Selbstliebe bedeutet, dass wir ein gutes und liebesvolles Verhältnis zu uns selbst haben. Der Grundstein dafür wird bereits in der Kindheit gelegt.
In den vergangenen Jahren ist ein psychologisches Phänomen immer mehr in den Mittelpunkt gerückt: Das Konzept der Selbstliebe. Menschen, die sich selbst bedingungslos annehmen, sind erwiesenermaßen glücklicher, erfolgreicher und krisenfester. Idealerweise lernen wir bereits als Kind, ein positives Verhältnis zu uns selbst zu entwickeln. Eltern haben dabei die Verantwortung, ihrem Nachwuchs schon im frühen Alter Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu vermitteln. Doch wie funktioniert das eigentlich?
Früh übt sich: So lernen Kinder Selbstliebe
Wie gut wir später mit Herausforderungen und Krisen umgehen können, hängt maßgeblich von unserer frühen Kindheit ab. „Die ersten Jahre sind zentral für die Entwicklung der psychischen Widerstandskraft“, sagt Ärztin Mirriam Prieß im Gespräch mit Business Insider. Die Expertin arbeitete acht Jahre lang in einer psychosomatischen Fachklinik und war dort für die Bereiche Ängste, Depressionen und Burnout verantwortlich.
Im Elternhaus lernen wir erstmals, wie Beziehungen funktionieren und wie wir mit anderen Menschen umgehen. Als Vorbild dienen dabei ganz klar die eigenen Eltern. Wenn diese eine liebevolle Atmosphäre schaffen, viel Zeit mit ihrem Kind verbringen und ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit schenken, entwickeln Kinder auch einen positiven Blick auf sich selbst. „Ich brauche Eltern, die sich für mich öffnen und die keine klare Vorstellung davon haben, wie ich zu sein habe, sondern die sich in mich einfühlen, um herauszufinden, wer ich bin“, erklärt Prieß. Leider machen viele Eltern einen entscheidenden Fehler bei der Erziehung.
Eltern müssen ihren Kindern vermitteln: „So wie du bist, bist du gut“
Kinder sollten nicht in eine Rolle gedrängt werden, die gar nicht zu ihnen passt. Genauso wenig sollte die Zuneigung der Eltern an Bedingungen geknüpft sein. Ein Beispiel dafür wäre, dass das Kind nur gelobt wird, wenn es gute Noten mit nach Hause bringt oder „brav“ ist. Die Gefahr dabei ist, dass Kinder das Bedürfnis entwickeln, anderen stets gefallen zu müssen und ihren Selbstwert von der Akzeptanz ihrer Mitmenschen abhängig machen. Dieses gefährliche Muster kann sich bis ins Erwachsenenalter ziehen. Wenn Kinder nicht früh genug lernen, dass sie es wert sind, geliebt zu werden, dann werden sie sich stets um Anerkennung von außen bemühen. Dadurch machen sie ihr Glück jedoch von anderen abhängig.
Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihrem Nachwuchs von klein auf Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit schenken. „Damit wir offen für uns selbst sind, uns und anderen gegenüber Mitgefühl entgegenbringen können und Selbstliebe entwickeln, müssen unsere Eltern uns zeigen: So wie du bist, bist du gut. Es ist nicht alles gut, was du tust — aber du, du bist gut“, fügt Mirriam Prieß hinzu. Kinder sollten also lernen, dass ihr bedingungsloser Wert als Person nicht von bestimmten Leistungen oder Handlungen abhängig ist. Das bedeutet natürlich nicht, Kindern alles durchgehen zu lassen und sie in jeder Situation mit Lob zu überhäufen. Eltern sollten ihrem Nachwuchs jedoch auf Augenhöhe begegnen und sich einfühlsam gegenüber seinen Bedürfnissen zeigen.
Deshalb ist Selbstliebe bereits im Kindesalter wichtig
Wenn Kinder lernen, dass sie nur unter bestimmen Bedingungen angenommen werden, hat das einen negativen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl und ihre späteren Beziehungen. Noch im Erwachsenenalter leiden sie daran und müssen sich oft therapeutische Hilfe suchen. „Krisensituationen führen häufig dazu, dass ich mit den alten Ohnmachtsgefühlen konfrontiert werde — und mit den damit verbundenen Überzeugungen: ‚Ich komme sowieso nicht dagegen an, ich schaffe es nicht, ich bin nicht gut genug‘“, schildert Mirriam Prieß. Alte Muster werden also in Endlosschleife wiederholt.
Wer dagegen von früh auf lernt, sich selbst und anderen mit Wertschätzung zu begegnen, wird sich auch von Krisen so schnell nicht aus der Ruhe bringen lassen. Selbstliebe bedeutet die tiefe Gewissheit, gut genug zu sein und nicht auf Anerkennung von außen angewiesen zu sein. Gleichzeitig stärkt Selbstliebe die eigene Resilienz – Rückschläge können besser verkraftet werden. Kinder, die um ihren Wert wissen, werden nicht den Kopf hängen lassen, wenn sie eine schlechte Note schreiben. Sie wissen, dass sie für die nächste Schularbeit mehr lernen müssen und werden sich beim nächsten Mal dementsprechend besser vorbereiten. Eltern sollten ihrem Nachwuchs dabei liebevoll und unterstützend zur Seite stehen, statt ihm Vorwürfe zu machen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.
Erziehungsfehler: Deshalb lernen Kinder keine Selbstliebe - hna.de
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