Vorrangig junge Mädchen reißen sich zwanghaft ihre Haare vom Kopf und essen sie. Das sogenannte Rapunzel-Syndrom kann schwerwiegende Folgen haben.
Frankfurt - Viele denken beim Namen Rapunzel an das Märchen der Gebrüder Grimm, in dem die schöne Rapunzel ihre langen prachtvollen Haare vom Turm hinablässt. Das Rapunzel-Syndrom ist zwar danach benannt, hat jedoch nicht viel mit dem Märchen gemein, außer dass die Haare in beiden Fällen eine zentrale Rolle spielen. Und diese sind im Fall des Rapunzel-Syndroms lebensbedrohlich.
Ein elfjähriges Mädchen wird nach Meldung der französischen Agence France-Presse (afp) mit starken Bauchschmerzen in die Klinik Opava (Tschechien) gebracht. Während der Not-OP entdecken die Ärzte plötzlich einen verfilzten Haarklumpen im Magen des Mädchens. Sie berichten, über einen Klumpen so groß wie ein Bierkrug. Doch wie könnten so viele Haare in den Magen gelangen?
Diese Symptome haben Betroffene des Rapunzel-Syndroms
Die Ärzt:innen der Klinik in Opava diagnostizieren bei der Elfjährigen das seltene Rapunzel-Syndrom. Es handelt sich dabei um eine psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen sich zunächst zwanghaft Haare ausreisen (Trichotillomanie) und diese anschließend verspeisen (Trichophagie). Dadurch entstehen laut Ärzteblatt sogenannte Trichobezoaren. Das sind Haarklumpen, die infolge dieser psychosomatischen Erkrankung im Magen entstehen können und dort Beschwerden verursachen. Betroffene leiden häufig unter folgenden Symptomen:
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen von Nahrung bis hin zu rotem oder schwarz-braunem Blut, welches kaffeesatzartig aussieht
- Gewichtsverlust
- Quelle: Ärzteblatt
Die Haare können sich laut ÄrzteZeitung nicht nur im Magen oder auch im Darm ansammeln und zu Schmerzen, sowie Verdauungsbeschwerden führen. Häufig bleiben auch unverdaute Essensreste im Haarknäuel hängen. So kann es zu einem Darmverschluss oder eine Entzündung des Bauchfelles kommen. In wenigen Fällen treten Komplikationen auf, die laut Ärzteblatt zum Tod der Betroffenen führen.
Junge Mädchen sind besonders häufig vom Rapunzel-Syndrom betroffen
Besonders häufig leiden junge Mädchen unter dem Rapunzel-Syndrom. Die Ursache der Erkrankung ist bislang unklar, jedoch kann sie laut SpringerMedizin in Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Bulimie stehen. Häufig leiden Betroffene an einem mangelndem Selbstwertgefühl. Zurzeit steigt die Anzahl der Jugendlichen, die unter einer Depression leiden. Auch die Corona-Pandemie hat bei Kindern und Jugendlichen ihre Spuren hinterlassen. So steigt die Nachfrage der Psychotherapie stetig an.
Erstmalig wurde die Krankheit im Jahre 1968 entdeckt. Ein 16-jähriges Mädchen litt unter denselben Beschwerden, wie die Elfjährige in der Opava-Klinik. Häufig bleibt das Rapunzel-Syndrom jahrelang unentdeckt, da viele Betroffene versuchen die Krankheit zu verheimlichen.
Behandlung des Rapunzel-Syndroms
Um die Krankheit erfolgreich zu behandeln, ist ein operativer Eingriff zur Entfernung der Haarbüschel nicht ausreichend. Im Anschluss muss eine Psychotherapie erfolgen, die den Betroffenen hilft, die zwanghaften Verhaltensweisen abzulegen. In manchen Fällen erfolgt eine zusätzliche medikamentöse Behandlung. Zudem leiden viele durch das Erbrechen der Nahrung an einem Nährstoffmangel. Heißhungerattacken können die Folge von fehlenden Nährstoffen sein.
Hinweis der Redaktion
Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.
Eines hat das Märchen mit dem Bericht des elfjährigen Mädchens aber dann doch gemeinsam: Sowohl Rapunzels Geschichte, als auch die des elfjährigen Mädchens hat am Ende ein Happy End. Das Mädchen hat laut der Opava-Klinik die Operation gut überstanden. Sie wird nun psychotherapeutisch und psychiatrisch behandelt. (mima)
Vier Symptome deuten auf das Rapunzel-Syndrom hin - Worauf Sie achten sollten - fr.de
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