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Wednesday, June 7, 2023

7 Mythen über die Chemie zwischen Menschen - Gedankenwelt

Die Chemie muss stimmen, damit sich eine Beziehung zwischen zwei Menschen aufbauen kann. Doch es gibt auch viele andere Faktoren, die eine entscheidende Rolle spielen - und zahlreiche Mythen, die es zu widerlegen gilt.

7 Mythen über die Chemie zwischen Menschen

Letzte Aktualisierung: 07. Juni 2023

Die Chemie zwischen Menschen wird als ein magischer Cocktail aus emotionalen, kognitiven und neurologischen Zutaten erlebt. Oxytocin, Dopamin und Serotonin sind der sozio-emotionale Klebstoff, der neue Freunde und potenzielle Partner miteinander verbindet.

Plötzlich triffst du eine Person und fühlst dich zu ihr hingezogen: Die Chemie stimmt. Sie kann dich jedoch auch täuschen. Manchmal entpuppt sich die Person, die du für einen Seelenverwandten hältst, als inkompatibel. Über dieses Thema gibt es viele Mythen. Wir schauen uns anschließend einige davon an.

Chemie zwischen Menschen

Die Chemie existiert und definiert die intensive emotionale Verbindung zweier Menschen. Diese neurophysiologische Erfahrung kann die Grundlage für eine Paarbeziehung und auch für eine gute Freundschaft sein. Manchmal kann der erste Blick ein ganz besonderes Gefühl erzeugen. In seinem Roman Die Wahlverwandtschaften¹ schrieb Johann Wolfgang von Goethe über dieses Thema. Ein faszinierendes Thema, das jedoch von der Psychologie etwas vernachlässigt wurde.

Im Jahr 2022 lieferte eine in der Zeitschrift Perspectives on Psychological Science veröffentlichte Untersuchung eine solidere Grundlage für das Verständnis der zwischenmenschlichen Chemie. Wir sehen uns einige Details an. 

Was macht die Chemie zwischen Menschen aus?

Die Autoren der genannten Arbeit (Reis, Regan und Lyubomirsky) betonen, dass die zwischenmenschliche Chemie als Summe vieler Empfindungen erlebt wird. Sie ist, was du siehst, was du tust und was du fühlst. Es ist eine subtile, aber intensive Kombination, in der Emotionen, Einstellungen und Verhaltensweisen lohnend und repräsentativ werden.

  • Es besteht eine echte Bereitschaft, tiefe Aspekte der anderen Person kennenzulernen.
  • Interessen, Werte und Lebensperspektiven nähern sich an.
  • Zwei Personen erleben die Bindung als etwas ganz Besonderes.
  • Diese Erfahrung erfordert Koordination. Das bedeutet, dass dieselben Ziele, Anstrengungen und gegenseitige Unterstützung die beiden Personen miteinander verbinden.
  • Die zwischenmenschliche Chemie entsteht nicht nur durch Gespräche, sondern auch durch die Synchronität von Blicken, Gesten und Bewegungen.
  • Eine Online-Beziehung, bei der sich die Menschen noch nicht gesehen haben, vermittelt keine authentische Verbindung.
  • Vertrauen steht an erster Stelle. Du weißt, dass du dich der anderen Person öffnen kannst, ohne betrogen zu werden.
  • Es ist wichtig zu wissen, dass authentische Chemie mehrere Interaktionen und gemeinsame Momente erfordert, um bedeutsam und dauerhaft zu sein. Das erste Treffen sagt nichts darüber aus, ob eine Beziehung funktionieren wird.
  • Arbeiten wie die der University of California zeigen, dass zumindest in der Chemie der Freundschaft Persönlichkeitsfaktoren eine Rolle spielen. Personen, die offener, gewissenhafter und angenehmer im Charakter sind, erleben dieses Gefühl am stärksten.

Authentische Chemie erfordert Präsenz, Offenheit und mehrere gemeinsame Momente.

Mythen über die Chemie zwischen Menschen

Die zwischenmenschliche Chemie umfasst psychologische, soziale und neurologische Dimensionen: von Spiegelneuronen bis zur chemischen Explosion von Neurotransmittern wie Oxytocin und Serotonin.

Der Aufbau gesunder Beziehungen wirkt sich auf die körperliche und psychische Gesundheit aus, wie eine in der Fachzeitschrift American Psychology veröffentlichte Studie zeigt. Deshalb ist es wichtig, Mythen aufzudecken, um Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden.

1. Die Chemie stimmt sofort

Wenn du jemanden kennenlernst, hast du vielleicht sofort das Gefühl, dass die Chemie stimmt. Es kann sein, dass du dich angezogen fühlt, doch ihr müsst euch mehrere Male treffen, damit sich dieses besondere Gefühl bestätigt und entwickeln kann. Reife, Erfahrungen und Herausforderungen beeinflussen den Aufbau dieser sozialen Bindungen ebenfalls. 

2. Der erste Eindruck ist immer der beste

Der erste Eindruck ist häufig trügerisch. Liebe auf den ersten Blick kann enttäuschend ausgehen. Die emotionale und kognitive Voreingenommenheit können dir einen Streich spielen.

3. Die Chemie stimmt selten

Wir sprechen nicht über Magie oder einmalige mystische Erfahrungen. Wir sind soziale Wesen und erleben deshalb immer wieder Momente, in denen die Chemie stimmt. Personen mit sozialer und emotionaler Offenheit erleben diese Verbindungen häufiger.

4. Die Chemie ist konstant

Eine Beziehung oder Freundschaft ist keine Reise der absoluten Harmonie und Perfektion. Auch wenn die Chemie stimmt, kommt es zu Meinungsverschiedenheiten oder Differenzen. Eine Studie der Dalian University of Technology erinnert uns daran, dass Konflikte normal sind, doch wir müssen wissen, richtig damit umzugehen. Die zwischenmenschliche Chemie ist subjektiv.

5. Die Chemie beginnt immer mit körperlicher Anziehung und Sexualität

Mitnichten. Die Chemie ist nicht vorwiegend auf sexuelle Erfahrungen beschränkt. Sie beruht nicht auf der körperlichen Anziehung, auch bei Freundschaften sind dieselben chemischen Prozesse aktiv, die Vertrauen, Übereinstimmung und Bindung ermöglichen.

6. Sie beruht auf Gegenseitigkeit

Auch diese Vorstellung ist falsch. Die Chemie kann auch in eine Einbahnstraße führen. Dies ist beispielsweise bei Dating-Apps oft der Fall. Beim ersten Treffen scheint alles zu stimmen, doch die andere Person meldet sich danach nie wieder und praktiziert Ghosting.

7. Du kannst damit alle Probleme überwinden

Das wäre nur allzu schön. Doch leider gibt es keine Garantie für Freundschaften oder Beziehungen. Die Chemie reicht nicht immer aus, um Probleme zu überwinden, es gibt viele andere Variablen, die ebenfalls gegeben sein müssen: Kommunikation, Respekt, Gegenseitigkeit, Fürsorge usw.

Liebe muss genährt werden

Es ist zwar wichtig, dass die Chemie stimmt, doch Beziehungen sind komplexe Konstrukte. Die Liebe muss genährt werden. Sie benötigt gegenseitiges Vertrauen, gemeinsame Erfahrungen und Ziele, Respekt und Verständnis.

▶ Lese-Tipp

  1. Die Wahlverwandschaften, Johann Wolfgang von Goethe, Anaconda 2008
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