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Saturday, October 29, 2022

Katzen-Parasit Toxoplasma: Erfolgsgeheimnis entschlüsselt - Heilpraxisnet.de

Warum sich Katzen-Parasiten ungehindert ausbreiten konnten

Viele Katzen sind von dem weit verbreiteten Parasiten Toxoplasma gondii befallen. Doch der Parasit ist nicht nur auf Katzen beschränkt. Auch ein beachtlicher Teil von Menschen beherbergen den Toxoplasmose-Erreger. Ein schwedisches Forschungsteam konnte nun das Erfolgsgeheimnis der Verbreitung des Parasiten lüften.

Forschende der Stockholm University in Schweden konnten erstmals nachvollziehen, wie es dem mikroskopisch kleinem Parasiten Toxoplasma gondii gelingt, sich im Körper auszubreiten und sogar das Gehirn zu befallen. Der Studie zufolge, die kürzlich in dem Fachjournal „Cell Host & Microbe“ publiziert wurde, infiziert der Parasit Immunzellen und übernimmt deren Identität.

Toxoplasmose ist die häufigste parasitäre Erkrankung

Schätzungen zufolge ist Toxoplasmose die häufigste parasitäre Infektion bei Menschen. Mindestens 30 Prozent der Weltbevölkerung sollen den Parasiten in sich tragen. Häufig wird er über den Kontakt mit Katzen auf den Menschen übertragen, aber auch kontaminierte Nahrung ist ein möglicher Infektionsweg.

Warum Katzen für Toxoplasma-Parasiten besonders wichtig sind

Katzen übernehmen eine besondere Rolle im Lebenszyklus von Toxoplasma gondii. Nur im Darm der Tiere kann sich der Parasit sexuell vermehren. In anderen Wirten wie beispielsweise in Menschen, Hunden und Vögeln kann sich der Erreger nur über Teilung ausbreiten.

Toxoplasma gondii – ein Meister der Tarnung

Unser Immunsystem ist entscheidend für die Abwehr von Viren und Bakterien. Doch der Katzen-Parasit Toxoplasma gondii kann sich scheinbar ungehindert ausbreiten. Die schwedische Arbeitsgruppe konnte nun erstmals entschlüsseln, warum sich der Erreger so effizient verbreitet und weshalb das Immunsystem ihn nicht aufhalten kann.

„Wir haben ein Protein entdeckt, das der Parasit benutzt, um das Immunsystem umzuprogrammieren“, erklärt Arne ten Hoeve vom Department of Molecular Biosciences am Wenner-Gren Institut der Universität Stockholm.

Gekaperte Immunzellen

Laut der Studie injiziert der Parasit das entdeckte Protein in den Zellkern von Immunzellen und verändert so die Identität der Zellen. Auf diese Weise gaukelt er der Immunzelle vor, sie sei für einen anderen Zweck bestimmt.

Als Folge darauf ändert die Immunzelle das Verhalten und die Genexpression. Sie bewegt sich beispielsweise schneller und wandert an Orte im Körper, an denen sie normalerweise nichts zu suchen hat.

Der Parasit nutzt die Immunzellen wie ein trojanisches Pferd und kann sich auf diese Art schnell in verschiedenen Organen ausbreiten, ohne von dem körpereigenen Abwehrsystem behelligt zu werden.

„Es ist erstaunlich, dass es dem Parasiten gelingt, die Identität der Immunzellen auf so geschickte Weise zu kapern“, betont Studienleiter Professor Antonio Barragan. Die Ergebnisse der Studie können ihm zufolge erklären, warum sich Toxoplasma so effizient im Körper von Mensch und Tier ausbreiten kann.

Wie wirkt sich Toxoplasmose bei Menschen aus?

Bei der Erstinfektion entwickeln Betroffene oft leichte grippeähnliche Symptome, wie bei einer Erkältung. Danach verbleibt der Parasit oft über Jahrzehnte oder sogar ein Leben lang im Gehirn der Infizierten. Er nimmt dabei eine Art schlafenden Zustand an.

Bei den meisten gesunden Menschen verursacht der Parasit in dem schlafenden Stadium keine Symptome. In manchen Fällen kommt es zu Augeninfektionen. Schwangere sollten besonders vorsichtig sein, da sich der Parasit auch auf das ungeborene Kind übertragen kann.

Wird das Immunsystem jedoch stark geschwächt, beispielsweise durch eine HIV-Infektion, eine Organtransplantation oder durch eine Chemotherapie, kann Toxoplasma eine lebensbedrohliche Enzephalitis auslösen.

Beeinflusst Toxoplasma auch das Handeln?

Eine Studie aus dem Jahr 2018 legte zudem nahe, dass der Parasit auch das Verhalten von Infizierten beeinflusst und impulsives Handeln begünstigt. Mehr zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel „Der Co-Pilot im Kopf – Wie ein Parasit Menschen zu Jungunternehmern macht“. (vb)

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:

Diplom-Redakteur (FH) Volker Blasek

Quellen:

  • Arne L. ten Hoeve, Laurence Braun, Matias E. Rodriguez, et al.: The Toxoplasma effector GRA28 promotes parasite dissemination by inducing dendritic cell-like migratory properties in infected macrophages; in: Cell Host & Microbe (2022), sciencedirect.com
  • Stockholm University: Identity theft the secret of the cat parasite's success (veröffentlicht: 28.10.2022), eurekalert.org

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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