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Monday, May 15, 2023

Epstein-Barr-Virus: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Virus und Krebs? - inFranken.de

Wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) erklärt, infizieren sich mehr als 90 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus. Es ist also die Mehrheit der Menschen, die von einer Infektion betroffen ist oder bereits war. Doch wie äußert sich der Infekt? Und wie kann er mit Krebs in Zusammenhang gebracht werden?

Grundlegendes zum Epstein-Barr-Virus

In den meisten Fällen erfolgt eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, kurz EBV, im Kindesalter. Der Infektionsverlauf ist in der Regel symptomlos und bleibt bei den meisten Menschen auch ohne weitere Konsequenzen. Infiziert man sich als Jugendliche*r oder Erwachsene*r, kann sich eine frische Infektion jedoch als sogenanntes Pfeiffersches Drüsenfieber erkennbar machen. Im medizinischen Bereich wird dieses auch infektiöse Mononukleose genannt. Übertragen wird das Epstein-Barr-Virus durch den Speichel einer infizierten Person und andere. Aus diesem Grund wird die Viruserkrankung umgangssprachlich auch als "Kusskrankheit" bezeichnet.

Das Pfeiffersche Drüsenfieber geht typischerweise mit diesen Symptomen einher: Fieber, Übelkeit, Müdigkeit, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Insgesamt ist das Drüsenfieber in der Regel als harmlos einzustufen und heilt meist schnell aus. In Einzelfällen kann das Pfeiffersche Drüsenfieber jedoch auch lebensbedrohliche Komplikationen mit sich führen. Dazu gehören Atemnot, Milzriss, Blutzellmangel oder ein langwieriger Verlauf mit beispielsweise chronischem Müdigkeitssyndrom. Laut dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist außerdem das Risiko für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose oder eines Hodgkin-Lymphoms nach einem Pfeifferschen Drüsenfieber erhöht.

Die Ursache für einen schweren oder ungewöhnlichen Verlauf der Infektion kann meist nicht identifiziert werden, wie die Professorin Uta Behrends von der Technischen Universität München erklärt. Es kann jedoch in einigen Fällen von einem bestimmten angeborenen Immundefekt als Ursache ausgegangen werden. Hast du die Infektion bereits einmal durchgemacht, bist du dein Leben lang immun gegen den Erreger.

Das Anliegen der Forschenden

Professorin Uta Behrends koordiniert im DZIF die sogenannte IMMUC-Studie. Das Kürzel steht für "Studie zur infektiösen Mononukleose in München". Ziel dieser Studie ist es, die Ursachen für schwere oder besonders langwierige Verläufe herausfinden zu können. Kann das Forschungsteam einige Risikoparameter festlegen, wird dies auch die Behandlungsmöglichkeiten verbessern können.

Die IMMUC-Studie wurde bereits im Jahr 2016 als Pilotprojekt gestartet. Teil der Studie sind insgesamt 12 Arbeitsgruppen des DZIF mit unterschiedlichen Spezialgebieten sowie zahlreiche Münchner Kinderarztpraxen und Kinderkliniken.

Darüber hinaus beteiligten sich 50 frisch mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber infizierte junge Patient*innen. Diese wurden zu vier verschiedenen Zeitpunkten nach Beginn der Erkrankung mit speziellen Tests untersucht. Bei letzteren handelt es sich um hochmoderne virologische und immunologische Tests. Auf Grundlage der Tests konnten alle Teilnehmer*innen individuell zu ihrem Erkrankungsverlauf beraten werden. Die vier Tests wurden in einem Zeitraum von bis zu 6 Monaten nach Erkrankungsbeginn durchgeführt.

Aktueller Forschungsstand zum EBV

Das 2016 gestartete Pilotprojekt wurde Ende des Jahres 2017 erfolgreich abgeschlossen. Im Anschluss konnte die volle IMMUC-Studie starten. Hieran nahmen weitere 150 Patient*innen teil, sodass die Ergebnisse von 200 Personen gesammelt werden konnten. Die Studie sucht nach neuen Ansatzpunkten für die Diagnose, nach einer effizienteren Verlaufskontrolle und Therapie sowie einer Präventionsmöglichkeit von EBV-Infekten.

Insbesondere die Forderung nach einem Impfstoff gegen EBV wurde immer lauter. Dies erklärte Professor Henri-Jacques Delecluse, DZIF-Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), damit, dass ein bestimmter Proteinbestandteil des EBV als krebstreibend identifiziert werden konnte. Damit Virusgene erkannt werden konnten, die dann die Krebsentstehung fördern, muss dem Professor zufolge jedoch Erbmaterial des Virus auf Dauer in der infizierten Zelle vorliegen. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Tumore genau auf EBV zurückzuführen sind. Die Expert*innen bringen die Infektion jedoch mit verschiedenen Lymphomen und Tumoren in Verbindung, wie beispielsweise dem Burkitt- und dem Hodgkin-Lymphom. Zudem schätzen sie, dass weltweit etwa 200.000 Krebserkrankungen pro Jahr auf EBV zurückgeführt werden können.

Nach eigenen Angaben würde es drei Jahre dauern, bis alle Ergebnisse vorliegen uns statistisch ausgewertet werden könnten. Bisher gibt es jedoch noch keine weitere Pressemeldung zur IMMUC-Studie. Der Impfstoff, den die DZIF-Forschenden in München entwickeln, könnte einer Meldung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom Januar 2022 in diesem Jahr in die klinische Prüfung gehen. Bekannt ist mittlerweile außerdem, dass EBV insbesondere für Patient*innen mit einer Immunschwäche ein lebensgefährliches Risiko darstellt.

Fazit

Die Mehrheit der Menschen infiziert sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus. Infizieren sich Jugendliche oder Erwachsene, äußert sich die Erkrankung oft als Pfeiffersches Drüsenfieber. Es kann jedoch auch in einzelnen Fällen zu einem schweren und langwierigen Verlauf kommen. Bekannt ist, dass das nach einer Erkrankung in unserem Körper schlummernde Virus wieder aktiviert werden kann. In dem Fall ist es in der Lage, verschiedenen Erkrankungen den Weg zu ebnen. Es gilt als Risikofaktor für verschiedene Tumore und Lymphomen.

Die IMMUC-Studie ist eine große Studie, welche intensiv hinsichtlich Diagnose, Verlauf, Therapie und Prävention forscht. Es ist in der Zukunft also noch mit wichtigen neuen Erkenntnissen zu rechnen. Zudem sind EBV-Impfungen dem aktuellen Forschungsstand zufolge nur noch eine Frage der Zeit. Es könnte sogar noch in diesem Jahr zu einer ersten klinischen Prüfung einer EBV-Impfung kommen.

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