Aktualisiert: 15.11.2021 - 18:58
Vorsicht, es geht auch zu viel! Vitamin-D-Zusätze: Das Geschäft mit dem Sonnenvitamin
Foto: iStock / Getty Images / luza studios
Vitamin-D-Zusätze sind bei Mangel oft sinnvoll. Doch die Geschäftemacherei mit dem Sonnenvitamin ist nicht nur unmoralisch, sondern sogar ungesetzlich. Den Herstellern ist das egal, doch der Verbraucherschutz und wir klären Sie auf.
Wenn der Winter die Sonnenstunden verkürzt, greifen viele auf Vitamin-D-Zusätze zurück. Hersteller werben mit dem Sonnenvitamin. Zu Recht?
Wenn die Tage wieder kürzer werden, ist es nur logisch, dass wir alle weniger Sonne abbekommen. Bei manchen wird die Laune schlechter, Kopfschmerzen werden häufiger und die Erkältungswellen schwappen durch die Bevölkerung. Doch woran liegt das eigentlich? Und können Vitamin-D-Zusätze wirklich helfen? Wir verraten, woran Sie erkennen, ob Sie genügend Sonnenvitamin im Körper haben und wie Sie für einen ausgeglichenen Vitamin-D-Spiegel sorgen. Denn: Auch ein Zuviel ist nicht gut – was manche Hersteller nicht davon abhält, gute Geschäfte zu machen.
Vitamin-D-Zusätze: Was macht Vitamin D im Körper?
Das Vitamin, das aufgrund seiner Eigenschaften auch als Hormon eingestuft wird, hilft dem Körper, Kalzium aufzunehmen, kräftigt und stabilisiert die Muskulatur und ist Antreiber der verschiedensten Stoffwechselvorgänge. Der unmittelbarste Nutzen für unser Immunsystem ist die Aktivierung unserer Abwehrkräfte. Herrscht ein Vitamin-D-Mangel, bleiben unsere Killerzellen im Schlafmodus und wir sind anfällig für Erkältungen und virale Infekte.
Mangel an Vitamin D? Diese Symptome deuten darauf hin
Sollten Sie einige der folgenden Symptome aufweisen, spricht das für einen Vitamin-D-Mangel.
- Ein geschwächtes Immunsystem ist Folge eines Vitamin-D-Mangels. Das führt zu einem höheren Risiko, sich zu erkälten oder einen Virus einzufangen. Häufigeres Kranksein ist die Folge.
- Die Muskulatur ist weniger leistungsfähig, was sich auch beim Sport zeigt. Muskelschmerzen, die an Muskelkater erinnern, sowie häufigere Stürze und ein wackeliges Gefühl stellen sich ein.
- Da Kalzium besser durch einen gesunden Vitamin-D-Spiegel im Knochen eingebaut werden kann, führt ein Mangel zu porösen Knochen. Gerade in den Wechseljahren tritt dieses Phänomen auf. Die Folge: Osteoporose.
- Depressive Verstimmungen, der klassische Winterblues, ist häufig eine Folge von zu wenig Vitamin D.
- Gleiches gilt für Konzentrationsschwächen und eine verringerte Merkfähigkeit.
- Schlafstörungen gehören zum Spektrum der Symptome eines Vitamin-D-Mangels.
- Auch Kopfschmerzen, die Sie sonst nicht oder deutliche seltener plagen, sollten Sie untersuchen lassen.
- Heißhunger? Ja! Heißhunger ist ein Signal des Körpers, dass ein bestimmter Stoff im Körper fehlt, den er aber dringend braucht.
Lassen Sie sich nicht verunsichern: Ob Sie wirklich an Vitamin-D-Mangel leiden, kann am Ende vor allem Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bestimmen – nach einer Blutuntersuchung im Labor. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann Ihnen schnell helfen und Sicherheit geben. Sollte ein Vitamin-D-Mangel diagnostiziert werden, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin mit Ihnen eine Behandlung besprechen.
Zu viel Vitamin D kann Ihnen schaden
Bei der Aufnahme von Vitamin D ist jedoch Vorsicht geboten. Eine Überdosierung über Nahrungsergänzung ist nämlich möglich und die kann sehr unangenehme Folgen haben. Wichtig: Gesunden Menschen reicht es, ihren Vitamin-D-Spiegel mit Zeit in der Sonne aufzubauen. Denn das Sonnenvitamin – darum heißt es so – wird vom Körper über Sonnenlicht selbst gebildet! Das kann dann auch nicht überdosiert werden. Ist der Speicher voll, hört der Körper nämlich einfach auf, weiteres zu produzieren. Meist reicht das über den Sommer angesammelte Vitamin D auch noch viele Monate in den Winter hinein. Lediglich im ganz dunklen Winter, wenn man etwa kaum noch bei Tageslicht draußen ist, oder wenn eine bestimmte Vorerkrankung besteht, kann eine Ergänzung über Lebensmittel oder gar Tabletten sinnvoll sein.
