Nach dem Ausbruch der Affenpocken in verschiedenen Ländern zerbrachen sich Impfgegner anscheinend den Kopf, wie man diesen Virus irgendwie mit Impfungen in Verbindung bringen könnte und kamen auf eine scheinbar geniale Lösung: Sind im AstraZeneca-Impfstoff nicht Affenviren? Also sind das bestimmt die Auslöser, denn wie sonst sollen Viren, die (vom Namen her nur!) von Affen stammen, in den menschlichen Körper gelangen? Tatsächlich aber wird da ein sehr simpler Schluss gezogen, der sämtliche, biologische Fakten außer Acht nimmt.
Die Behauptung
Ich war zugegebenermaßen erst einmal nur belustigt, als diese Behauptung in einem Kommentar unter einer unserer Artikel auf Facebook auftauchte, da dies doch nicht ernst gemeint sein konnte. Aber nein, tatsächlich ist diese Behauptung unter Impfgegnern weit verbreitet und beliebt:
Viele NutzerInnen haben sich daran erinnert, dass ja ein Schimpansen-Adenovirus im AstraZeneca-Impfstoff enthalten ist, zusammen mit embryonalen Zellen, also „tote Babys und Schimpansen“. Daraus wird dann gefolgert, da sich ja Affenpocken verbreiten, dass die Erkrankung von der Impfung kommen muss.
Die Inhalte des AstraZeneca-Impfstoffs
Wir berichteten bereits ausführlich darüber HIER. Adenoviren sind dem menschlichen Körper sehr bekannt, da sie Auslöser für eine Reihe von Beschwerden sind, unter anderem Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes oder der Augenbindehaut und Hornhaut. Unser Immunsystem kennt also Adenoviren und würde sie sofort angreifen, deswegen wird beim AstraZeneca-Impfstoff getrickst:
In der Impfung finden sich stattdessen Adenoviren, die bei Schimpansen eine Erkältung auslösen. Diese wurden natürlich genetisch modifiziert: Sie können sich nicht mehr vermehren und können auch keine Krankheiten auslösen. Dieses Adenovirus transportiert die DNA des Coronavirus-Spike-Proteins in den Körper, damit das Immunsystem das Protein erkennen und schlussendlich auch das Coronavirus selbst bekämpfen kann.
Im AstraZeneca-Impfstoff befinden sich tatsächlich genetisch modifizierte Schimpansen-Adenoviren.
Auch über angeblich embryonale Zellen in dem Impfstoff berichteten wir bereits HIER: Tatsächlich werden Klone von Nierenzellen eines 1972 abgetriebenen Fötus zur Züchtung der Viren verwendet, doch diese gelangen nicht in die Impfung. Sie werden im Beipackzettel nur erwähnt, um die Herstellung der Viren transparent zu machen.
Die Affenpocken
Die Affenpocken, werden nicht etwa durch einen Schimpansen-Adenovirus ausgelöst, sondern durch einen Orthopoxvirus. Auch wenn Adenoviren ein breites Spektrun von Beschwerden auslösen können, werden sie allgemein auch als Erkältungsviren oder Schnupfenviren bezeichnet.
Orthopoxviren hingegen, die zur Familie der Poxviridae gehören, nehmen durch ihren Aufbau und ihre viruseigenen Enzyme eine Sonderstellung innerhalb der Viren ein, funktionieren auch gänzlich anders als Schimpansen-Adenoviren. Sie haben ein sehr großes Wirtsspektrum und lösen beispielsweise Kuhpocken, Katzenpocken, Elefantenpocken und Rattenpocken aus.
Der Name „Affenpocken“ stammt von den ersten dokumentierten Fällen der Krankheit bei Tieren im Jahr 1958, als zwei Ausbrüche bei zu Forschungszwecken gehaltenen Affen auftraten. Da man damals vermutete, dass diese Art der Pocken spezifisch bei Affen vorkommt, bekamen sie den Namen Affenpocken.
Heute wissen wir, dass das Virus nicht vom Affen auf den Menschen übergesprungen ist, auch sind Affen nicht die Hauptüberträger der Viren. Als dieser gelten afrikanische Nagetiere.
Die Affenpocken sind also keine spezifische Krankheit bei Affen, sondern tragen nur den Namen, da sie zuerst bei Affen beobachtet wurden.
