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Friday, June 25, 2021

Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen nehmen in Deutschland weiter zu - Heilpraxisnet.de

Herzschwäche hierzulande weiter auf dem Vormarsch

Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist der häufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt hierzulande. Seit 20 Jahren steigt die Prävalenz der Herzschwäche an, daran hat sich auch im Jahr 2019 nichts geändert, wie der Deutsche Herzbericht 2020 zeigt, der kürzlich veröffentlicht wurde. Die angemessene Versorgung der Betroffenen bleibt weiterhin eine große Herausforderung.

Medizinerinnen und Mediziner der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. berichten, dass im Jahr 2019 rund eine halbe Millionen Krankenhausaufenthalte (487.247) aufgrund von Herzinsuffizienz dokumentiert wurden. Die Prävalenz der Herzschwäche sei von den Jahren 2018 auf 2019 um 4,8 Prozent angestiegen. Seit dem Jahr 2000 wurde laut dem „Deutschen Herzbericht 2020“ ein Anstieg der Herzschwäche-Fälle um 40 Prozent verzeichnet.

Weniger Sterblichkeit durch Herzschwäche

Obwohl die Prävalenz der Herzinsuffizienz ständig steigt, verbessert sich jedoch die Prognose der Erkrankung. So sei die Sterblichkeit im Jahr 2019 auf den niedrigsten Wert seit Jahren gefallen. „Dies liegt unserer Ansicht nach an neu verfügbaren Therapieoptionen und der besseren Etablierung leitliniengerechter Therapien“, verdeutlicht Professor Dr. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).

Mehr Herzinsuffizienz-Fälle auch in kommenden Jahren

So seien seit dem Jahr 2014 beispielsweise zwei neue Medikamentenklassen hinzugekommen, die einen deutlich positiven Einfluss auf die Lebenserwartung von Betroffenen mit Herzschwäche haben. Deren Wirksamkeit wurde durch große Studien bestätigt. Für Kardiologinnen und Kardiologen sei dies jedoch kein Grund zur Entwarnung.

„Wir werden in den nächsten Jahren auch weiterhin steigende Patientenzahlen mit der Diagnose Herzinsuffizienz sehen“, prognostiziert Baldus. Die Herzschwäche sei häufig die Folge sowie das Endstadium vieler anderer Herz- Kreislauferkrankungen, deren Häufigkeit ebenfalls zunehme.

Pandemie verdeutlicht Wichtigkeit von engmaschiger Behandlung

Wie die DGK-Fachleute betonen, haben gerade die letzten 15 Monate in der Corona-Pandemie gezeigt, dass eine engmaschige und sorgfältige Betreuung von Herzinsuffizienz-Betroffenen von enormer Bedeutung ist. „Wir mussten leider beobachten, dass an Herzschwäche erkrankte Patient:innen im letzten Jahr von einer deutlichen Übersterblichkeit betroffen waren, auch wenn sie nicht an COVID erkrankt waren“, erläutert der DGK-Präsident.

„Dies mag sicher auch daran gelegen haben, dass viele Eingriffe verschoben werden mussten, um die Intensivstationen zu entlasten, aber auch daran, dass viele Patient:innen aus Sorge vor einer Ansteckung nicht in die Krankenhäuser gekommen sind, wenn sich ihr Zustand verschlechtert hat“, erklärt Professor Baldus.

Zugrundeliegende Krankheiten behandeln

Die DGK-Fachleute unterstreichen die Wichtigkeit der Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit, die zu einer Herzschwäche geführt hat. Ein Beispiel hierfür sei die sogenannte Mitralklappeninsuffizienz, bei der eine Undichtigkeit einer Herzklappe vorliegt. Wird die Mitralklappeninsuffizienz sachgerecht behandelt, verbessere sich gleichzeitig auch die Überlebenswahrscheinlichkeit sowie die Lebensqualität der Betroffenen. Diese Art der Erkrankung könne inzwischen sehr gut behandelt werden, auch ohne Operation am offenen Herzen.

Fälle von Herzrhythmusstörungen angestiegen

Nach Angaben der DGK ist ebenso die Zahl der Menschen in Deutschland angestiegen, die an Herzrhythmusstörungen leiden. Zwischen den Jahren 1995 und 2015 habe sich die Anzahl derer, die wegen Rhythmusstörungen des Herzens stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten, nahezu verdoppelt.

„Die Ursache des deutlichen Anstiegs muss unter anderem in der verbesserten Diagnostik und in den verbesserten Möglichkeiten zur medikamentösen und instrumentellen Therapie von Patient:innen mit Herzrhythmusstörungen gesucht werden, aber auch in der weiter fortschreitenden Alterung der Bevölkerung – nehmen diese Erkrankungen doch exponentiell mit dem Alter zu“, so Baldus. Seit dem Jahr 2015 habe sich der Anstieg deutlich verlangsamt.

Keine erhöhte Sterblichkeit trotz Anstieg

Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Herzrhythmusstörungen sei trotz steigender Fallzahlen seit dem Jahr 2011 stabil geblieben, denn auch im Bereich der Rhythmusstörungen stünden seitdem neue Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, deren Einsatz sich stetig verbessere. Ein Beispiel hierfür sei die Katheterablation, eine minimalinvasive Verödungstherapie am Herzen. Dies ist der DGK zufolge eine sichere und besonders wirksame Methode zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

Schlaganfall durch frühe Therapie verhindern

Vor allem ein frühzeitiger Einsatz dieser Behandlungsoption verzögere das Fortschreiten und eine Verschlechterung der Krankheit, wie große Studien zeigen konnten. So sei es nicht verwunderlich, dass die Zahl dieser Eingriffe in Deutschland von 2014 bis 2019 um 40 Prozent angestiegen sind. „Hierin zeigt sich eine Entwicklung, die der zunehmenden Bedeutung und Wichtigkeit dieser Therapiestrategie absolut gerecht wird“, folgert Baldus. Eine der schwerwiegendsten Folgen von Vorhofflimmern könne ein Schlaganfall sein. Somit sei es eklatant wichtig, diese Herzrhythmusstörung frühzeitig zu erkennen und so effektiv wie möglich zu behandeln.

Gemischtes Fazit

DGK-Präsident Baldus zieht aus dem Herzbericht 2020 ein gemischtes Fazit. Zum einen sei es gelungen, trotz der Zunahme bei der Erkrankungshäufigkeit die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen zu senken. Dies wertet Baldus als großen Erfolg in der Herzmedizin. Anderseits dürfe man sich nicht auf diesen Erfolgen ausruhen, verdeutlicht der Herzexperte.

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seit Jahren und mit Abstand Todesursache Nummer 1 in Deutschland und aufgrund der zunehmenden Fallzahlen gibt es keinen Anlass zu glauben, dass sich das in absehbarer Zukunft ändern wird“, resümiert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. (vb)

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:

Diplom-Redakteur (FH) Volker Blasek

Quellen:

  • DGK: Deutscher Herzbericht: Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen nehmen zu (veröffentlicht: 22.06.2021), dgk.org
  • Deutsche Herzstiftung: Deutscher Herzbericht 2020 (veröffentlicht: 2021), herzstiftung.de

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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