Krankenversicherte haben Anspruch auf wichtige Früherkennungsuntersuchungen. Top-Gesundheitsexperten aus verschiedenen medizinischen Fachrichtungen klären auf, in welchem Alter Sie zu welchem Arzt müssen.
Für Vorsorge ist man nie zu alt. So ist für den Chef der LMU Frauenklinik der alljährliche Besuch beim Frauenarzt für alle Frauen ein Muss: „Das ist ein umfangreicher Ankerpunkt und immer wieder stößt der Frauenarzt auch auf andere Erkrankungen, etwa im Herz-Kreislauf-System“, betont Prof. Mahner, und fügt an: „Ich sage allen Patientinnen, dass sie bis zum Alter von 99 jedes Jahr zum Frauenarzt müssen – und füge immer scherzhaft an, dass man vielleicht ab dem 100. Geburtstag über einen zweijährigen Rhythmus sprechen könne.“ Sorgen Sie dafür, dass Sie gesund bleiben. Der Kardiologe Professor Stefan Kääb vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), betont: „Vorsorgeuntersuchungen sind Angebote, die Gesundheit zu erhalten. Das ist immer besser, als Krankheit zu behandeln.“ Wir erklären die wichtigsten Gesundheits-Tipps und Vorsorgeuntersuchungen für drei Altersgruppen: Für die 18- bis 35-Jährigen, die 35- bis 55-Jährigen und die Menschen ab dem 55. Lebensjahr.
Vorsorge von 18 bis 35 Jahren: Für alle wichtig
- Gesundheit allgemein: Ab 18 Jahren bis zum Alter von 35 Jahren sollten Sie einen einmaligen, allgemeinen Check-up beim Hausarzt machen.
- Herzgesundheit: „Den Grundstein für eine dauerhafte Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems legt man in jungen Jahren“, sagt Professor Stefan Kääb, Kardiologe am LMU-Klinikum. Darum gelte es, folgende sieben Kriterien zu beachten: „Erster wichtiger Punkt ist die Ernährung: Hier empfiehlt sich die Mittelmeerdiät – man sollte frische Zutaten essen und industriell Verarbeitetes meiden. Zweiter entscheidender Punkt ist regelmäßige ausreichende Bewegung, also am besten 40-minütiges Ausdauertraining drei bis vier Mal pro Woche. Drittens sollte man nicht rauchen, viertens den eigenen Blutdruck kennen und bei Bedarf richtig einstellen lassen. Fünfter wichtiger Punkt ist es, gegebenenfalls Übergewicht abzubauen. Sechstens sollte jeder seinen LDL-Cholesterin-Wert kennen. Das Low-Density-Lipoprotein ist das ungesunde Cholesterin. Für Menschen ohne Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gilt ein LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert. Je höher das Risiko ist, etwa durch Übergewicht, desto niedriger sollte das LDL-Cholesterin sein: Für Menschen mit koronarer Herzerkrankung oder Diabetes liegt der Zielwert bei unter 55 mg/dl (1,4mmol/l). Siebter wichtiger Punkt ist der Blutzucker: Einmal checken lassen.“
- Haut: „Das A und O bei der Prävention für die Haut ist der Sonnenschutz“, sagt Hautarzt Dr. Christoph Liebich. Zudem sollte man Leberflecken gut beobachten und sofort zum Arzt gehen, wenn einer schnell wächst, juckt, blutet oder nässt.
- Zahngesundheit: Zähne regelmäßig putzen, nicht zu oft und zu lange Zucker im Mund zu haben sind die wichtigsten Punkte, sagt Prof. Hannes Wachtel, der Gründer der Implaneo Dental Clinic in München. Um den Zahnschmelz zu härten, rät er zu regelmäßiger Fluoridierung, zudem zur Anwendung von Zahnseide und zu regelmäßiger professioneller Zahnreinigung beim Zahnarzt.
Vorsorge von 18 bis 35 Jahren: Für Frauen wichtig
- Gynäkologische Krebsvorsorge: „Als wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen Gebärmutterhalskrebs sollten sich Mädchen, aber auch junge Frauen, gegen HPV impfen lassen“, sagt der Gynäkologe Prof. Mahner. Ab dem 20. Lebensjahr stehen einmal pro Jahr eine Genitaluntersuchung und zytologische Untersuchung zur Früherkennung von Krebs auf dem Plan. Ab 30 Jahren kommt zur Krebsvorsorge eine jährliche Brust- und Hautuntersuchung hinzu. Spätestens ab dann sollten Frauen auch regelmäßig selbst ihre Brust untersuchen.
Vorsorge von 35 bis 55 Jahren: Für alle wichtig
- Gesundheits-Check-up: Ab 35 zahlen die Krankenkassen für Mann und Frau alle drei Jahre den „Gesundheits-
Check-up“ mit Blut- und Urin-Test sowie einer körperlichen Untersuchung und Blutdruckmessung. So können etwa Nieren- und Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Autoimmunkrankheiten früh entdeckt werden, erklärt Prof. Stefan Kääb. Auch ein EKG steht auf dem Programm. Innerhalb des Check-ups: Seit Herbst 2021 gibt es einmalig ein Screening auf eine Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Virusinfektion. - Haut: Ab 35 alle zwei Jahre Hautkrebs-Screening beim Hautarzt.
- Zahngesundheit: Tägliche Reinigung, zudem mindestens einmal, besser zweimal jährlich zum Zahnarzt.