Fazit
Es wurde also sehr simpel geschlussfolgert: In der AstraZeneca-Impfung ist ein Affenvirus, es breiten sich die Affenpocken aus, also muss das zusammenhängen. Doch nicht nur sind Affenpocken gar keine spezifische Affenkrankheit (afrikanische Nagetiere gelten als Hauptüberträger), auch handelt es sich um zwei unterschiedliche Virenfamilien.
Affenpocken bei Menschen sind seit 1970 bekannt, deswegen wirkt die damalige Pockenimpfung (in der BRD bis 1976, in der DDR bis 1982) auch zum größten Teil gegen die Affenpocken, da das die Affenpocken auslösende Orthopoxvirus simiae eng mit dem klassischen Pocken auslösende Orthopoxvirus variolae eng verwandt ist.
Zudem ergibt es auch keinen Sinn, dass die Affenpocken dann nur in bestimmten Clustern und jetzt erst auftreten, nicht etwa einige Wochen nach einer AstraZeneca-Impfung – denn die Schimpansen-Adenoviren halten sich ja schließlich nicht zig Monate im Körper, sie waren nur „Transportmittel“ für die DNA des Spike-Proteins.
Die Vermutung, dass die Affenpocken durch das Schimpansen-Adenovirus in der AstraZeneca-Impfung ausgelöst werden, ist also sowohl von der Logik, als auch biologisch absolut nicht haltbar.
Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
1 Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
² Lehrstuhl für Embedded Intelligence for Health Care and Wellbeing; Universität Augsburg
³ Machine Learing & Data Analytics; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Emotionen und Ärger
Unsere Emotionen sind das Produkt grundlegender evolutionärer Aufgaben und sicherten unseren Vorfahren das Überleben, indem sie uns dazu befähigen, schnell auf unsere Umwelt (bspw. auf Gefahren) zu reagieren, bzw. uns das Zusammenleben in sozialen Gruppen[1] ermöglichen (Davis & Lang, 2003). Somit haben sich eine Reihe von Emotionen im Laufe unserer Evolution entwickelt, die zum Teil als kulturunabhängig interpretiert werden, d.h. von Menschen unterschiedlicher Kulturen gleichermaßen ausgedrückt und verstanden werden (siehe Basisemotionen nach Ekman und Friesen, 2003). Auch, wenn Emotionen in unserer heutigen modernen Welt mitunter ihre ursprüngliche Funktionalität verloren haben, gehen sie immer noch mit typischen Veränderungen auf verschiedenen Ebenen einher. So kommt es bspw. auf physiologischer Ebene zu spezifischen, z. T. reflexartigen Veränderungen durch die Aktivierung des autonomen Nervensystems, was sich bspw. in einem gesteigerten Herzschlag und schnellerer Atmung zeigt, wenn wir einem potentiellen Angreifer gegenüberstehen. So befähigt uns bspw. die Emotion Angst zu einer schnellen körperlichen Reaktion auf Bedrohung, indem sie vorsorglich den Körper auf eine Flucht- oder (falls Flucht nicht möglich ist) eine Kampfreaktion vorbereitet. Neben diesen Veränderungen auf physiologischer Ebene gibt es auch emotionsspezifische Veränderungen auf gedanklicher (z.B. „Das macht mir Angst!“; „Davor muss ich mich schützen“) und motivationaler Ebene (z.B. die Absicht, die Situation schnell zu verlassen). Auf der Verhaltensebene kommt es zum typischen mimischen Ausdruck von Emotionen, aber auch zu emotionstypischen Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen (für mehr Informationen siehe Scherer et al., 1983). In einer aktuell laufenden Studie des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg möchte die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Berking untersuchen, wie man diese biologisch determinierten Veränderungen auf der Verhaltensebene (d. h., die Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen) zur Förderung der psychischen Gesundheit einsetzen kann.
