Diabetiker sind einem erhöhten Tumor- und Krebsrisiko ausgesetzt. Experten erklären, warum.
Kassel/München – Diabetiker haben ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken als andere Menschen. Das betrifft insbesondere Betroffene des Diabetes Typs II: „Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 kann man von einem bis zu 1,7-fach erhöhten Risiko für bestimmte Tumorarten ausgehen“, erklärt Stephan Herzig, Direktor des Helmholtz Diabetes Centers. Das Risiko ist dabei in den Körperregionen Brust, Darm, Harnblase und Bauchspeicheldrüse am größten. Bei entsprechender familiärer Vorbelastung ist ebenfalls der Darm ein Risikogebiet für Diabetiker.
Laut Angaben des Deutschen Krebsinformationszentrums geht das Risiko einer Krebserkrankung für Diabetiker mit vier Faktoren einher. Demnach gehe Diabetes lange vor der Diagnose eine Entgleisung des Stoffwechsels voraus, die sich unter anderem durch erhöhten Blutdruck, erhöhten Blutzucker, falsch regulierte Blutfette und Adipositas, meist in Form von Fettablagerungen im Bauchbereich bemerkbar macht. All diese Merkmale begünstigen die Tumorentwicklung – und im Endeffekt die Entstehung einer Krebserkrankung. „Wir sprechen beim metabolischen Syndrom daher auch vom tödlichen Quartett“, sagt Mathias Heikenwälder vom DKFZ.
Hohes Krebsrisiko für Diabetiker – Das sind die Gründe
Die Gründe für derartige Anzeichen sind „vielfältig“, so Herzig. Häufig zeige sich im Vorfeld einer Diagnose eine Resistenz gegenüber Insulin, wodurch der Körper vermehrt das Hormon ausschüttet, um dies zu kompensieren. Auf diese Weise werde das Wachstum bestimmter Zellen gefördert: „Somit können Körperzellen mit einem genetischen Defekt, der eine entgleiste Zellteilung bewirkt, noch schneller wachsen und zu Tumoren führen“, erläutert der Molekularbiologe weiter. Hinzu kommen laut Herzig Entzündungen in Organen, welche ebenfalls zu einem beschleunigten Wachstum von Tumoren beitragen können. Schlussendlich spielt das bereits erwähnte Übergewicht eine entscheidende Rolle. Bestimmte Hormone im Fettgewebe, die bei Adipositas vermehrt freigesetzt werden, beschleunigen Entzündungsprozesse. Als Beispiel nennt Herzig das Hormon Leptin, welches den Stoffwechsel von Brustkrebszellen maßgeblich beeinflusst.
Unklar sei allerdings, ob der veränderte Stoffwechsel die Entstehung von Krebs lediglich beschleunigt oder ob er diese auch veranlassen kann.
Diabetes
Im Zeitraum 1980-2014 ist die Zahl der Diabetes-Erkrankten weltweit von 108 Millionen auf 422 Millionen Menschen angestiegen. Das teilt die Weltgesundheitsorganisation WHO mit.
Aus Perspektive der Forschung ist es laut Herzig notwendig, „Menschen mit Diabetes über ihr erhöhtes Krebsrisiko aufzuklären und ihnen Präventions- und Früherkennungsangebote aufzuzeigen.“ Bei rechtzeitiger Diagnose seien verschiedene Krebsarten adäquat behandelbar. Laut Angaben der Deutschen Diabeteshilfe sei neben der Früherkennung und einer entsprechender Behandlung mit Medikamenten eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil entscheidend: „Fehlernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht sind häufige Ursachen von Insulinresistenz und Typ 2-Diabetes. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung kann vorhandenes Übergewicht reduzieren und somit auch den gestörten Stoffwechsel normalisieren“, teilt der Verein mit.
Auch eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 kann das Diabetes-Risiko erhöhen: Forscher haben das Phänomen in einer Studie untersucht – und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gelangt. (tu)
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Krebs: Hohes Risiko für Diabetiker – Hier lauert die Gefahr für Ihre Gesundheit - HNA.de
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