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Thursday, August 3, 2023

Blasenentzündung: Forschungsteam entwickelt Schnelltest und Therapie - fr.de

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Blasenentzündungen bei Frauen sind häufig und unangenehm, aber meist eher harmlos. Imago

Forschende aus der Schweiz haben auf der Basis von Bakteriophagen einen Schnelltest und eine Therapie bei Harnwegsinfekten entwickelt. Klinische Studien sollen folgen.

Zürich – Es gibt wohl nur wenige Frauen, die es nicht kennen: das Gefühl, ständig zur Toilette zu müssen, dann aber kommt nur wenig und das unter Brennen. Schlimmstenfalls gesellen sich noch krampfartige Schmerzen dazu. Blasenentzündungen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen überhaupt. Meist sind sie zwar unangenehm, aber eher harmlos, zumindest bei Frauen, die weitaus häufiger betroffen sind als Männer.

Oft werden dagegen Antibiotika verschrieben, auch wenn es nicht immer nötig ist. Aber die Beschwerden gehen so eben meist schnell weg – vorausgesetzt, das Mittel wirkt gegen die auslösenden Bakterien. Wegen zunehmender Resistenzen ist das allerdings längst nicht mehr gewährleistet. Zusätzlich verschärft wird dieses Problem dadurch, dass häufig Breitband-Antibiotika verschrieben werden, weil es auf die Schnelle nicht möglich ist, den „Übeltäter“ zu bestimmen. Eine entsprechende Diagnostik würde Tage in Anspruch nehmen.

Bakteriophagen als Alternative zu Antibiotika bei Harnwegsinfekten?

Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) sehen in Bakteriophagen eine mögliche Alternative zu Antibiotika bei Harnwegsinfekten. Sie haben in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Balgrist in Zürich einen Schnelltest auf dieser Basis entwickelt – und auch bereits einen Therapieansatz, für den Bakteriophagen genetisch modifiziert wurden, um die Bakterien effizienter zu zerstören.

Phagen, so die Kurzform, sind hoch spezialisierte Viren, die Bakterien befallen und sie zerstören – und zwar immer nur bestimmte Stämme. „Bakterienfresser“ werden sie deshalb auch genannt. Phagen und ihre Wirkung kennt man bereits seit mehr als 100 Jahren, doch der Siegeszug der Antibiotika verdrängte Ansätze, sie gegen Bakterien einzusetzen.

Erst kürzlich hatte das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag empfohlen, die Forschung zu Phagen zu intensivieren und weniger starr als bisher zu regulieren. In der EU und Deutschland ist bislang kein Medikament zugelassen, das auf Phagen basiert, sie dürfen derzeit nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, etwa als individueller Heilversuch, wenn andere Mittel nicht mehr greifen.

Bakteriophagen im Einsatz gegen Hauptauslöser von Harnwegsinfekten

Das Schweizer Team um Martin Loessner von der Forschungsgruppe für Lebensmittelmikrobiologie der ETH identifizierte für die Studie Phagen, die sich gegen die drei Hauptauslöser von Harnwegsinfekten richten: Escherichia coli, Klebsielle und Enterokokken. Die natürlichen Phagen modifizierten die Forschenden dann so, dass die befallenen Bakterien nach dem Kontakt ein Lichtsignal produzieren, das sich leicht messen lässt.

Mit dieser Methode, heißt es in einer Mitteilung der ETH, ließen sich die „krankheitserregenden Bakterien direkt und zuverlässig in der Urinprobe nachweisen“ – und das innerhalb von weniger als vier Stunden. „Die Methode könnte es in Zukunft ermöglichen, sofort nach der Diagnose ein passendes Antibiotikum zu verschreiben und so Resistenzbildungen zu verhindern“, heißt es weiter.

Schnelltest zielt auf vernünftigeren Einsatz von Antibiotika

Doch der Test zielt nicht allein auf einen vernünftigeren Einsatz von Antibiotika, sondern auch auf eine künftige Behandlung mit Phagen. So soll er zugleich eine Vorhersage über eine „maßgeschneiderte“ Phagentherapie ermöglichen. Denn die Stärke des Lichtsignals zeige an, wie effizient die beim Test eingesetzten Phagen gegen die Erreger in der Probe wirken: „Je mehr die Probe leuchtet, umso besser spricht das Bakterium auf die Therapie an.“

Ein großer Vorteil von Phagen ist, dass sie nur ein einziges Zielbakterium angreifen. Ein Nachteil bestehe jedoch darin, dass „sie kein Interesse daran haben, ihren Wirt, also das krankmachende Bakterium vollständig abzutöten“, erklärt Samuel Kilcher, einer der Studienautoren.

Genetisch modifizierte Phagen sollen Bakterien abtöten

Um die Wirksamkeit zu verstärken, haben die Forschenden die Phagen deshalb genetisch modifiziert, sodass diese im Inneren der von ihnen infizierten Bakterien auch noch Bakteriozine produzieren – Proteine, die Bakterien abtöten. Diese sollen besonders wirksam gegen jene Bakterienstämme sein, die ihre Oberfläche so verändert haben, dass Phagen sie nicht mehr erkennen (vergleichbar einer Resistenz gegen Antibiotika). „Durch diese zweigleisige Attacke wird die Therapie effektiver“, heißt es in der Mitteilung der ETH.

Die Schweizer Forschenden betonen, dass es sich bei ihrer Arbeit um einen Machbarkeitsnachweis handelt, der belegt, dass ein Ansatz grundsätzlich erfolgversprechend ist, also noch nicht um eine klinische Studie. Diese soll nun den nächsten Schritt darstellen, bei dem das Team die Phagentherapie an ausgewählten Patientinnen und Patienten erproben will. (Pamela Dörhöfer)

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