Die Leitlinie der WHO zur Covid-19-Therapie ist eine sogenannte living Guideline, deren Empfehlungen bei Vorliegen neuer Evidenz ständig aktualisiert werden. Jetzt ist im »British Medical Journal« eine neue Version erschienen. Die Änderungen betreffen das Gichtmittel Colchicin und den antidepressiv wirksamen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Fluvoxamin.
Für beide Wirkstoffe hatte es zunächst Hinweise auf einen Nutzen bei leichtem Covid-19 gegeben. Diese hätten sich aber in nachfolgenden Studien nicht erhärtet, heißt es jetzt. Die Datenlage zu Fluvoxamin umfasse mittlerweile drei randomisierte klinische Studien (RCT) mit insgesamt 2196 Patienten und die zu Colchicin sieben RCT mit insgesamt 16.484 Patienten. Positive Effekte auf das Überleben oder andere wichtige Parameter, etwa die Hospitalisierungsrate oder die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung, seien demnach gar nicht vorhanden oder nur marginal. Zudem bestehe Unsicherheit bezüglich möglicher negativer Effekte von Fluvoxamin oder Colchicin bei Covid-19.
Die WHO empfiehlt daher, Colchicin gar nicht mehr und Fluvoxamin nur noch im Rahmen von klinischen Studien und auch dann nur bei leicht erkrankten Covid-19-Patienten einzusetzen. Welche Medikamente Patienten stattdessen erhalten sollten, hänge unter anderem vom Krankheitsstadium, der Komedikation und der SARS-CoV-2-Variante ab. Für Risikopatienten mit (noch) leichter Erkrankung liegen eine starke Empfehlung der WHO für die Kombination Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) vor und bedingte Empfehlungen für Sotrovimab, Remdesivir (Veklury®) und Molnupiravir (Lagevrio®). Als Therapeutika für schwer erkrankte Patienten sollen Corticosteroide zusammen mit IL-6-Rezeptorblockern oder Baricitinib eingesetzt werden (starke Empfehlung).
Negativempfehlungen hatte die WHO bislang zudem für Rekonvaleszentenplasma, Ivermectin und Hydroxychloroquin ausgesprochen. Diese Mittel sollen Covid-19-Patienten gar nicht gegeben werden, unabhängig davon, wie schwer sie erkrankt sind.
Fluvoxamin und Colchicin nicht mehr bei Covid-19 - Pharmazeutische Zeitung
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