Erst Fieber, dann Pusteln: In Deutschland gehen Affenpocken um. Hier erfahren Sie, wie Sie sich vor dem Erreger schützen – und ob das Virus gefährlich ist.
Hamburg – Nach Corona versetzt gerade ein weiteres Virus die Welt in Sorge. Die Rede ist von Affenpocken, auf Englisch Monkeypox. In Europa meldete Großbritannien als erstes Land, dass sich Menschen mit dem Affenpocken-Erreger aus Afrika angesteckt haben. Mittlerweile gibt es weltweit 257 bestätigte Fälle, alleine in Deutschland sind es 25 (Stand: 31 Mai). Alle haben die für Affenpocken typischen Symptome.
Affenpocken: Symptome, Impfung und Übertragung – alle wichtigen Infos zum Erreger
Wer sich mit dem Virus infiziert, hat nicht nur grippeähnliche Symptome. Nach einigen Tagen bekommen Betroffene hässliche Pusteln am ganzen Körper, die ähnlich wie Windpocken aussehen – nur größer. Vor allem für Kinder kann die Erkrankung gefährlich werden.
Affenpocken gehen jetzt auch in Deutschland um. Wie kann man sich vor einer Übertragung mit Affenpocken schützen? Was sind die Symptome von Affenpocken? Und wie gefährlich sind Affenpocken? In diesem FAQ erhalten Sie Antworten auf all Ihre Fragen. Der Artikel wird laufend aktualisiert.
Affenpocken in Deutschland: Was sind Affenpocken?
Nach der Bestätigung der ersten zwei Fälle der Affenpocken in Deutschland und der zunehmenden Ausbreitung in Europa stellt sich die Frage: Was sind Affenpocken? Neu ist das Virus nicht. Allerdings sind Affenpocken eine eigentlich seltene Viruserkrankung. Die erste Infektion bei Menschen wurde bereits 1970 festgestellt – bei einem Kind im Kongo. In Zentral- und Westafrika hat es in den letzten Jahren immer wieder Fälle gegeben.
Affenpocken sind eine Zoonose. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten oder Viren verursacht werden, und die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Allerdings bekommen Menschen die Krankheit nicht nur von Affen, wie der Name vermuten lässt. Häufige Überträger sind neben Affen auch Nagetiere.
Affenpocken: Wie stecke ich mich mit dem Virus an? Durch Tiere und Geschlechtsverkehr
Auch weitere Säugetiere können das Virus übertragen. Menschen können sich beim engen Kontakt mit infizierten Tieren anstecken. Ein klassischer Infektionsweg ist in Afrika das Verspeisen von „bushmeat“, also selbst erlegten Tieren aus dem tropischen Regenwald.
Derzeit stecken sich die Menschen vor allem über Geschlechtsverkehr an.
Affenpocken – Vorkommen: In welchen Ländern gibt es Fälle von Affenpocken?
Normalerweise brechen Affenpocken nur in Afrika aus. Doch Anfang Mai 2022 ist die Viruserkrankung auch in Großbritannien entdeckt worden, und breitet sich seitdem weltweit aus. Mittlerweile (Stand: 31. Mai) gibt es Fälle in:
- Deutschland 25 bestätigte Affenpocken-Fälle
- Großbritannien 179 bestätigte Affenpocken-Fälle
- Italien 12
- Spanien 120
- Portugal 96
- Schweden 3
- USA 15
- Belgien 9 bestätigte Fälle von Affenpocken
- Kanada 26
- Frankreich 17
- Argentinien 2
Affenpocken: Gibt es Fälle von Affenpocken in Deutschland?
Ja. Am Freitagmittag (20. Mai 2022) wurde der erste Affenpocken-Fall in Deutschland gemeldet, genauer gesagt, in München. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich dazu. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden“, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin, wie die Nachrichtenagentur afp berichtet. Lauterbach gehe davon aus, dass der Ausbruch eingegrenzt werden kann. Mittlerweile gibt es 25 Fälle von Affenpocken deutschlandweit.