- Augen: Ab 30 Jahren Grüner-Star-Vorsorge beim Augenarzt.
Vorsorge von 35 bis 55 Jahren: Für Frauen wichtig
- Beim Frauenarzt: Ab 35 Jahren steht alle drei Jahre ein kombiniertes Screening aus zytologischer Untersuchung und HPV-Test auf dem Plan. „In diesem Zeitraum kommen auch meist die Wechseljahre“, sagt Professor Mahner. Manchen Frauen bereite dies große Beschwerden, hier könne jedoch eine Hormonbehandlung helfen. Diese müsse regelmäßig geprüft werden, um nicht das Risiko für Brustkrebs und Schlaganfall zu erhöhen.
- Darm: Zur Früherkennung von Darmkrebs wird bei Frauen ab 50 Jahren jährlich auf verborgenes Blut im Stuhl getestet.
- Brust: Zwischen 50 und 69 Jahren erhalten Frauen alle zwei Jahre eine Einladung zum Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs.
Vorsorge von 35 bis 55 Jahren: Für Männer wichtig
- Prostata: Ab 45 Jahren jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung durch Abtasten.
- Darm: Ab 50 Jahren Früherkennungsuntersuchung des Darms. „Wir wissen, dass Männer häufiger ein Dickdarmkarzinom bekommen als Frauen, deshalb steht für sie die Vorsorge früher auf dem Plan“, erklärt Prof. Algül, Direktor des Cancer Comprehensive Centers (CCC) der Technischen Universität München (TUM). Bei der Darmkrebsfrüherkennung hat jeder Mann zwischen 50 bis 54 Jahren Anspruch auf einen jährlichen Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Prof. Algül empfiehlt aber lieber ab 50 zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren.
Vorsorge ab 55 Jahren: Für alle wichtig
- Zahngesundheit: In dieser Altersgruppe nimmt das Problem Zahnbettentzündung zu, sagt Zahnarzt Prof. Hannes Wachtel: „Zahngesundheitsstudien zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung eine Prävalenz für Zahnfleischentzündungen zeigen, und man muss wissen, dass die Parodontitis zu 90 Prozent verhinderbar wäre“, sagt Wachtel. Die Entzündungen können sich hartnäckig festsetzen in den sogenannten Zahnfleischtaschen. Gelangt sie dann in den Kieferknochen, wird dieser um- und abgebaut – mit der schlimmen Folge, dass der Halteapparat der Zähne instabil wird.“ All dies ließe sich durch Zahnhygiene weitgehend verhindern, betont Prof. Wachtel. Neben der täglichen Zahnhygiene rät er zu regelmäßiger professioneller Zahnreinigung durch einen Dentalhygieniker. „Ich empfehle, je nach Risikoprofil, alle drei bis sechs Monate Besuche bei der Dentalhygienikerin in ihrer Zahnarztpraxis.“
- Herz-Kreislaufsystem: „Gehen Sie viel zu Fuß, trainieren Sie Ihre Ausdauer, Ihre Kondition und Ihre Koordination“, sagt Prof. Kääb. Der „Gesundheits-Check-up“ alle drei Jahre bleibt ein Muss.
- Haut: Neben der jährlichen Hautkrebsvorsorge ist es wichtig, die Haut geschmeidig zu halten und gut zu pflegen. Vor allem Füße und Beine sollten immer eingecremt werden, zudem rät der Münchner Dermatologe Dr. Liebich zur Verwendung von ölhaltigen Duschgels.
- Augen: Ab 60 Jahren Früherkennung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beim Augenarzt.
Vorsorge ab 55 Jahren: Für Frauen wichtig
- Krebsvorsorge: Für Frauen steht ab 55 die Früherkennung von Darmkrebs auf dem Terminplan. Hier gibt es zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder es wird alle zwei Jahre ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl vorgenommen, oder es gibt zwei Darmspiegelungen im Mindestabstand von zehn Jahren. Wichtig ist auch die Mammographie alle zwei Jahre“, betont Prof. Algül, denn mit dem Alter steigt das Krebsrisiko. Auch wenn eine Frau keine Gebärmutter mehr hat, rate er zum jährlichen Frauenarztbesuch.
- Osteoporose-Vorsorge: Wer sich sein gesamtes Leben über viel bewegt und Sport macht, tut damit etwas für die Stabilität der Knochen im Alter. Besteht ein Risiko für Osteoporose, rät Prof. Mahner zu einer Knochendichtemessung. Und auch bei Kontinenzproblemen sollten Frauen handeln, damit diese nicht dazu führen, dass die Frauen beispielsweise keinen Sport mehr treiben, legt der Chef der Frauenklinik des LMU-Klinikums den Frauen ans Herz. „Hier kann schon eine kleine Intervention viel Gutes tun“, sagt Prof. Mahner. Weiterhin rät er zu regelmäßigem leichten Krafttraining: „Ich habe noch nie eine ältere Dame getroffen, die über zu viel Muskelmasse klagt, im Gegenteil.“
Vorsorge ab 55 Jahren: Für Männer wichtig
- Ultraschall-Untersuchung der Bauchschlagader: Ab 65 Jahren haben Männer einen einmaligen Anspruch auf eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchschlagader.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.
Gesundheitsexperten klären auf: Wann Sie zu welchem Arzt müssen – und in welchem Alter - 24vita.de
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