Laut einer neuen Studie besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Harnwegsinfektionen. Vegetarier haben deutlich bessere Karten.
Ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Unterleibsschmerzen: Harnwegsinfektionen sind ebenso unangenehm wie hartnäckig. Oft sind Antibiotika die einzigen Mittel, die eine bakterielle Blasenentzündung wirklich in Schach halten können. Besonders Frauen sind anfällig für einen Infekt: Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge erkrankt jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben an einer Harnwegsinfektion oder einer Blasenentzündung. Der Grund dafür ist, dass die Harnröhre bei Frauen kürzer ist. Dadurch können Bakterien leichter in die Blase gelangen.
Gängige Empfehlungen zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen
Eine Harnwegsinfektion unterscheidet sich insofern von einer Blasenentzündung, dass sie auch die Nieren und Harnwege befallen kann. Letztere dagegen betrifft lediglich die Blase und wird daher auch als untere Harnwegsinfektion bezeichnet.
Wer auf Antibiotika verzichten möchte, kann entweder auf Hausmittel setzen oder von vornherein auf eine Prävention achten. Beispielsweise sollte der Unterleib bei kühleren Temperaturen stets warm gehalten werden. Außerdem lautet die Empfehlung, nach dem Toilettengang von vorne nach hinten abzuwischen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Bakterien in die Harnwege gelangen. Empfehlungen hinsichtlich der richtigen Ernährung gab es bisher nur spärlich. Nun sorgt jedoch eine neue Studie für Aufsehen, die Fleisch als Verursacher von Harnwegsinfektionen identifiziert.
Übeltäter E. coli: Ergebnisse der neuen Studie
Hauptverursacher von Harnwegsinfekten ist das Darmbakterium E. coli. Im Durchschnitt sind rund 80 Prozent aller Erkrankungen darauf zurückzuführen. Der Keim haftet sich dank einer raffinierten Schließtechnik an die Harnwegsoberfläche und verhindert so, dass er mit dem Harn ausgeschwemmt wird. Im menschlichen Darm dagegen ist das Bakterium harmlos. Die Forscher an der George Washington University haben nun einen aufschlussreichen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Harnwegsinfektionen aufgestellt. Demnach sind mindestens eine halbe Million Harnwegsinfektionen in den USA auf den Verzehr von mit E. coli-Bakterien kontaminiertem Fleisch zurückzuführen.
„Die meisten Menschen wissen, dass der Verzehr von ungekochtem Fleisch oder die versehentliche Aufnahme von Fleischbakterien zu Magenverstimmungen führen kann“, sagt Professor und Studienleiter Lance B. Price laut der Zeitung The Washington Post. „Aber jetzt wissen wir auch, dass bestimmte Arten von E. coli, die von rohem Fleisch stammen, Hunderttausende von Harnwegsinfektionen verursachen.“
Fleisch fördert Blasenentzündung? Ablauf und Auswertung der Studie
Die Studie wurde im vergangenen Monat in der Zeitschrift One Health veröffentlicht. Ein Jahr lang entnahmen die Forscher alle zwei Wochen Proben aus rohem Hühner-, Puten- und Schweinefleisch, die in großen Lebensmittelketten verkauft wurden. Letztendlich handelte es sich um mehr als 1.900 E. coli-Proben. Außerdem werteten sie fast 1.200 Urin- und Blutproben der ansässigen Arztpraxis auf den E. coli-Gehalt aus.
Die Auswertung im Labor führte zu überraschenden Erkenntnissen: Etwa acht Prozent der Harnwegsinfektionen durch E. coli können durch Fleisch verursacht werden. Das sind pro Jahr bis zu 640.000 Harnwegsinfektionen, die auf den Verzehr von Hühnchen, Pute und Co. zurückzuführen sind – Fleischsorten, die eigentlich den Ruf haben, gesund zu sein und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung empfohlen werden. Vegetarier haben also ein geringeres Risiko, an Harnwegsinfektionen zu erkranken.
Das Ergebnis der Studie hat unter Medizinern viel Interesse erweckt. „Es war eine Überraschung, dass eine so große Anzahl von Harnwegsinfektionen - mehr als eine halbe Million - durch E. coli-Bakterien verursacht werden, die wir mit der Nahrung aufnehmen“, sagt Dr. William Schaffner, der als Professor für Infektionskrankheiten am Vanderbilt University Medical Center in Nashville arbeitet und nicht an der Studie beteiligt war.
Können dank der Studie bald Infektionen verhindert werden?
Natürlich sollte im Hinterkopf behalten werden, dass sich die Studie lediglich auf Proben aus einer einzigen US-amerikanischen Stadt stützt. Deshalb ist es durchaus fraglich, ob das Resultat auf Deutschland übertragen werden kann. Allerdings gibt es auch hierzulande ständig Berichte über Lebensmittel, die mit E. coli-Bakterien oder anderweitig kontaminiert sind. Gerade bei tierischen Produkten wie Fleisch, Milch und Eier ist das Risiko größer, dass sie voller Keime stecken.
Studienleiter Lance B. Price ist hoffnungsvoll, dass seine Studie dazu beitragen kann, eine Übertragung von Infektionskrankheiten über Lebensmittel zu unterbinden. „Diese Studie nimmt die Lebensmittel- und Tierproduzenten noch stärker in die Pflicht, um zu verhindern, dass diese Bakterien in die Lebensmittelversorgung gelangen“, erklärt er. Tiere sollten gegen sechs der gefährlichsten E. coli-Stämme geimpft werden, damit sie keine Keime übertragen können.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.
Studie: Wer Fleisch isst, fördert Infektionen der Harnblase - tz.de
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