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Tuesday, September 6, 2022

Die Wirkung von Schnarchen auf Gehirn, Herz und Krebsrisiko - FITBOOK

Ausreichend guter Schlaf ist unabdingbar für unsere Gesundheit. Wie dramatisch sich Schlafstörungen auswirken können, zeigen drei neue Studien. Diese haben sich mit dem gesundheitlichen Schaden beschäftigt, der durch obstruktive Schlafapnoe entstehen kann.

Weltweit leiden rund 900 Millionen Menschen an obstruktiver Schlapnoe (OSA), in Deutschland sind es etwa 26 Millionen (Stand 2019).1 Der Schlaf Betroffener ist durch Atemaussetzer und Schnarchen beeinträchtigt – mit drastischen Folgen für die Gesundheit. Auf dem European Respiratory Society International Congress (ERS) in Barcelona (Spanien) stellten Wissenschaftler zu dem Thema nun drei Studien vor.2,3 Diese kamen zu dem Ergebnis, dass Schnarcher ein erhöhtes Risiko für geistigen Verfall, Blutgerinnsel und Krebs haben.

Übersicht

Schlafapnoe und Krebsrisiko

Wissenschaftler der Universität Uppsala in Schweden verglichen Daten von 62.811 Schlafapnoe-Patienten mit denen des schwedischen Krebsregisters. Berücksichtigt wurden auch Einflussfaktoren wie Körpergröße, sonstige medizinische Vorgeschichte und sozioökonomischer Status. In einem weiteren Schritt verglichen die Forscher 2093 Krebspatienten mit Schlafapnoe (die bereits bis zu fünf Jahre vor Krebsdiagnose dokumentiert war) mit 2093 Schlafapnoe-Betroffenen ohne Krebs. Auch der Schweregrad der OSA wurde gemessen. Dafür nutzten die Studienverantwortlichen entweder den Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) oder den Sauerstoffentsättigungsindex (ODI).

Während der AHI die Anzahl der Atemstörungen während des Schlafs erfasst, gibt der ODI an, wie oft pro Stunde der Sauerstoffgehalt im Blut für zehn Sekunden oder länger um mindestens drei Prozent abfällt.

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Krebspatienten hatten schwerere obstruktive Schlafapnoe

„Wir fanden heraus, dass Krebspatienten eine etwas schwerere OSA aufwiesen – gemessen an einem durchschnittlichen Apnoe-Hypopnoe-Index von 32 gegenüber 30 und einem Sauerstoffentsättigungsindex von 28 gegenüber 26“, erläuterte Dr. Andreas Palm die Studienergebnisse. „Bei einer weiteren Analyse von Untergruppen war der ODI bei Patienten mit Lungenkrebs (38 gegenüber 27), Prostatakrebs (28 gegenüber 24) und malignem Melanom (32 gegenüber 25) höher.“

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Schnarchen kann Risikofaktor für Krebs sein

Die schwedischen Forscher ziehen den Schluss, dass eine unbehandelte obstruktive Schlafapnoe als Risikofaktor für Krebserkrankungen zu werten sei. Außerdem hätten ihre Ergebnisse gezeigt, dass der Grad des Sauerstoffmangels, der durch die OSA verursacht werde, mit Krebs assoziiiert sei. Bisher sei zwar bekannt gewesen, dass OSA und Krebs in Verbindung stehen könnten. Man sei allerdings davon ausgegangen, dass die Ursache eher indirekt in der mit Schnarchen einhergehenden Schlafstörung, sondern eher in den gesundheitlichen Folgen wie Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelegen habe. Was die Studie aufgrund des Untersuchungsdesigns dagegen nicht belegen konnte: einen kausalen Zusammenhang zwischen OSA und Krebs. Dafür streben Palm und sein Team nun weitere Forschungen an.

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Schnarchen beeinträchtigt kognitive Funktionen

Eine zweite Studie zum Effekt von Schnarchen auf die Gesundheit stammt vom Universitätsspital Lausanne (Schweiz). Dort untersuchten Prof. Raphaël Heinzer, Dr. Nikola Marchi und ihr Team Personen ab 65 Jahren, die Teil der bereits laufenden Studien CoLaus/PsyCoLaus und HypnoLaus waren. 358 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterzogen sich zu Beginn der jeweiligen Studien einem Schlaftest. So ermittelten die verantwortlichen Wissenschaftler, ob und – wenn ja – in welchem Schweregrad eine Schlafapnoe vorlag.

