Der dritte Winter mit dem Coronavirus steht bevor. Wie schlimm wird es dieses Mal? Genaue Prognosen sind wie immer nicht möglich. Fest steht jedoch: Die Ausgangslage ist besser als in den Jahren zuvor. Die Immunität in der Bevölkerung ist ausgeprägter und breiter geworden – einerseits durch Impfungen, andererseits durch Infektionen. Mehr Menschen genießen in diesem Winter also einen gewissen Schutz vor dem Virus.
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Doch klar ist auch: Corona wird nicht allein für Krankheitsfälle sorgen. Schließlich zirkulieren noch andere Krankheitserreger, die Symptome wie Husten, Schnupfen oder Fieber auslösen können. Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet in seinem aktuellen Wochenbericht von vier anderen Viren, die gerade besonders häufig akute Atemwegserkrankungen verursachen: Influenza-, Rhino-, Parainfluenza- und Respiratorische Synzytialviren. Doch wie verbreitet und gefährlich sind sie? Ein Überblick.
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Influenzaviren
Was macht sie aus? Influenzaviren sind die Verursacher der echten Grippe. Sie lösen in Deutschland jedes Jahr eine saisonale Infektionswelle aus, die in der Vergangenheit meist im Januar begann und dann drei bis vier Monate dauerte. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen sind Influenzainfektionen in den vergangenen zweieinhalb Jahren jedoch nahezu ausgeblieben – und somit auch die Grippewellen. Verantwortlich für die saisonale Influenza waren bisher vor allem vier Subtypen und -Linien: Influenza Typ A (H1N1), Influenza Typ A (H3N2) und Influenza Typ B mit den Linien B-Victoria und B-Yamagata. Von diesen vier Gruppen zirkulieren weltweit verschiedene Varianten.
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Wie verbreitet sind sie? Die Grippesaison – also der Zeitraum, in dem Influenzaviren besonders häufig zirkulieren – hat auf der Nordhalbkugel Anfang Oktober begonnen. Seitdem verzeichnet das RKI hierzulande immer mehr Infektionen mit den Krankheitserregern. Allein in der letzten Oktoberwoche waren es 2152 Grippefälle, wie aus der Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten hervorgeht, die im neuesten Epidemiologischen Bulletin (44/2022) abgebildet ist. „Die Influenzapositivenrate zeigt aktuell einen deutlich steigenden Trend“, schreibt auch die Arbeitsgemeinschaft Influenza in ihrem jüngsten Wochenbericht. Setze sich dieser Trend fort, könne der Beginn der Grippewelle auf die 43. Kalenderwoche datiert werden. Das wäre früher als sonst üblich.
Wie gefährlich sind sie? Infektionen mit Influenzaviren können schwer, teilweise sogar tödlich verlaufen – gerade bei Risikopersonen wie Älteren oder Immungeschwächten. Deshalb empfiehlt ihnen die Ständige Impfkommission (Stiko) eine jährliche Grippeimpfung. Bei gesunden Menschen sind schwere oder tödliche Verläufe eher selten. Laut RKI gelte als Faustregel: Etwa ein Drittel der Infizierten entwickelt Symptome wie Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen, ein Drittel zeigt eine mildere Symptomatik, die einer Erkältung ähnelt, und ein weiteres Drittel hat gar keine Beschwerden. Das Tückische an einer Influenzainfektion ist, dass Symptome plötzlich auftreten. In der Regel halten sie fünf bis sieben Tage an.
Parainfluenzaviren
Was macht sie aus? Parainfluenzaviren gehören zur Familie der Paramyxoviren. Infektionen mit den Erregern treten vor allem im Kleinkindalter auf, heißt es im Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Die Durchseuchungsrate bei Kindern bis zehn Jahren liege bei 90 Prozent. Parainfluenzaviren zirkulieren weltweit und werden durch direkten Kontakt sowie Tröpfcheninfektionen übertragen. Es gibt vier verschiedene Varianten – Typ 1, 2, 3 und 4 –, die jeweils unterschiedlich schwere Krankheitsverläufe verursachen können.
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© Quelle: Reuters
Wie verbreitet sind sie? Parainfluenzaviren sorgen in Deutschland momentan nur vereinzelt für Infektionen. Das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren hat in der letzten Oktoberwoche in 109 eingesandten Proben respiratorische Viren identifiziert – in zehn davon waren Parainfluenzaviren nachweisbar. Das entspreche einem Anteil von 9 Prozent, schreibt die Arbeitsgemeinschaft Influenza in ihrem Wochenbericht. Seit Anfang Oktober wurden Parainfluenzaviren gerade einmal in 46 Proben entdeckt.
Wie gefährlich sind sie? Parainfluenzaviren rufen grippeähnliche Beschwerden hervor. Oft seien die tieferen Atemwegsabschnitte betroffen, heißt es in dem Lexikoneintrag. Es kann etwa zu Entzündungen der Lunge kommen. Schwere Krankheitsverläufe können wiederum im schlimmsten Fall zu einem Pseudokrupp führen. Gemeint ist eine Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhaut in der Nähe des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzündet ist. Typische Kennzeichen von Pseudokrupp sind bellender Husten, Pfeifgeräusche beim Einatmen und eine leichte Atemnot. Die Beschwerden klingen meist nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Gerade bei immungeschwächten Kleinkindern können Infektionen mit Parainfluenzaviren aber auch tödlich verlaufen.