Approach-Avoidance Modification Training
In der oben bereits erwähnten Studie kommt ein Approach-Avoidance Modification Training, kurz AAMT, zum Einsatz. AAMTs sind ein wirksames Mittel, um dysfunktionale Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen, die bei verschiedenen psychischen Erkrankungen eine Rolle spielen, zu verändern. Indem bspw. Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit Bilder von alkoholhaltigen Getränken oder Softdrinks gezeigt werden und die Vermeidung von Alkoholika bzw. die Annäherung an nicht-alkoholische Getränke trainiert wird, kann positiv auf das Suchtverhalten Einfluss genommen werden. So konnten bspw. Rinck und Kollegen (2018) in einer Studie zeigen, dass ein solches Training zu geringeren Rückfallraten führen kann. Ein Rückgang der Symptome konnte auch bei Personen mit Depression, Angst- oder Essstörungen nach einem vergleichbaren Training gezeigt werden (für einen Überblick siehe Loijen et al., 2020). Die Trainierenden sitzen dabei typischerweise vor einem Computer mit Joystick und reagieren mit Annäherung, indem sie den Joystick zu sich heranziehen und mit Vermeidung, indem sie den Joystick von sich wegdrücken. Als Reaktion darauf wird das präsentierte Bild auf dem Bildschirm entweder größer (Annäherung an nicht-alkoholische Getränke) oder kleiner (Vermeidung alkoholischer Getränke). Wie für jedes Training gilt auch hier: Übung macht den Meister. Auch beim AAMT sind die Trainingseffekte größer, je häufiger geübt wird (z.B. Ferentzi et al., 2018; Wiers et al., 2011), also je häufiger die Annäherungs- bzw. Vermeidungsreaktion mit dem präsentierten Objekt auf dem Bild verknüpft wird. Daher stellt ein Smartphone-basiertes AAMT eine sinnvolle Alternative zum herkömmlichen AAMT am PC dar (z. B. Ferentzi et al., 2018), da ein Training via Handy‑Applikation fast immer und überall[2] verfügbar ist. Dadurch können nicht nur Trainingshäufigkeit und ‑dauer erhöht werden, sondern es lässt sich auch durch sog. Kontexteffekte[3] die Trainingseffektivität verbessern. Die Übertragung eines Computer-basierten AAMTs mit Joystick auf ein Smartphone impliziert aber eine Modifikation der Annäherungs- und Vermeidungsreaktion. Bislang wurde dies über Wischbewegungen mit dem Finger („swipe“) realisiert. Die Trainierenden haben also die Aufgabe, sich den präsentierten Bildern auf dem Smartphone-Display entweder via Wischbewegung ‚nach unten‘ anzunähern oder sich via Wischbewegung ‚nach oben‘ davon zu distanzieren, sie also zu vermeiden. Diese Bewegung hat zwar noch einen symbolischen Charakter (siehe den Ansatz des Inferential Account als möglichen Wirkfaktor bei AAMTs; Van Dessel et al., 2019), ist aber mit der biologisch determinierten Annäherungs- oder Vermeidungsreaktion nicht mehr vergleichbar. Eine wichtige Fragestellung bei Smartphone-basierten AAMTs ist daher die nach alternativen Annäherungs- bzw. Vermeidungshandlungen.
Emotionen als “Steuerelement” in einem Approach-Avoidance Modification Training zur Stressreduktion
Wie oben bereits erwähnt, gehen Emotionen mit Veränderungen auf verschiedenen Ebenen (gedanklich, motivational, physiologisch und behavioral) einher. Dabei ist v. a. die biologisch determinierte Annäherungs- und Vermeidungsreaktion auf der Verhaltensebene für AAMTs interessant. Die Idee ist daher, Emotionen zur Annährung und Vermeidung innerhalb eines Smartphone-basierten AAMTs zu verwenden. In einer aktuellen Studie sollen sich gestresste Teilnehmer*innen während eines Trainings zur Stressreduktion von stresserhöhenden Einstellungen (z. B. „Ich muss immer perfekt sein.“) distanzieren, indem sie negative Emotionen zeigen (z. B. Ärger, Angst, Traurigkeit oder Ekel) oder sich stressreduzierenden Einstellungen (z. B. „Ich darf Fehler machen.“) annähern, indem sie positive Emotionen zeigen. Unsere Hauptfragestellung lautete, ob durch die Darstellung verschiedener positiver (zur Annäherung an stressreduzierende Einstellungen) oder negativer Emotionen (zur Vermeidung stresserhöhender Einstellungen) größere stressreduzierende Effekte in einem AAMT erzielt werden können als in der Swipe-Version, wo die Einstellungen lediglich mit Wischbewegungen bearbeitet werden (Näheres zum Studiendesign siehe Keinert et al., unter Review). Erste Ergebnisse einer Pilot-Studie deuten darauf hin, dass ein emotionsbasiertes AAMT den Stress bei subjektiv gestressten Proband*innen ähnlich wirksam reduzieren kann wie die Swipe-Variante (siehe Keinert et al., in Vorbereitung; Rupp et al., in Vorbereitung; Streit et al., in Vorbereitung). Eine andere Fragestellung beschäftigte sich damit, ob die Darstellung unterschiedlicher negativer Emotionen wie Angst, Traurigkeit, Ekel oder Ärger in Reaktion auf stresserhöhende Einstellungen unterschiedlich effektiv in der Stressreduktion ist. Hierbei zeigte sich die Emotion Ärger als effektive Vermeidungsreaktion gegenüber stresserhöhenden Einstellungen.
