Die Ausschüttung von Cortisol ist normalerweise morgens am höchsten und flacht im Laufe des Tages ab. Menschen, die von diesem Biorhythmus abweichen, scheinen ein erhöhtes Sterberisiko zu haben. Das zeigt eine neue Studie. Die Menge des Cortisols ist offenbar nicht der Punkt.
Cortisol ist neben Adrenalin das bekannteste Stresshormon. Doch das Hormon wird nicht nur vermehrt bei Stress ausgeschüttet, sondern ist an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und von daher lebenswichtig.
Cortisolausschüttung folgt bestimmtem Muster
Morgens nach dem Aufwachen schüttet der Körper das meiste Cortisol aus. Nach etwa 30 Minuten fällt es dann bis zum Abend hin kontinuierlich ab. Dieser Biorhythmus ist bei Menschen, die unter chronischem Stress leiden, schwächer ausgeprägt, wie Studien bereits zeigen konnten.
Wissenschaftler aus Mannheim und München haben nun die langfristigen Auswirkungen der Cortisolausschüttung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit untersucht. Denn ein Zusammenhang zwischen dem Stresshormon Cortisol und Herz-Kreislauf-Erkarnkungen wird schon lange vermutet.
Studienergebnisse
Die Analyse von Daten von mehr als 1.000 Teilnehmern der KORA-Studie zeigte, dass Personen mit einem normalen Muster der Cortisolausschüttung ein geringeres Risiko aufwiesen, einen Schlaganfall zu erleiden oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben. Personen, deren Cortisolausschüttung sich im Tagesverlauf weniger stark änderte, hatten dagegen ein höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben. Bei denjenigen, deren Cortisolspiegel abends höher war, war dieses Risiko ebenfalls erhöht.
Veränderungen wiegen stärker als Gesamtmenge
„Die Ausschüttung von Cortisol wird in der Stressforschung häufig gemessen, langfristige Folgen dagegen eher selten“, sagt Dr. Sebastian Karl, Arzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am ZI und Leitautor der Studie. „Deshalb ist es wichtig zu sehen, dass eine veränderte Ausschüttung von Cortisol langfristig messbare und schwerwiegende Folgen haben kann.“
Interessant ist ein weiterer Befund: Nicht die Gesamtmenge an Cortisol, die über den Tag ausgeschüttet wird, entscheidet demnach über das Sterblichkeitsrisiko. Vielmehr sind es die Veränderung der Cortisolausschüttung über den Tagesverlauf, die krank machen.
Diese Datenbasis wurde genutzt
KORA steht für „Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg“. Die Teilnehmenden der Studie sammelten im Verlauf eines Tages vier Speichelproben, aus denen die Forscher ein Tagesprofil für das Stresshormon Cortisol bestimmten. In den Jahren danach wurde regelmäßig erfasst, ob die Teilnehmenden einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten oder verstarben.
An der aktuellen Studie waren Forscher des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, des Instituts für Epidemiologie von Helmholtz Munich, der des Klinikums rechts der Isar und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung beteiligt. Die Studienergebnisse sind kürzlich im Fachjournal „Psychoneuroendocrinology” erschienen.
Stresshormon Cortisol: Dauerhafter „Spiegel“ erhöht Sterblichkeit - Gesundheitsstadt Berlin
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