Obwohl es gesetzlich verboten ist, Vitamin D ohne Genehmigung Lebensmitteln zuzusetzen, werben viele Hersteller offensiv mit dem Sonnenvitamin. Außer Margarine und andere Streichfetten brauchen alle Hersteller für ihre Produkte eine Genehmigung, wenn sie sie mit Vitamin D anreichern möchten.
Soweit so gut. Die Realität sieht jedoch anders aus. In den Supermärkten sind Produkte namenhafter Hersteller zu finden, die zwar Vitamin D zusetzen, die nötige Genehmigung jedoch vermissen lassen. Das fanden die Mitarbeiter des Verbraucherschutzes Bayern heraus. Bei 13 Produkten übersteigen die Zusätze sogar die zulässige Höchstgrenze. Dies birgt natürlich die Gefahr einer Überdosierung, vor allem in der Kombination mit anderen Produkten. Schon bei geringer Überdosierung über einen kurzen Zeitraum können folgende Symptome auftreten.
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall oder Verstopfung
- starker Durst
- Herzrhythmusstörungen
In schlimmen Fällen kann es bei einer mehrfachen Überdosierungen sogar zu Nierenschäden und dauerhaften Herzrhythmusstörungen kommen. Gerade bei Kindern und älteren Menschen besteht ein erhöhtes Risiko. Gerade deswegen haben "Getränke, Smoothies, Tees und Süßigkeiten mit Vitamin D-Zusatz im Handel nichts zu suchen“. Zu diesem Schluss kommt Jutta Saumweber, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Diese Lebensmittel und ihre Hersteller halten sich nicht ans Gesetz
Die Verbraucherschützer haben eine Liste veröffentlicht, die die Sünder öffentlich macht. Wir wollen Ihnen helfen, Ihren Vitamin D Haushalt gesund und sinnvoll zu regulieren. Daher haben wir uns entschieden, einige signifikante und bekannte Produkte aufzulisten, die sich nicht an die Vorgaben halten und ohne Genehmigung und Kontrolle Vitamin D ihren Produkten zusätzen. Die gesamte Liste können Sie auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bayern einsehen. Von 112 getesteten Produkten, die Vitamin-D-Zusätze nutzen, hatten 68 keine Genehmigung.
- Amecke
+ Vitamin D für die Abwehrkräfte
für Ihn
für Sie - hohes C
Plus Groß & Stark
Plus Sonnenvitamin D - Innocent Ingwer
Kurkuma Power
Power scharf - Rotbäckchen
Guter Start
Sonnenkraft
Milchprodukte
- Actimel
Botanicals (Grüner Apfel, Kiwi & Aloe Vera)
Classic ohne Zuckerzusatz
Erdbeere
Joghurt für dein Immunsystem Heidelbeere
Superfruits (Mango, Kurkuma & Goji)
Superfruits (Granatapfel)
Vanille
Milchersatzprodukte
- Alpro
Barista Hafer
Barista Soja
Haferdrink
Mandeldring
Sojajoghurt alternative Natur
Sojadrink Schokolade - Oatly
Hafer Barista
Hafer Calcium
Hafer Kakao
Cerealien
- Milupa
Kindermüsli Früchte
Müsliriegel für Schwangere Beerenmix
Einige Hersteller sind Wiederholungstäter und tauchen immer wieder negativ in der Berichterstattung auf. Achten Sie beim Kauf der Produkte auf die Angaben der Hersteller und kalkulieren Sie den Konsum des enthaltenen Vitamin Ds. Die empfohlene Tagesdosis beträgt für einen gesunden Erwachsenen 20 Mikrogramm (µg) pro Tag zusätzlich über Nahrungsmittel bzw. Nahrungsergänzung. Letzteres unbedingt in Absprache mit Ihrem Hausarzt und nicht durch die Geschäftemacherei der Industrie.
Der Zusammenhang beziehungsweise die Relevanz von Vitamin D gegen Covid-19 ist übrigens mehrfach untersucht worden. Informieren Sie sich unbedingt auch hierüber. Stärken Sie Ihr Immunsystem! In unserer Galerie geben wir Ihnen Tipps, wie Sie das schaffen.
Achten Sie unbedingt auf die Herstellerangaben bezüglich der Dosierung des Sonnenvitamins. Sollten Sie einige der genannten Symptome eines Vitamin-D-Mangels aufweisen, gehen Sie zu Ihrem Hausarzt und lassen sich durchchecken. Gleiches gilt für die gefährliche Überdosierung. Bleiben Sie gesund, tanken so viel Sonne wie möglich und ernähren Sie sich ausgewogen. Dann schaffen wir es munter durch die kalte Jahreszeit.
Im Video helfen wir Ihnen, sich im Dschungel der Nahrungsergänzung besser zurechtzufinden.
Lesen Sie gern noch, für weitere Einsicht in das Thema, wie Vitamin D im Körper wirkt, um zu verstehen, was das Vitamin alles leistet.
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