In Vereinigten Königreich untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ob bei Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus auch weniger Impfstoff pro Dosis ausreicht. Das berichtete die britische Zeitung The Guardian.
Dem Bericht zufolge würden mehrere Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses für Impfungen und Immunisierung (JCVI) diesen Ansatz zurzeit prüfen. Der JCVI ist – vergleichbar mit der Ständigen Impfkommission in Deutschland – ein unabhängiges Gremium, das die britische Regierung berät.
Mit geringeren Dosen bliebe mehr Impfstoff für andere
Die Idee: Könnte man für Booster-Impfungen bei ähnlich guter Wirkung kleinere Mengen an Impfstoff verwenden, wäre es möglich in anderen Teilen der Welt mehr Menschen zum ersten und zweiten Mal zu impfen.
Das Verfahren, das man Fraktionierung nennt, ist nicht neu: In der Vergangenheit wurden bereits einige Male fraktionierte Dosen verabreicht, um einem Mangel an Impfstoffen zu begegnen – zum Beispiel im Fall von Gelbfieber.
Auch bei den Corona-Impfungen gibt es erste Untersuchungen zu fraktionierten Dosen. Ein Team unter der Leitung von Benjamin Cowling, einem Epidemiologen an der Universität Hongkong, veröffentlichte dazu im Juli ein Paper im Fachjournal Nature Medicine. Darin heißt es: »Die Fraktionierung von Impfstoffdosen ist eine mögliche Lösung für diesen weltweiten Mangel an Impfstoffen, die bisher nicht ausreichend beachtet und berücksichtigt wurde.«
Eine kleinere Menge könnte zu weniger Nebenwirkungen führen
Aktuell läuft in Großbritannien eine groß angelegte Studie zur Wirkung und Dosierung von Drittimpfungen. Dabei werden sieben verschiedene Corona-Impfstoffe untersucht.
Die beteiligten Forscherinnen und Forscher prüfen die Sicherheit verschiedener Impfstoffdosierungen, aber auch die Nebenwirkungen. Es ist nämlich möglich, dass geringere Impfstoffmengen einen weiteren positiven Effekt haben: wenn sie die Immunantwort verstärken und gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen verringern.
Die Ergebnisse der Studie sollen in die Entscheidungen des JCVI darüber einfließen, ob im Herbst ein Auffrischungsprogramm für alle Erwachsenen startet. Folgeimpfungen für besonders gefährdete Personengruppen könnten schon ab September angeboten werden, heißt es im Bericht des Guardian. Man erwarte, dass sich die Fachleute des JCVI gegen ein Booster-Programm für alle aussprechen – weil der Impfstoff andernorts nötiger ist.
Weltweit werden 11 Milliarden Dosen Impfstoff gebraucht
Es wird geschätzt, dass etwa 11 Milliarden Dosen nötig sind, um 70 Prozent der Weltbevölkerung vollständig zu impfen. Anfang Juli waren 3,2 Milliarden Impfungen verabreicht worden. Bei diesem Tempo könnte es noch eine Weile dauern, bis Menschen in den ärmsten Ländern der Erde ein Impfangebot erhalten – eine Studie kommt zu dem Ergebnis: noch bis 2023.
Das hätte Folgen für die Betroffenen, aber auch für die Weltgemeinschaft: Wenn sich Sars-CoV-2 in Teilen der Welt weiter ausbreitet, weiter mutiert und Resistenzen bilden kann, dann gefährdet das auch die Staaten, deren Bewohnerinnen und Bewohner gegen aktuelle Varianten geimpft sind.
Vier von fünf der bislang verabreichten Dosen wurden in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen verimpft. Von den Menschen, die in Ländern mit niedrigem Einkommen leben, hat bisher gerade einmal ein Prozent mindestens eine Dosis erhalten.
Auch deshalb hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO dazu aufgerufen, Auffrischungsimpfungen mindestens bis Ende September auszusetzen. An diesem Montag wiederholte der WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus seinen Appell.
Coronavirus: Kann die Booster-Impfung mit weniger Impfstoff funktionieren? - DER SPIEGEL
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