Rhinoviren
Was macht sie aus? Rhinoviren verursachen etwa die Hälfte aller grippalen Infekte. So steht es im medizinischen Lehrbuch „MSD Manual“. Mehr als 100 verschiedene Typen der Erreger sind inzwischen bekannt, die über direkten Kontakt oder Tröpfcheninfektionen übertragen werden. Sie infizieren vor allem die Schleimhäute der Nase und des Rachens. Rhinoviren zählen wie das Coronavirus zu den RNA-Viren, die sich schnell verändern können, sodass es bis heute nicht gelungen ist, eine vorbeugende Impfung gegen die Erreger zu entwickeln.
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Wie verbreitet sind sie? Auch Rhinoviren sind zurzeit noch kaum in Deutschland verbreitet. In der letzten Oktoberwoche zählte das RKI 15 Proben, in denen sich die Erreger nachweisen ließen. Bei 109 untersuchten Proben mit respiratorischen Viren entspricht das einem Anteil von 14 Prozent. Seit Anfang Oktober sind hierzulande bisher 81 Fälle detektiert worden, wie der Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza verdeutlicht.
Wie gefährlich sind sie? Rhinoviren können typische Erkältungssymptome wie Fieber, Husten und Halsschmerzen hervorrufen. Die Beschwerden halten mehrere Tage an, ehe sie wieder von selbst verschwinden. Ein Risiko stellen Rhinoviren gerade für ältere und immungeschwächte Menschen dar. Sie können von einer Infektion mitunter schwere Lungenentzündungen davontragen und chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma können sich noch verschlimmern, heißt es in einer Studie aus der Schweiz, die 2016 im Fachjournal „Viruses“ erschienen ist.
Respiratorische Synzytialviren
Was macht sie aus? Das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) ist ebenfalls ein RNA-Virus, das weltweit verbreitet ist und saisonale Epidemien auslöst. Für gewöhnlich startet die Infektionswelle hierzulande im Oktober, aber genauso wie die Grippe wurden auch RSV-Infektionen in den vergangenen zwei Jahren durch die Corona-Maßnahmen fast vollständig verhindert. RSV-Fälle können in jedem Lebensalter auftreten. Gerade bei Säuglingen, Frühgeborenen und Kleinkindern ist das RSV einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen. Üblicherweise infizieren sich 60 bis 70 Prozent der Säuglinge und nahezu alle Kinder unter zwei Jahren mit RSV.
Wie verbreitet sind sie? Die RSV-Welle hat hierzulande nach Angaben des RKI in der 41. Kalenderwoche, also am 10. Oktober, begonnen. Besonders Kleinkinder müssen aktuell vermehrt wegen einer Infektion mit dem Erreger ins Krankenhaus eingewiesen werden. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza beziffert den Anteil der RSV-Diagnosen auf 34 Prozent in der Altersgruppe der Null- bis Vierjährigen, die unter einer akuten Atemwegserkrankung leiden. Von den 109 untersuchten Proben aus der letzten Oktoberwoche waren sieben positiv auf RSV getestet worden. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorwoche.
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Wie gefährlich sind sie? Gerade der erste Kontakt mit dem RSV kann schwere Folgen haben. Säuglinge können etwa eine Bronchitis oder Lungenentzündung entwickeln, schreibt das RKI auf seiner Internetseite. In einigen Fällen werde eine Beatmung erforderlich. Besonders vulnerable Personen mit Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. „Es handelt sich um das für junge Säuglinge gefährlichste Atemwegsvirus, das auch chronisch Kranke und Abwehrschwache aller Altersklassen bedroht und weltweit (nach Malaria) die zweithäufigste Todesursache bei jungen Kindern ist“, sagte Markus Rose, Ärztlicher Leiter des Bereichs Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und zystische Fibrose am Olgahospital in Stuttgart.
Erneute Infektionen (Reinfektionen) mit dem RSV fallen in der Regel weniger schwer aus. Meist zeigen sich grippeähnliche Symptome wie Husten, Müdigkeit und Schnupfen, die nach wenigen Tagen wieder abklingen. Es kann genauso gut sein, dass eine RSV-Infektion asymptomatisch, also ohne erkennbare Symptome, verläuft.
Einen Impfstoff gegen RSV gibt es bislang nicht. Der US-Pharmafirma Pfizer hat nun jedoch einen Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung vermeldet: Eine Studie konnte zeigen, dass der Impfstoffkandidat „RSVpreF“ schwere RSV-Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen in den ersten 90 Lebenstagen zu fast 82 Prozent verhindert. Bei Kleinkindern ab sechs Monaten wies das Vakzin eine Wirksamkeit von 69 Prozent auf, gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt. Die Untersuchung umfasste rund 7400 Schwangere in 18 Ländern. „Ich finde, die Daten sind durchaus interessant“, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens. „Eine endgültige Bewertung ist aufgrund der Pressemitteilung aber nicht möglich, dazu braucht man die Originaldaten.“
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