Du leidest an Migräne und in der Folge auch an Konzentrationsschwäche oder Gedächtnisproblemen? Dann empfehlen wir dir, diesen Artikel zu lesen.
Bei Migräne führen die schmerzhaften Symptome häufig zu Konzentrationsschwäche sowie Sprach- und Lesestörungen. Die kognitive Leistungsfähigkeit ist in der Regel nur vorübergehend geringer, doch bei episodischer Migräne können auch zwischen den Attacken Symptome wie erhöhte Lichtempfindlichkeit oder eine veränderte Schmerzverarbeitung auftreten. Deshalb sind therapeutische Strategien nötig, um Betroffenen eine bessere Lebensqualität bieten zu können.
“Die meiste Zeit, wenn ich unter Migränekopfschmerzen leide, fühle ich mich stumpf und sprachlos, wie überfahren und weit unfähiger, die Welt wahrzunehmen oder mit Sprache zu interagieren.”
Lisa Olstein¹
Kognitive Leistungsfähigkeit bei Migräne
Eine in der Zeitschrift Demencia Neuropsychologia veröffentlichte Studie sowie andere Forschungen zeigen, dass die kognitive Leistungsfähigkeit bei Personen mit Migräne insbesondere dann geringer ist, wenn mehrere kognitive Prozesse simultan ablaufen. Patienten, die bereits jahrelang an dieser neurologischen Krankheit leiden, weisen häufig Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprobleme auf. Meistens sind diese Symptome vorübergehend und machen sich nur während der Migräneanfälle bemerkbar. Wissenschaftler untersuchen jedoch auch, ob langfristige Auswirkungen folgen können.
“Der Schmerz fühlt sich mehr als Teil von mir an, etwas, von dem ich nicht mehr unvermittelt am Morgen überrascht werde.”
Lisa Olstein¹
Elektrische Aktivität bei Migräne
Kognitive Beeinträchtigungen sind bei Patienten mit einem chronischen Krankheitsverlauf häufiger. Analysen wie die der Neuroimaging Research Unit am IRCCS San Raffaele Scientific Institute in Mailand zeigen, dass diese Erkrankung mit funktionellen und strukturellen Veränderungen in verschiedenen kortikalen und subkortikalen Bereichen des Gehirns einhergeht.
Ferner treten häufig elektrische Störungen auf, unter anderem die sogenannte “Cortical Spreading Depression” (CSD). Diese vorübergehende Depolarisation der Nerven- und Gliazellen der Hirnrinde führt zu einer hohen Empfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen und zu Problemen bei der Fokussierung der Aufmerksamkeit. Diese abnorme elektrische Aktivität reduziert die Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit.
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Welche kognitiven Funktionen sind betroffen?
Die Aufmerksamkeit und die Exekutivfunktionen sind bei Migräne am häufigsten betroffen. Dies wirkt sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Alltag aus. Betroffene haben während des Migräneanfalls häufig Schwierigkeiten bei folgenden Prozessen:
- Lernen
- Planung
- Verbales Gedächtnis
- Entscheidungsfindung
- Informationsanalyse
- Problemlösung
- Emotionsregulierung
- Selbstkontrolle
Eine Studie der Universität Lissabon sowie andere Forschungen machen deutlich, dass diese kognitiven Veränderungen reversibel sind, wenn Patienten einen Migräneanfall ohne Aura erleben. Bei chronischer Migräne mit Aura können auch Probleme zwischen den Episoden auftreten.
Kognitive Beeinträchtigung bei Migräne: reversibel oder chronisch?
Die Daten zeigen, dass die kognitive Beeinträchtigung in den meisten Fällen vorübergehend ist. Allerdings haben Patienten mit chronischer Migräne, die unter häufigen Anfällen leiden, ein höheres Risiko, langfristige Beeinträchtigungen zu erleiden.
Eine 2022 in der Zeitschrift The Journal of Headache and Pain veröffentlichte Studie weist auf den Zusammenhang zwischen Migräne, kognitiven Beeinträchtigungen und dem Risiko für Demenz hin. Dies ist die erste Metaanalyse, die diese Tatsache nachweist. Weitere Studien sind nötig, um solide Beweise zu liefern. Diese Untersuchung macht jedoch deutlich, dass die kognitive Beeinträchtigung bei Migränepatienten nicht zu vernachlässigen ist.