Zweiter Fall von Affenpocken in Deutschland in Berlin gemeldet
Der zweite Fall von Affenpockenvirus in Deutschland, ein Berliner Patient, ist laut einem Bericht der Berliner Zeitung ein „Mann Mitte 50 und Patient von Heiko Jessen, Arzt in Schöneberg“. Der Mann hat ebenfalls pockenartigen Ausschlag. Im Gegensatz dem Mann aus München sei der Berliner in letzter Zeit nicht verreist, sagte der Mediziner der Berliner Zeitung. Er habe sich vermutlich vor einer Woche bei einer Party in einem Club in Berlin angesteckt, so der Arzt. Der Zeitraum passe zu der für Affenpocken typischen Inkubationszeit von fünf bis 20 Tagen. Dem Patienten gehe es okay. Jessen gehe davon aus, dass dieser Fall nicht die einzige Infektion in Berlin bleibe. „Ich erwarte für nächste Woche einen Anstieg der Infektionszahlen.“
Affenpocken: Erstmals auch ein Kind mit dem Virus infiziert
Wie der Berliner Infektiologe Heiko Jessen der „Berliner Zeitung“ bestätigt hat, hat sich mittlerweile auch das erste Kind mit Affenpocken infiziert. Ob der oder die Minderjährige dabei aus Deutschland kommt, ist jedoch noch unklar. Grundsätzlich hat die Senatsverwaltung in Berlin am Sonntag, 5. Juni 2022, bekannt gegeben, dass in der Hauptstadt bislang 48 Affenpocken-Fälle gemeldet wurden. Elf Personen mussten dabei hospitalisiert werden.
Affenpocken Übertragung: Wie werden Affenpocken übertragen? Infektion von Mensch zu Mensch über sexuelle Handlungen
Affenpocken werden eigentlich bei engem Kontakt mit Tieren, meistens mit Nagetieren, übertragen. Wie das RKI meldet, können sich Menschen vor allem durch Kontakt mit Hautstücken, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren.
Bei den jetzigen Fällen sind die Affenpocken aber von Mensch zu Mensch weitergegeben worden. „Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen“, schreibt das Robert-Koch Institut (RKI). Allerdings, und das ist besorgniserregender, ist derzeit wohl auch eine Infektion durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich.
Affenpocken: Warum infizieren sich so viele Männer mit Affenpocken? – Warnung vor Stigmatisierung
Derzeit verbreiten sich Berichte, dass sich vor allem Männer mit Affenpocken infizieren. In mehreren Ländern wurde gemeldet, dass vor allem schwule Männer das Virus bekommen. Häufig auch mit Hautausschlägen im Genitalbereich. Angesichts dieser Berichte warnt die Deutsche Aidshilfe vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung, wie ntv berichtet.
Wie die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) am Montag, 16. Mai 2022, mitteilte, waren vier der Infizierten in London homosexuell. Es bestehe kein bekannter Zusammenhang mit den anderen Fällen, die kürzlich entdeckt wurden.
Die Behörde erläuterte laut des homosexuellen Onlineportals queer, dass es sich in allen vier Fällen um Männer handle, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern gehabt hätten. Reisen in Länder, wo die Krankheit endemisch sei, hätte es keine gegeben. Alle Männer hätten die westafrikanische Variante, die milder verlaufe, als die zentralafrikanische.
„Homosexuelle Männer wurden aufgefordert, auf ungewöhnliche Ausschläge oder Verletzungen an ihrem Körper, insbesondere im Genitalbereich, zu achten“, schreibt queer.de.
Wie lange ist die Inkubationszeit bei Affenpocken?
Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt laut RKI zwischen 7 und 21 Tagen.
Welche Symptome gibt es bei Affenpocken? Erst grippeähnliche Symptome, dann Pocken am ganzen Körper
Erste Symptome von Affenpocken ähneln denen einer Grippe:
- Fieber
- Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen
- geschwollene Lymphknoten
- Schüttelfrost
- Erschöpfung
- Hautausschlag, Pocken
Affenpocken: Symptome und Verlauf des Virus – Hautausschlag ähnelt Windpocken oder Syphilis
Einige Tage später entwickeln sich bei Infizierten dann einen pockenähnlichen Hautauschlag. Die Affenpocken können nicht nur, wie bei den bestätigten Fällen, zunächst im Genitalbereich auftreten – sondern auch im Gesicht oder an den Armen. Später breiten sie die eitrigen Blasen und Pocken dann über den ganzen Körper aus.
Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln. In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien.
Wie gefährlich sind Affenpocken? Ist das Virus tödlich?
Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder, meldet das RKI. Die meisten Menschen würden sich innerhalb von mehreren Wochen von dem Virus erholen. Insgesamt sei die Prognose daher als günstig zu bewerten.
Affenpocken gelten in der Regel nicht als gefährlich. Allerdings könnten bei einigen Betroffenen von Affenpocken auch schwere Verläufe auftreten, vor allem bei jungen Kindern. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind, beobachtet man eine Sterblichkeitsrate von bis zu 11 Prozent.
Aufpassen sollten Menschen, die etwa eine Immunschwäche haben, zum Beispiel HIV- oder Tumor-Patienten. Derzeit wird diskutiert, diese Risikogruppen mit einer Impfung zu schützen (siehe Informationen zur Impfung weiter unten).
Welche Medikamente gibt es gegen Affenpocken? Wie ist die Therapie?