Ärger als “Steuerelement” in einem Approach-Avoidance Modification Training zur Stressreduktion
In der (klinisch-)psychologischen Forschung fand die Emotion Ärger bislang nur unzureichend Beachtung (z. B. Deffenbacher et al., 1996). Dabei ist Ärger eine häufige Emotion in unserem Alltag (z.B. Averill, 1983). Die Emotion entsteht, wenn wir mit unerwartetem oder unerwünschtem Verhalten anderer konfrontiert sind (Tafrate et al., 2002), sei es nun der Chef, der uns kurz vor Feierabend noch einen zeitdringlichen Auftrag gibt oder der Autofahrer, der uns seelenruhig die Vorfahrt nimmt. Ärger soll uns befähigen, Probleme in unserer Zielerreichung schnell zu erkennen und diese aktiv zu beseitigen (DiGiuseppe, 1999). Allerdings scheint die Regulation des ärgerlichen Ausdrucks nach außen eine wichtige Entwicklungsaufgabe zu sein. Je älter Kinder werden, desto weniger akzeptiert ist der Ausdruck von Ärger (Shipman et al., 2003) und bereits Kinder geben an, ihren Ärger zumindest nach außen zu zügeln, um soziale Beziehungen nicht nachhaltig negativ zu beeinflussen (z. B. Parker et al., 2001). Die Regulierung der ärgerlichen Reaktion nach außen ist somit im Rahmen unserer modernen Gesellschaft sinnvoll und erwünscht. Allerdings scheint diese Unterdrückung des ärgerlichen Ausdrucks mit negativen Konsequenzen für die körperliche (u. a. chronischer Schmerz, arterieller Bluthochdruck und Herzkrankheiten; Bonica, 1990; Keefe et al., 2004; Siegman & Smith, 2013) oder psychische Gesundheit (bspw. vermehrter Ärger bei sozialängstlichen oder depressiven Patienten, Breen & Kashdan, 2011; Koh & Park, 2002) einher zu sein. Psychoanalytische Modellvorstellungen sehen im Missverhältnis von Ärger und Ärgerausdruck sogar den Ursprung depressiver Störungen (Busch, 2009) und v. a. ein nach innen gerichteter Ärger scheint problematisch (z. B. MacDougall et al., 1985). Darüber hinaus wurde in Studien wiederholt gezeigt, dass die Unterdrückung von Ärger Individuen empfänglicher gegenüber Ärger macht (ironic process model of anger suppression von Wegner, 1994). Daher könnte der Ausdruck von Ärger in einem AAMT besonders wirksam sein, da er eine Art kathartische Wirkung hat und somit stressreduzierend wirken könnte. Wie oben bereits erwähnt signalisiert Ärger eine potentielle Bedrohung eigener Ziele durch äußere Einflüsse (Berkowitz, 2014) und stellt somit eine potente Emotion bei der Wahrung und Verfolgung eigener Ziele dar, indem gleichzeitig Ressourcen mobilisiert werden(Novaco, 1976). Vor dem Hintergrund, dass nach innen gerichteter Ärger mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten einhergehen (vgl. dazu das sog. Konzept anger-in und dessen gesundheitliche Folgen; z. B. Russell et al., 2016), ist es dennoch überraschend das ein ärgerlicher Ausdruck zur Vermeidung stresserhöhender Einstellungen in einem AAMT wirksam ist. Entscheidend könnte dabei die Präsentation der Einstellung auf dem Handy-Display sein, was dazu führt, dass der Ärger sich nicht nach innen, sondern nach außen auf die dysfunktionale Einstellung richtet. Dies könnte den entscheidenden Unterschied zum nach innen gerichteten Ärger (gegen ‚das Selbst‘) und dessen negative gesundheitliche Konsequenzen darstellen, wie es oft bei Patient*innen mit Depressionen der Fall ist (z. B. Busch, 2009). Um die zugrundeliegenden Mechanismen der Befunde besser zu verstehen, wird weitere Forschung benötigt. Allerdings weisen die vorläufigen Daten bereits jetzt auf die bedeutsame Rolle der Emotion Ärger hin, welche diese immer noch für uns vs. unsere Gesundheit hat.
