Sie haben derzeit einen Infekt? Sie sind nicht allein. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der akuten Atemwegsinfektionen zuletzt etwas früher gestiegen als in den Vorjahren. Aktuell schnupfen, schniefen, husten etwa 3,8 Millionen Menschen in Deutschland.
»Wir befinden uns am Beginn der üblichen ersten Infektphase, die zumeist mit Ende der Sommerferien langsam startet«, sagt Nicola Buhlinger-Göpfarth vom Deutschen Hausärzteverband dem SPIEGEL. Die wachsende Zahl der Atemwegsinfektion sei ein erwartbarer Vorbote des Herbsts. »Wenn auch früher als gewohnt«, so die Ärztin.
Dieser Herbst ist aus einem weiteren Grund anders als vorherige: Er ist der erste mit dem Coronavirus, aber ohne besondere Schutzmaßnahmen. Diese sind im April ausgelaufen . Teststationen sind abgebaut, selbst Arztpraxen darf man inzwischen ohne Masken betreten. Die kommenden Monate werden zum Testlauf für die Herbste und Winter der nächsten Jahre.
Welche Viren kursieren? Wer wird noch getestet? Was mache ich, wenn ich mich krank fühle? Ein Überblick.
Zahl der Covid-Fälle steigt weiter
Ausgewählte Stellen in Deutschland schicken standardmäßig Proben von Patientinnen und Patienten ein, damit diese auf die kursierenden Erreger untersucht werden. Darin fand sich zuletzt immer wieder auch das Coronavirus. Die Zahl der bekannten Covid-Fälle steigt seit einigen Wochen. Binnen sieben Tagen sind pro 100.000 Einwohner im Schnitt sechs Fälle an das RKI gemeldet worden, zeigt das Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums .
Damit ist die Zahl der bekannten Infektionen noch immer sehr niedrig. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei fast 2000. Damals wurde allerdings mehr getestet.
Wer noch getestet werden soll
Einen Anspruch auf kostenlose Abstriche nach der Coronavirus-Testverordnung gibt es inzwischen nicht mehr. Ob jemand getestet wird, entscheiden nun üblicherweise Ärztinnen und Ärzte. Etwa, wenn jemand Symptome hat, die auf eine Infektion hindeuten, heißt es in den Empfehlungen des RKI . Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.
»Unsere Praxen führen, wo sinnvoll, auch Schnelltests zur Bestimmung einer Coronainfektion durch«, sagt Buhlinger-Göpfarth. »Mit steigenden Fallzahlen wird das Richtung Herbst wieder zunehmen, aber wohl nicht mehr in der Größenordnung wie noch vor ein, zwei Jahren.«
Zudem sind weiterhin Selbsttests für zu Hause erhältlich. Die EU führt eine Liste mit Testkits , die in Studien auf ihre Genauigkeit geprüft wurden. Aber: Wer sich selbst coronapositiv testet, muss das nirgendwo melden. Generell sollten aber alle, die Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen haben, drei bis fünf Tage zu Hause bleiben und Kontakte meiden, bis sich die Symptome deutlich bessern, empfiehlt das RKI .
Derzeit verbreiten sich neben dem Coronavirus auch Rhinoviren, die ebenfalls die Atemwege befallen, aber meist nur milde Beschwerden auslösen. Typisch sind etwa eine laufende und verstopfte Nase. Außerdem grassieren Parainfluenzaviren, die ebenfalls zu Atemwegsinfektionen führen.
»Auch wenn es keinen Grund zur Panik gibt, blicken wir durchaus besorgt auf das kommende halbe Jahr«, sagt Hausärztin Buhlinger-Göpfarth. Schon der vergangene Winter habe die Praxen an den Rand des Möglichen gebracht. Und die Vorboten in diesem Jahr seien angesichts der aktuellen Grippewelle in Australien nicht gut. Zudem zeichneten sich bereits jetzt Engpässe bei Arzneimitteln ab. »Wir rechnen derzeit kaum mit einer ruhigen Saison«, so die Ärztin.
Corona, Rhino, Parainfluenza: Atemwegsinfektionen häufen sich in diesem Jahr früher - DER SPIEGEL
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