Bei einer Infektion mit Affenpocken erfolgt die Therapie laut RKI in erster Linie symptomatisch und supportiv. Wichtig sei das Verhindern bakterieller Superinfektionen. Eine gute Nachricht: Ein zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen entwickeltes Arzneimittel wurde kürzlich in der EU auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen (Tecovirimat).
Wie schütze ich mich vor einer Infektion mit Affenpocken?
Das Robert Koch-Institut empfiehlt generell, engen Kontakt zu potenziell infizierten Tieren (zum Beispiel verschiedene Nagetiere und Affen) zu vermeiden und sie natürlich auch nicht zu essen. Die Zahlen der Fälle von Affenpocken steigen, sodass man Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Erkrankten beachten soll, um sich vor einer Übertragung oder Infektion mit Affenpocken zu schützen.
Affenpocken: Vor allem Männer infizieren sich – Risikogruppen muss man nun „ehrlich ansprechen“
Lauterbach erläuterte, dass sich nach bisherigen Erkenntnissen in erster Linie Männer mit Affenpocken infizierten, die sexuelle Kontakte mit Männern gehabt hätten. Es gelte, die Risikogruppen nun ehrlich anzusprechen. Das sei zu ihrem Schutze und dürfe nicht falsch als Stigmatisierung verstanden werden. Der Minister appellierte an alle diejenigen, die anonymen Sex mit Männern gehabt haben, auf Hautveränderungen und Fieber zu achten und sich im Falle eines Verdachtes sehr schnell in medizinische Behandlung zu begeben.
Affenpocken: Gibt es eine Impfung gegen Affenpocken?
Ja, es gibt eine Impfung gegen Affenpocken. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken, schreibt das RKI. „In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet.“
Dennoch sei der normaler Pockenimpfstoff „aber nicht geeignet, um die Affenpocken zu bekämpfen“, sagte der Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu einer Pressekonferenz mit dem Chef des Robert Koch-Institus Lothar Wieler. Dieser stimmte dem zu und machte auf die Nebenwirkungen einer Pockenimpfung aufmerksam. Der Affenpocken-Impfstoff Imvanex habe als Impfung deutlich weniger Nebenwirkungen, so der RKI-Chef. Daher habe er 40.000 Impfdosen bestellt. Der Impfstoff ist aber offenbar nicht für die breite Bevölkerung vorgesehen.
Auch wenn die Affenpocken häufig nicht tödlich für Menschen verlaufen, arbeitet die Weltgesundheitsorganisation derzeit an einer Impfempfehlung. In der EU ist seit 2013 der Impfstoff Imvanex zugelassen, der gegen die Affenpocken hilft.
Neben der Impfung gibt es auch schon länger ein Medikament, das erfolgreich als Therapie bei der Viruserkrankung eingesetzt werden kann und in der EU zugelassen ist. Ein Problem gibt es aber: Das Medikament Tecovirimat gilt zwar als Gegenmittel bei Affenpocken, ist aber nicht flächendeckend verfügbar.
Affenpocken: Wie viele Impfdosen hat Deutschland?
Auf Nachfrage bestätigte das Bundesministerium für Gesundheit kreiszeitung.de: „Die Bundesregierung hat Pockenimpfstoff eingelagert. Inwieweit eine Pockenimpfung für Kontaktpersonen und Risikogruppen empfohlen wird, ist noch Gegenstand der fachlichen Abklärung.“
In einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums an den Gesundheitsausschuss des Bundestags heißt es, in Deutschland seien rund 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert. „Zwei Millionen Dosen davon seien eine Spende an die Weltgesundheitsorganisation WHO und würden für diese Organisation aufbewahrt“, berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Von dem speziell für Affenpocken entwickelten Impfstoff Imvanex hat der Bund 40.000 Dosen bestellt.
Affenpocken: Wer bekommt den Impfstoff?
Eine Strategie für die Impfung gegen Affenpocken für Deutschland kündigte SPD-Politiker Karl Lauterbach bei der Pressekonferenz am Dienstag, 24. Mai, vorerst nicht an. Man denke darüber nach, „ob wir vielleicht Impfempfehlungen aussprechen müssen für besonders gefährdete Personen.“ Aber: „Eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung ist hier nicht im Gespräch“, besänftige Lauterbach die Befürchtungen vor einer neuen Pandemie durch Affenpocken in Deutschland. Er habe den Impfstoff bestellt, um vorbereitet zu sein auf eventuell nötige Impfungen von Kontaktpersonen von Infizierten (Ringimpfungen).
++Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde zuerst am 20.5.2022 veröffentlicht und wird laufend aktualisiert.++
Affenpocken: Symptome, Impfung und Übertragung – alle wichtigen Infos zum Erreger - kreiszeitung.de
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