Bitte zitieren als: Böhme, Stephanie; Keinert, Marie Eva; Capito, Klara; Schindler-Gmelch, Lena; Mallol-Ragolta, Adria; Richer, Robert; Rupp, Lydia Helene; Streit, Hannah; Schuller, Björn; Eskofier, Björn; Berking, Matthias (2022). „Mensch, ärgere dich d o c h!“ Erste Ergebnisse eines emotionsbasierten Approach-Avoidance Modification Trainings. 31.05.2022. Beitragsbild von pixabay: https://ift.tt/dmFzHKp Online verfügbar unter: https://ift.tt/OnzhWfc
Literatur
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[1] Im sozialen Gruppengefüge entwickelten sich bspw. die Emotionen Schuld und Scham. Auch wenn diese Emotionen schwer auszuhalten sind, können diese Emotionen bzw. deren emotionaler Ausdruck einem Ausschluss aus der schutzbietenden Gruppe vorbeugen. Diese Emotionen stellen somit ebenfalls einen evolutionären Vorteil dar (für mehr Informationen siehe Breggin, P. R. (2015). The biological evolution of guilt, shame and anxiety: A new theory of negative legacy emotions. Medical Hypotheses, 85(1), 17-24. ).
[3] In Studien konnte wiederholt gezeigt werden, dass der Abruf von bereits Gelerntem besser ist, je mehr sich die Umgebungsbedingungen der Lern- und Abrufsituation ähneln (zuerst systematisch untersucht von Light, L. L., & Carter-Sobell, L. (1970). Effects of changed semantic context on recognition memory. Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, 9(1), 1-11. ).
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Zu dickes Blut wird medizinisch als Polyglobulie bezeichnet. Dieser Zustand beschreibt einen zu hohen Anteil fester Blutbestandteile wie roter Blutkörperchen. Befinden sich zu viele rote Blutplättchen im Blut, wird es also zähflüssig, verdickt sich und muss mit wesentlich größerem Kraftaufwand durch die Adern gepumpt werden. Rote Blutkörperchen werden im Knochenmark gebildet und enthalten den Blutfarbstoff Hämoglobin. Mithilfe des Hämoglobins können die roten Blutplättchen Sauerstoffmoleküle in den feinen Verästelungen der Lunge binden und von dort durch den gesamten Körper transportieren. Erhalten Gehirn und Organe aber nicht genug Sauerstoff aus dem Blut, wird das Hormon Erythropoetin freigesetzt. Dieses Hormon regt die Bildung von zusätzlichen roten Blutköpern aus dem Knochenmark an. Mit der vermehrten Herstellung von roten Blutzellen soll dann der normale Sauerstofftransport durch den Körper gewährleistet werden.
Eine mögliche Ursache für zu dickes Blut aufgrund von zu vielen festen Blutbestandteilen ist also externer Sauerstoffmangel. In großen Höhen wie in Gebirgen, wo die Luft weniger Sauerstoff enthält als auf Meereshöhe, verdickt sich unser Blut also, um mehr Sauerstoff aus der Luft aufnehmen zu können. Das ist auch der Fall bei starkem Rauchen. Durch den Zigarettenqualm gelangt weniger Sauerstoff in den Körper; das Blut wird dicker.
