Immer wieder erkranken ältere Menschen trotz Impfung an Corona. Forscher der Berliner Charité haben jetzt den möglichen Grund entdeckt.
Berlin – Ärmel hoch, ein kurzer Piecks in die Schulter. Dann wiederholt sich das ganze Spiel einige Wochen später und schon ist die Corona*-Impfung vorbei. Doch insbesondere bei älteren Menschen kommt es trotz vollständiger Impfung gegen das Coronavirus immer wieder zu Infektionsfällen.
Forscher der Berliner Charité veröffentlichten nun zwei Studien im Fachblatt Emerging Infectious Diseases anhand denen sich eine Erklärung für das Phänomen ableiten lasse. Das Immunsystem von älteren Menschen reagiere demnach oftmals weniger effizient auf die Corona-Impfung als das von jüngeren Leuten, teilte die Charité am Mittwoch (09.06.2021) mit.
Corona-Ausbrüche in Altenheimen trotz Impfung: Immunsystem reagiert weniger effizient
Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, dass Pflegepersonal und Besucher vollständig gegen das Virus immunisiert seien. Als Unterstützung sollten zudem regelmäßige Corona-Tests durchgeführt werden – auch bei Personen mit vollständiger Impfung.
Für eine der Studien arbeiteten die Wissenschaftler der Charité einen Corona-Ausbruch in einer Berliner Pflegeeinrichtung vom Februar auf. Dabei hatten sich – neben elf Pflegekräften ohne vollständigen Impfschutz – laut der Studie rund 20 Bewohner mit der Alpha-Variante des Coronavirus infiziert. Alle außer vier der Bewohner waren zu dem Zeitpunkt bereits vollständig mit dem Corona-Impfstoff von Biontech geimpft. Bei den vier nicht geimpften Personen verlief die Erkrankung wesentlich stärker als bei den übrigen Patienten – sie mussten zur Behandlung sogar in ein Krankenhaus gebracht werden. Ein Drittel der infizierten Bewohner zeigte Symptome, zwei vollständig geimpfte Menschen starben – laut den Wissenschaftlern jedoch nicht hauptursächlich an Corona.
Corona bei älteren Menschen: Impfung sorgt für milderen Krankheitsverlauf
„Auf der einen Seite sehen wir an diesem Ausbruch, dass die Impfung die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims insgesamt geschützt hat, denn ihre Krankheitsverläufe waren deutlich milder“, sagt Victor Corman, stellvertretender Leiter des Konsiliarlabors für Coronaviren am Institut für Virologie. „Gleichzeitig wird durch die Häufung der Infektionen klar, dass die hohe Wirksamkeit der Impfung bei alten Menschen manchmal nicht voll zum Tragen kommt.“
Im Rahmen der zweiten Untersuchung verglichen die Forscher die Immunreaktionen auf den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer bei über 70-jährigen Patienten einer Hausarztpraxis mit denen von Charité-Beschäftigten im durchschnittlichen Alter von 34. Blutanalysen ließen dabei große Unterschiede erkennen. Schon drei Wochen nach der ersten Impf-Dosis hatten etwa 87 Prozent der jüngeren Patienten Antikörper gegen Sars-CoV-2 gebildet, wohingegen es bei den älteren Geimpften lediglich 31 Prozent waren.
Corona-Studien der Charité: Immunantwort bei Senioren deutlich verzögert
Nur einen Monat nach der Erstimpfung gegen das Coronavirus lag die Zahl der Antikörper im Blut der jungen Patienten nach Informationen der Studie bereits bei fast allen Probanden bei 99 Prozent – bei der Gruppe der Älteren waren es demnach 91 Prozent. Zusätzlich dazu erkannten die Forscher, dass die Antikörper bei den älteren Geimpften wesentlich langsamer heranreiften. Auch der zweite wichtige Schritt der Immunreaktion, die T-Zell-Antwort, fiel bei ihnen schwächer aus.
„Unsere Studie zeigt also, dass bei älteren Menschen die Immunantwort nach der Corona-Impfung deutlich verzögert ist und nicht das Niveau von jungen Impflingen erreicht“, resümiert Leif Erik Sander, Impfstoffforscher von der medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie. Aus diesem Grund kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Corona-Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen trotz vollständiger Impfung* der Bewohner. (Jan Lucas Frenger mit dpa) *fnp.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen: Warum Alte trotz Impfung an Covid-19 erkranken - Frankfurter Neue Presse
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