Alzheimer zugeschrieben. Bislang gilt die Krankheit als nicht heil- und schwer therapierbar. Nun glaubt ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des »Cleveland Clinic's Genomic Medicine Institute« unter Leitung von Feixiong Cheng, auf eine wichtige Erkenntnis im Kampf gegen Alzheimer gestoßen zu sein.
Im Fachmagazin »Nature Aging« veröffentlichten sie vorläufige Ergebnisse einer ermutigenden Studie. Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Sildefanil und dem Auftreten der Alzheimerkrankheit. Sildefanil ist der Wirkstoff in der Erektionspille Viagra, die ursprünglich als Herzmedikament entwickelt worden war, weil sie die Durchblutung fördert. Sildefanil kommt auch bei anderen Erkrankungen wie Lungenhochdruck zum Einsatz.
Cheng und sein Team wollten herausfinden, ob von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassene Medikamente auch bei Alzheimer-Patienten zum Einsatz kommen könnten. Die Umwidmung medizinischer Wirkstoffe für andere Therapieformen ist kostengünstiger und wesentlich unkomplizierter als die Erforschung und Zulassung neuer Wirkstoffe. Im Rahmen der Untersuchung wurden Daten von mehr als sieben Millionen Patienten und mehr als 1600 zugelassenen Medikamenten ausgewertet.
Das Ergebnis: Bei Patienten, die regelmäßig Sildefanil einnehmen, wurden 69 Prozent weniger Alzheimer-Fälle identifiziert als bei Patienten, die es nicht einnehmen. In präklinischen Modellen stellte das Forscherteam fest, dass Sildefanil das Wachstum von Gehirnzellen anregt und Amyloide und Tau-Proteine adressiert, die bei Alzheimererkrankungen eine entscheidende Rolle spielen. Die Kognition und das Gedächtnis könnten durch den Einsatz von Sildefanil deutlich verbessert werden, sagte Cheng. Bislang sei aber nur erwiesen, dass die Einnahme des Wirkstoffs mit dem geringeren Auftreten der Krankheit korreliere. Nun sollen klinische Studien die Kausalität belegen und zeigen, ob und wie Sildefanil auch in der Alzheimer-Therapie zum Einsatz kommen kann.
Internationale Fachleute begrüßen die Studie, warnen aber vor zu viel Euphorie. Die BBC zitiert die britische Hirnforscherin Tara Spires-Jones von der University of Edinburgh mit den Worten: »Auch wenn die Daten wissenschaftlich interessant sind, würde ich aufgrund dieser Studie nicht überstürzt anfangen, Sildefanil zur Alzheimer-Prävention einzunehmen.«
Susan Kohlhaas, Leiterin des britischen Alzheimer Forschungszentrums, sagte dem »Guardian«: »Diese Studie beweist nicht, dass Sildefanil verantwortlich für ein geringeres Demenzrisiko ist oder dass es die Krankheit verlangsamen oder aufhalten kann. Die einzige Art das herauszufinden, ist eine groß angelegte klinische Studie.«
Neue Studie: Viagra könnte gegen Alzheimer helfen - DER SPIEGEL
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