Neben dem äußeren Sauerstoffmangel kann dickes Blut aber auch auf einen inneren Sauerstoffmangel hindeuten. Bei Lungenerkrankungen oder Herzproblemen, die dazu führen, dass weniger Sauerstoff durch den Körper gepumpt wird, kann der Körper mit einer verstärkten Produktion von roten Blutkörperchen reagieren, die das Blut dicker werden lassen. Die inneren und äußeren Ursachen der Polyglobulie können also sein:
Die Viskosität, oder auch Fließgeschwindigkeit, und Zähflüssigkeit des Blutes können ebenfalls durch einen unausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt des Körpers entstehen. Mangelt es dem Körper an Flüssigkeit, sinkt auch der Anteil des Blutplasmas. Als Blutplasma wird der Teil des Bluts bezeichnet, der frei von festen Blutbestandteilen wie weiße Blutzellen und rote Blutkörperchen ist. Verliert der Körper nun sehr viel Wasser und Flüssigkeit, steigt der Anteil der festen Blutbestandteile im Verhältnis zum Plasma. Das Ergebnis: Das Blut wird dicker und zäher. Ursachen für diese in der Medizin als „scheinbare Polyglobulie“ bezeichnete Verdickung des Bluts durch Flüssigkeitsmangel können sein:
Zu dickes Blut bedeutet für den Körper und besonders das Herz absolute Höchstleistung. Die Gefahr für Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle kann bei dickflüssigem Blut steigen. Ob Ihr Blut zu dick ist, macht sich an einigen typischen Anzeichen bemerkbar. Häufige Symptome sind:
Kopfschmerzen
Schwindel
Ohrensausen
Gesichtsröte
Juckreiz am gesamten Körper
Lassen Sie sich bei diesen und ähnlichen Beschwerden unbedingt von Ihrem Hausarzt oder Hausärztin untersuchen. Mit Blutproben und Untersuchungen der Blutwerte kann festgestellt werden, ob der Anteil der festen Bestandteile des Blutes tatsächlich zu hoch ist. Besonders relevant ist bei der Auswertung des Blutbilds der Wert des Hämatokrit. Hämatokrit bezeichnet den Blutwert, der den Anteil der Blutkörperchen am Gesamtvolumen des Bluts angibt. Je höher der Hämatokritwert, desto dicker das Blut. Bei Männern sollte der Hämatokritwert im Idealfall zwischen 42 und 50 Prozent liegen. Für Frauen gilt ein etwas niedrigeres Verhältnis von festen zu flüssigen Blutbestandteilen als normal, nämlich zwischen 37 und 45 Prozent.
Behandlung: Was Sie bei zu dickem Blut unternehmen können
Die Behandlung der Polyglobulie hängt ganz von den zugrundeliegenden Ursachen ab. Ist Ihr Blut zu dick, weil Sie dehydriert sind, ist die einfachste Behandlungsmöglichkeit: Mehr Flüssigkeit trinken. Bei besonders schweißtreibenden Temperaturen oder sportlicher Aktivität sollten Sie stets ausreichend Wasser trinken. Auch bei Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall müssen Sie Ihren Flüssigkeitshaushalt mit regelmäßiger Wasserzufuhr im Gleichgewicht halten.
Entsteht die Blutverdickung durch einen langen Aufenthalt in großen Höhen, müssen Sie nicht selbst handeln. Sobald Sie wieder in Normalhöhe angekommen sind und kein Sauerstoffmangel mehr herrscht, reguliert sich die Bildung neuer roter Blutkörperchen von selbst wieder.
Haben Ärzte oder Ärztinnen anhand des Hämokritwerts festgestellt, dass Ihr Blut tatsächlich zu dick ist, muss auf Spurensuche gegangen werden. Durch die Behandlung möglicher zugrundeliegender Erkrankungen wird dann auch die Polyglobulie behandelt.
Natürliche Blutverdünner: Richtige Ernährung bei zu dickem Blut
Es gibt eine Reihe Naturmittel, die helfen können, das Blut natürlich zu verdünnen oder die Durchblutung anregen können. Sprechen Sie aber unbedingt mit Ihrem behandelndem Arzt oder Ärztin, wenn Sie bereits blutverdünnende Medikamente nehmen und lassen sich über mögliche Risiken aufklären. Zu dünnes Blut kann ebenfalls zu gravierenden Nebenwirkungen wie Schlaganfällen führen. Setzen Sie Medikamente niemals eigenmächtig ab und ersetzen Sie ärztlich angeordnete Behandlungen nicht eigenmächtig durch besondere Ernährungsformen.
Einige natürliche Blutverdünner, die im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zu einer normalen Durchblutung und Blutzusammensetzung beitragen können, sind etwa:
Knoblauch: Die ätherischen Zehen wirken antientzündlich und regen die Blutbildung an
Chili: Das Capsaicin, was den Schoten die wilde Schärfe verleiht, entspannt Gefäße und Muskeln. Dadurch fließt das Blut leichter durch die Adern.
Ingwer: Kann einen positiven Einfluss auf die Blutzusammensetzung haben und Durchblutungsstörungen lindern.
