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Thursday, December 23, 2021

Metaanalyse: Blutdrucksenkung schützt auch vor Typ-2-Diabetes - Deutsches Ärzteblatt: Aktuelles aus Gesundheitspolitik und Medizin

/Victor Mulero, stock.adobe.com

Oxford – Eine Metaanalyse, die auf der Auswertung individueller Patientendaten beruht, kommt zu dem Ergebnis, dass die Senkung des Blutdrucks (mit einigen, aber nicht allen Antihypertensiva) das Erkran­kungsrisiko an einem Typ-2-Diabetes senkt. Die im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01920-6) publizierten Ergebnisse wurden durch eine Mendelsche Randomisie­rung bestätigt.

Fast jeder 10. Mensch weltweit erkrankt mittlerweile im Verlauf seines Lebens an einem Typ-2-Diabetes. Bei den meisten Betroffenen sind erhöhte Blutzucker- und (anfangs) auch Insulinspiegel nicht das einzige gesundheitliche Problem. Bewegungsmangel und Ernährungsfehler sind auch für Übergewicht, Fettstoffwechselstörung und einen erhöhten Blutdruck verantwortlich.

Eine Reihe epidemiologischer Studien hat bereits ergeben, dass ein erhöhter Blutdruck ein unabhän­giger Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes ist und die Normalisierung der Blutdruckwerte davor schützen könnte. Hinzu kommt, dass einige Antihypertensiva (ACE-Hemmer und Sartane) erfolgreich zur Behand­lung der mikro- und makrovaskulären Komplikationen des Diabetes eingesetzt werden.

Epidemiologische Studien können den Zusammenhang allerdings nicht beweisen. Neue randomisierte Studien, die eine Kausalität herstellen könnten, sind nicht zu erwarten. Dort müssten Patienten auf eine Blutdrucksenkung oder eine Placebogruppe randomisiert werden, um zu untersuchen, ob die Medika­mente auch die Zahl der Diabeteserkrankungen senkt.

Diese Studien sind allein schon aus ethischen Gründen nicht zu erwarten. Es sind in der Vergangenheit jedoch eine Reihe von randomisierten Studien durchgeführt worden, die die Auswirkungen der Blut­druck­senkung auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht haben.

Die „Blood Pressure Lowering Treatment Trialists’ Collaboration“ (BPLTTC) um Kazem Rahimi von der Universität Oxford hat die Daten von 19 Studien aus den Jahren 1973 bis 2008 in einer Metaanalyse erneut ausge­wertet. Da damals auch Neuerkrankungen am Typ-2-Diabetes erfasst wurden, konnten die Forscher die Auswirkungen der antihypertensiven Behandlung und der einzelnen Wirkstoffe auf das Diabetesrisiko untersuchen.

Eine Besonderheit der Studie war, dass die Forscher die Rohdaten der einzelnen Patienten zur Verfügung standen. Dies vermeidet Verzerrungen, die sich aus Unterschieden in den Endpunkten der einzelnen Studien ergeben können.

Von den 145.939 Teilnehmern der Studie waren im Verlauf von 4,5 Jahren 9.883 neu an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Patienten, bei denen ein erhöhter Blutdruck erfolgreich gesenkt werden konnte, waren seltener darunter: Ein Rückgang des systolischen Blutdrucks um 5 mm Hg reduzierte das Risiko auf einen Typ-2-Diabetes über alle Studien hinweg um 11 %. Die Hazard Ratio von 0,89 war bei einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,84 bis 0,95 signifikant.

Dabei waren die Auswirkungen der einzelnen Antihypertensiva recht unterschiedlich. Hemmer des angiotensinkonvertierenden Enzyms (ACE) und Angiotensin-Rezeptor-II-Blocker (Sartane) senkten das Risiko um 16 %: relatives Risiko (RR) für ACE-Hemmer 0,84 (0,76-0,93) und für Sartane 0,84 (0,76-0,92). Beta—Blocker (RR 1,48; 1,27-1,72) und Thiaziddiuretika (RR 1,20; 1,07-1,35) steigerten dagegen das Risiko, während Kalziumantagonisten (RR 1,02; 0,92-1,13) keine Auswirkungen hatten.

Eine mendelsche Randomisierung bestätigte die Ergebnisse. In der Untersuchung wurden Menschen mit einem unterschiedlichen genetischen Risiko auf eine Hypertonie miteinander verglichen. Personen, die eine Veranlagung zu einem erhöhten Blutdruck hatten, erkrankten seltener an einem Typ-2-Diabetes, wenn ihr Blutdruck niedriger war. Der Einfluss war ähnlich groß wie in der Metaanalyse. Ein um 5 mm Hg niedrigerer systolischer Buntdruck war mit einem um 12 % verminderten Risiko auf einen Typ-2-Diabetes verbunden: relatives Risiko 0,88 (0,84-0,92).

Warum die einzelnen Antihypertensiva (bei gleicher Blutdrucksenkung) das Risiko auf einen Typ-2-Diabetes unterschiedlich beeinflussen, ist unklar. Auffallend ist allerdings, dass die ACE-Hemmer und Sartane, die bei Diabetikern bereits eingesetzt werden, um das Fortschreiten von Herz- und Nierenschä­den zu verlangsamen, eine präventive Wirkung hatten, während dies bei den anderen Mitteln nicht der Fall war.

Die präventive Wirkung könnte laut Rahimi von großer Bedeutung sein, da viele Patienten mit einem erhöhten Blutdruck auch an einem Typ-2-Diabetes erkranken. Mit den antidiabetischen Medikamenten allein gelingt es in der Regel nicht, den Blutzucker auf Dauer zu normalisieren. Statine, die viele Patienten zur Behandlung hoher Cholesterinwerte einnehmen, können das Diabetesrisiko erhöhen.

Der Einsatz von ACE-Hemmern und Sartanen könnte deshalb neben der Blutdrucksenkung eine diabetespräventive Wirkung haben. Beta-Blocker wurden (aus anderen Gründen) zuletzt als Antihyper­tensivum zurückgestuft. Thiaziddiuretika sind allerdings ein wichtiger Bestandteil der antihypertensiven Therapie geblieben. © rme/aerzteblatt.de

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