Zweimal, je im Abstand von fünf Jahren, testeten die Forscher in Nachuntersuchungen die geistigen Verarbeitungsfähigkeiten der Probanden. Teil der kognitiven Bewertung waren Funktionen wie Wissen und logisches Denken, Verarbeitungsgeschwindigkeit (neue Informationen verstehen und auf sie reagieren), die Fähigkeit, Gedanken und Aktivitäten zu organisieren, zu priorisieren und Entscheidungen zu treffen (Exekutivfunktionen). Auch das verbale Gedächtnis, die Sprache und die visuelle Wahrnehmung räumlicher Beziehungen zwischen Objekten floss in die Bewertung des kognitiven Zustands mit ein.

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Niedriger Sauerstoffgehalt während des Schlafs hat Folgen fürs Gehirn

Zusammengefasst kam das schweizerische Forschungsteam bei der Analyse ihrer Studiendaten zu dem Schluss, dass OSA mit einer stärkeren Abnahme der geistigen Verarbeitungsfähigkeit über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden war.

„Wir haben festgestellt, dass OSA und insbesondere ein niedriger Sauerstoffgehalt während des Schlafs aufgrund von OSA mit einer stärkeren Abnahme der globalen kognitiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der Exekutivfunktionen und des verbalen Gedächtnisses verbunden ist“, erläuterte Dr. Marchi beim Kongress. „Wir fanden auch heraus, dass Menschen im Alter von 74 Jahren und älter sowie Männer in einigen spezifischen kognitiven Tests ein höheres Risiko für einen kognitiven Abbau aufgrund von Schlafapnoe hatten.“

Bei den erwähnten Tests handelte es sich u. a. um einen Test zur verbalen Gewandtheit, der nur bei Männern, nicht aber bei Frauen eine stärkere Verschlechterung der gemessenen Fähigkeiten zeigte. Weitere Forschung sei laut den Studienverantwortlichen nötig, um genauer zu verstehen, warum manche Schlafapnoe-Patienten – z. B. Männer vs. Frauen – stärker oder weniger vom geistigen Verfall betroffen zu sein scheinen.

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Erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel

Eine dritte Studie, die einen Zusammenhang zwischen Schnarchen bzw. Schlafapnoe und einem Schaden für die Gesundheit belegen konnte, stammt aus Frankreich. Sie untersuchte 7355 Schlafapnoe-Patienten, mit einer Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren. Anhand des Schlafapnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und Markern für nächtlichen Sauerstoffmangel bewerteten die Forscher dabei den Schweregrad der OSA ihrer Probanden. 104 Patienten entwickelten eine venöse Thromboembolie (VTE).

Die Auswertung der Studiendaten ergab, dass Patienten mit schwerer OSA mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Blutgerinnsel in den tiefen Venen entwickelten, als Personen mit nicht so schwerer Schlafstörung.

„Dies ist die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen obstruktiver Schlafapnoe und dem Auftreten von unprovozierten venösen Thromboembolien untersucht“, fasste Studienleiter Professor Trzepizur vom Universitätskrankenhaus Angers zusammen. „Wir fanden heraus, dass diejenigen, die mehr als sechs Prozent ihrer Nachtzeit mit einem Sauerstoffgehalt im Blut von unter 90 Prozent des Normalwerts verbrachten, ein fast zweifaches Risiko für die Entwicklung von VTEs hatten, verglichen mit Patienten ohne Sauerstoffmangel.“

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Unbehandelte obstruktive Schlafapnoe ist eine Gefahr für die Gesundheit

Prof. Winfried Randerath vom Bethanien-Krankenhaus der Universität zu Köln, der nicht an den Studien beteiligt war, aber Leiter der ERS-Fachgruppe für schlafbezogene Atemstörungen ist, zog folgende Schlussfolgerung aus den beim Kongress vorgestellten Untersuchungen: „Diese drei Studien zeigen besorgniserregende Zusammenhänge zwischen obstruktiver Schlafapnoe und wichtigen Krankheiten, die das Überleben und die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Daten belegen die Bedeutung der Schlafapnoe für Krebs, venöse Thromboembolien und die psychische Gesundheit.“

Wenn es um die Gesundheit geht, ist mit Schnarchen – einem klassischen Symptom von OSA – also nicht zu spaßen. So betonte der Experte nämlich weiter: Auch wenn weitere Forschung notwendig sei, um einen kausalen Zusammenhang zu belegen, sei es wichtig, dass Menschen mit Schlafproblemen aufgeklärt würden. Bestehe ein berechtigter Verdacht oder eine Diagnose von obstruktiver Schlafapnoe, sei eine Behandlung essenziell.

Quellen

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