Forscher sind alarmiert: Weltweit steigt die Zahl der Pilz-Toten. Welche Erreger als besonders gefährlich gelten – und wie Sie sich schützen.
Die Zahl der Todesfälle durch Pilzinfektionen weltweit hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt, wie eine neue Untersuchung zeigt. Jährlich sterben etwa 3,8 Millionen Menschen an einer solchen Erkrankung. Forscher führen diesen Anstieg teilweise auf die Corona-Pandemie zurück, da Covid-19 und antivirale Mittel die Immunabwehr Betroffener beeinträchtigt haben. Zudem herrscht ein Mangel an wirksamen Medikamenten gegen Pilzinfektionen.
Zahl der Pilz-Toten steigt weiter an
Die Studie britischer Forscher zeigt auch, dass Pilzerkrankungen oft unterschätzt werden, obwohl sie von harmlosen Hautpilzen bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen wie beispielsweise mit dem Erreger Candida auris reichen können.
Was steckt hinter dem Pilz Candida auris?
Candida auris gehört zu den Hefepilzen und ist erst seit einigen Jahren bekannt – 2009 wurde er erstmals in Japan beschrieben. Seitdem hat er sich global ausgebreitet, vorrangig in Krankenhäusern. Übertragen wird Candida auris als Schmierinfektion, wird also von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Oberflächen weitergegeben.
Selbst in wohlhabenden Ländern sind oft keine entsprechenden Testkits für gängige Pilzinfektionen verfügbar, werden nicht genutzt oder sie erkennen nicht zuverlässig alle Infektionen. Wegen einer fehlenden oder zu späten Diagnose werden die Betroffenen häufig nicht rechtzeitig behandelt – und die Zahl der Pilzinfektionen mit Todesfolge nimmt drastisch zu.
"Pilze sind den Zahlen zufolge inzwischen für 6,8 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Zum Vergleich: Auf Herzerkrankungen und Schlaganfälle entfallen etwa 16 beziehungsweise 11 Prozent aller Todesfälle", so Studienautor und Infektionsmediziner David Denning von der Universität Manchester.
Pilzinfektion: Wer besonders gefährdet ist
Risikofaktoren für einen tödlichen Verlauf vieler Pilzinfektionen sind vor allem Vorerkrankungen und ein geschwächtes Immunsystem der Betroffenen. Insbesondere bei Aids-Patienten gehen etwa die Hälfte aller Todesfälle auf eine Pilzerkrankung zurück.
Auch bei Lungenerkrankungen spielen unerkannte Pilzinfektionen eine große Rolle, wie Denning ermittelte. So waren etwa 30 Prozent der an Tuberkulose oder einer rauchbedingten Lungenerkrankung Verstorbenen zugleich mit einem Pilz infiziert. Die Mikroorganismen waren hierbei nicht der Auslöser der Lungenerkrankung, haben aber mit zum Tod der Patienten beigetragen.
Zu den gefährlichsten Pilzen, die die Lunge infizieren, gehören die Schimmelpilze Aspergillus fumigatus und Aspergillus flavus. An ihnen sterben jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen. Sie befallen vor allem Personen mit einer Vorerkrankung der Lunge.
Unterschätzte Gefahr: Candida auris
Weitere, potenziell tödliche Erreger sind Pilze der Gattung Candida. "Jährlich sterben weltweit etwa eine Million Menschen an einer Candida-Infektion", so Denning. Der Darmpilz Candida auris gilt als so gefährlich, weil er Resistenzen gegenüber gängigen Anti-Pilzmitteln ausbilden kann, was die Behandlung von Infizierten stark erschwert.
Gesunde Menschen können asymptomatisch infiziert sein, merken also häufig nichts von ihrer Infektion. Gefährlich kann der Pilz für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem werden, er ist also besonders tückisch in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Hier kann er zum Beispiel durch medizinische Instrumente, Katheter oder Beatmungsschläuche übertragen werden, etwa wenn der Pilz gegen die eingesetzten Desinfektionsmittel resistent ist.
Die WHO erläutert: "Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose (Pilzinfektion – Anmerkung der Redaktion) im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen, Knochen und inneren Organen verursachen kann". Es kommt unter anderem zu Infektionen der Harnwege, von Wunden und zu Blutvergiftungen. Die Mortalität, also die Sterberate, ist recht hoch. Befällt der Pilz die inneren Organe, liegt sie zwischen 29 und 53 Prozent – so die WHO.
Schutz vor Candida auris
Wie bei allen Krankheiten, die sich über Schmierinfektionen verbreiten, ist Hygiene das oberste Gebot, um eine Ansteckung zu vermeiden. Dazu gehören vor allem regelmäßiges und gründliches Händewaschen und das Vermeiden von engem Kontakt mit kranken Personen.
Pilzerkrankungen bleiben unvermeidbar
Da Pilze überall in unserer Umgebung und selbst in unserem Darm und auf unserer Haut auf natürliche Weise vorkommen, werden Pilzinfektionen auch künftig unvermeidbar sein, so das Fazit der britischen Forscher. "Hinzu kommt, dass es keine Impfstoffe gegen Pilze und teils auch keine wirksamen Medikamente gibt", so Denning. Pilze seien zunehmend resistent gegenüber gängigen Wirkstoffen geworden. Dazu trage unter anderem der Einsatz von Fungiziden in der Landwirtschaft bei.
Candida auris: Immer mehr Todesfälle durch Pilzinfektionen weltweit - t-online
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