Wissenschaftler weisen darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen Migräne und Demenz bestehen könnte.
Was tun, um kognitive Störungen bei Migräne zu verhindern?
Migräne ist eine sehr komplexe klinische Realität mit vielen Bedürfnissen. Es geht nicht nur darum, die Schmerzen zu lindern. Auch die Gehirngesundheit muss erhalten werden. Deshalb ist es wichtig, neue therapeutische Instrumente und Ansätze zu entwickeln.
Kognitive Beeinträchtigungen bei Menschen mit chronischer Migräne und häufigen Anfällen sind von größerer Bedeutung. In diesen Fällen werden angemessene psychologische und neurologische Untersuchungen empfohlen, um mögliche dauerhafte Beeinträchtigungen zu erkennen. Es ist wichtig zu wissen, ob Schwierigkeiten nur während der Episoden auftreten oder täglich vorkommen.
Weitere Überlegungen für Menschen, die unter häufigen Migräneanfällen leiden
- Lasse ich fachärztlich betreuen, eine pharmakologische Behandlung kann dir helfen.
- Auch eine Psychotherapie ist von Vorteil, um die Lebensqualität zu verbessern. Ferner empfehlen sich Techniken zur Stressbewältigung, Entspannung und zur Emotionsregulierung.
- Kognitive Stimulationsprogramme sind ebenfalls eine gute Strategie für Patienten mit wiederkehrender Migräne.
- Auch komorbide Erkrankungen sollten berücksichtigt werden. Oft kann eine depressive Störung die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person beeinträchtigen.
- Zusätzlich ist in der Ernährung die Vermeidung möglicher Trigger wichtig. Lebensmittel, die reich an Aminen sind, lösen oft Migräne aus. In diesem Zusammenhang weist eine im Spanish Journal of Community Nutrition veröffentlichte Studie darauf hin, dass biogene Amine eine gefäßerweiternde Wirkung haben können, die Unwohlsein auslöst.
Wenn du lange nach einer Migräne Gedächtnislücken und/oder Aufmerksamkeitsprobleme bemerkst, solltest du deinen Arzt aufsuchen. Im Allgemeinen ist es völlig normal, wenn du nur während der Anfälle unter diesen Unannehmlichkeiten leidest und keine langfristigen Auswirkungen bemerkst.
▶ Hör- und Lese-Tipps
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- de Araújo, C. M., Barbosa, I. G., Lemos, S. M. A., Domingues, R. B., & Teixeira, A. L. (2012). Cognitive impairment in migraine: A systematic review. Dementia & neuropsychologia, 6(2), 74–79. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5619244/
- Filippi, M., & Messina, R. (2020). The Chronic Migraine Brain: What Have We Learned From Neuroimaging? Frontiers in neurology, 10, 1356. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31998217/
- Gil-Gouveia, R., Oliveira, A. G., & Martins, I. P. (2015). Cognitive dysfunction during migraine attacks: a study on migraine without aura. Cephalalgia: an international journal of headache, 35(8), 662–674. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25324500/
- Gu, L., Wang, Y., & Shu, H. (2022). Association between migraine and cognitive impairment. The journal of headache and pain, 23(1), 88. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9317452/
- Navarro, E., Castan Cuella, E., Gasco Dalmau, L., & Santafé Martínez, M. (2019). Recomendaciones dietéticas actualizadas en la prevención de la migraña. Revisión. Revista Española de Nutrición Comunitaria, 25(3). https://dialnet.unirioja.es/servlet/articulo?codigo=7137733
- Vuralli, D., Ayata, C., & Bolay, H. (2018). Cognitive dysfunction and migraine. J Headache Pain 19(109). https://thejournalofheadacheandpain.biomedcentral.com/articles/10.1186/s10194-018-0933-4
Kognitive Leistungsfähigkeit bei Migräne - Gedankenwelt
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