Mithilfe von Augenscans könnte Parkinson schon deutlich früher festgestellt werden – im Durchschnitt sieben Jahre vor dem ersten Auftreten der Symptome. Das schreiben Forscherinnen und Forscher in einer Studie, die am Montag in der Fachzeitschrift »Neurology « veröffentlicht wurde.
»Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was wir durch Augenscans entdecken können. Wir sind zwar noch nicht in der Lage vorherzusagen, ob eine Person an Parkinson erkranken wird, aber wir hoffen, dass diese Methode bald zu einem Vorab-Screening werden könnte«, sagte der Hauptautor der Studie, Siegfried Wagner vom University College London. »Die Entdeckung von Anzeichen einer Reihe von Krankheiten vor dem Auftreten von Symptomen bedeutet, dass die Menschen in Zukunft die Zeit haben könnten, ihren Lebensstil zu ändern, um das Auftreten einiger Krankheiten zu verhindern«. Ärztinnen und Ärzte könnten indes den Ausbruch und die Auswirkungen lebensverändernder neurodegenerativer Störungen verzögern.
Dünnere retinale Nervenfaserschicht
Ein Scan der Netzhaut ist eine nicht invasive Möglichkeit, die Zellschichten unter der Hautoberfläche zu betrachten. Hochauflösende Bilder der Netzhaut gehören heute zur Routine der Augenheilkunde. Eine Art 3D-Scan, die optische Kohärenztomografie (OCT), erstellt in weniger als einer Minute einen bis auf einen tausendstel Millimeter genauen Querschnitt der Netzhaut, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie.
Die Forschenden haben nun in einer Querschnittanalyse von zwei Studien Marker für Parkinson in Augenscans ausgemacht. Für den Nachweis der Netzhautmarker untersuchten sie Daten von rund 155.000 Patientinnen und Patienten im Alter von mindestens 40 Jahren, die zwischen 2008 und 2018 Augenkliniken in London aufgesucht hatten. Außerdem nutzten sie Daten von rund 67.300 gesunden Freiwilligen im Alter von 40 bis 69 Jahren, um zu prüfen, in welchem zeitlichen Verhältnis die Marker zum Symptombeginn stehen. Es zeigte sich demnach, dass Menschen mit Parkinson eine dünnere retinale Nervenfaserschicht sowie eine dünnere innere Körnerschicht im Auge haben.
Von rund 50.400 Personen, die schließlich in die Studie eingeschlossen wurden, entwickelten 53 Personen während des Studienzeitraums eine Parkinsonkrankheit. Die durchschnittliche Zeit zwischen der Netzhautaufnahme und dem Auftreten von Symptomen lag bei rund sieben Jahren, heißt es in der Studie.
Die Untersuchung bestätige frühere Berichte über eine deutlich dünnere retinale Nervenfaserschicht, heißt es weiter, während eine dünnere innere Körnerschicht erstmals festgestellt worden sei. Außerdem hätten die Forschenden nun ausgemacht, dass eine geringere Dicke dieser Schichten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung der Parkinsonkrankheit verbunden sei – das über das Risiko hinausgehe, das durch andere Faktoren bedingt ist. Genaue Zusammenhänge seien aktuell aber noch unklar.
Die aktuelle Untersuchung enthält indes keine detaillierten Informationen über den Status der Krankheit bei den Patientinnen und Patienten, wie etwa der derzeitigen Therapie, die einen Zusammenhang zwischen den Netzhautveränderungen und der Dauer oder dem Fortschreiten der Krankheit hätten herstellen können, heißt es weiter.
Parkinson: Augenscan könnte Krankheit Jahre vor Symptombeginn erkennen - DER SPIEGEL - DER SPIEGEL
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