Basilikum: Enthält viel Magnesium, das entkrampfend auf die Gefäße wirkt und die Durchblutung anregen kann.
Beim Naturstoff Cholesterin handelt es sich um ein Fett, das ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran ist. Zudem ist Cholesterin wichtig für Stoffwechselprozesse und die Bildung von Hormonen. Das im Blut gemessene Cholesterin wird unterschieden in Low-Density-Lipoproteine (LDL) und High-Density-Lipoproteine (HDL). Das „böse“ LDL-Cholesterin gilt aus Auslöser für Gefäßerkrankungen und somit auch für Ablagerungen.
Zu viel Cholesterin ist schädlich
Ein Zuviel des schädlichen HDL-Cholesterins ist nicht förderlich und stellt eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr dar. Sammelt sich nämlich das Cholesterin an den Gefäßwänden an, kommt es zu Gefäßverkalkungen, auch Arteriosklerose genannt. Die Folgen: Die Blutbahnen werden enger und weniger elastisch. Das Blut kann schlechter durch die Arterien fließen, es kommt zu Durchblutungsstörungen und der Nährstoff- und Sauerstofftransport ist beeinträchtigt.
Ein ungesunder Lebensstil ist hauptverantwortlich, dass Ihr LDL-Cholesterinspiegel steigt. Dazu gehören eine unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel, hohe Blutfettwerte und Adipositas. Darüber hinaus können Erkrankungen an der Leber, Niere und Schilddrüse für erhöhte Blutfettwerte sorgen.
Hohes Cholesterin: Verzichten Sie auf diese 7 Lebensmittel
Wenn Sie erhöhte Cholesterinwerte haben, sollten Sie auf eine gesunde, ballaststoffreiche und pflanzenbasierte Ernährung achten. Folgende Lebensmittel können eine Arterienverkalkung weiter vorantreiben und sollten daher besser von Ihrem Speiseplan gestrichen werden:
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Psychische Erkrankungen:Das asymmetrische Gehirn
Die beiden Hirnhälften sind alles andere als identisch. Sich entsprechende Regionen unterscheiden sich mehr oder weniger in Größe und Funktion. Bei vielen psychiatrischen Störungen scheint dieses Grundprinzip allerdings außer Kraft gesetzt oder zumindest eingeschränkt.
Pierre Flor-Henry staunte nicht schlecht, als er 1969 in seinem Londoner Labor die Anfallsherde seiner Epilepsiepatienten genauer untersuchte. Der kanadische Psychiater hatte eine Studie über den Zusammenhang zwischen Krampfanfällen und Psychosen durchgeführt. Eigentlich ging es ihm darum, eine alte Hypothese zu widerlegen, nämlich die, dass sich beide gegenseitig ausschließen würden. Nun entdeckte er ein verblüffendes Muster: Psychosen und Epilepsie traten immer dann gemeinsam auf, wenn die Anfälle von der linken Hirnhälfte ausgingen, nicht jedoch bei einem Ursprung in der rechten. Konnte es also sein, dass selektiv linksseitige Schäden das Risiko für Psychosen erhöhten?
Seit diesem bahnbrechenden Befund rätseln Fachleute weltweit darüber, ob die zwei Hemisphären unseres Denkorgans unterschiedliche Rollen bei der Entstehung psychiatrischer Erkrankungen spielen. Vieles spricht dafür, wie eine weitere wegweisende Studie aus den frühen 1990er Jahren zeigt: Der amerikanische Verhaltensneurologe Kenneth M. Heilman von der University of Florida hatte bei seinen Studien zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bemerkt, dass Menschen mit Defekten auf der rechten Hirnseite deutlich häufiger Aufmerksamkeitsprobleme hatten als jene, bei denen die linke Seite betroffen war. Basierend auf diesen Beobachtungen stellte Heilman die Theorie auf, dass ADHS eine Störung der rechten Hirnhälfte sei – was die Forschung dazu nachhaltig beeinflusste.
Unsere Ernährung hat Einfluss darauf, wie der Körper mit Entzündungen umgehen kann
Ein Problem ist Übergewicht
Auch beim Kaffee-Konsum sollten wir aufpassen
Wir verraten, welche Lebensmittel du lieber meiden solltest, wenn du beispielsweise oft Pickel oder Krankheiten wie Rheuma hast
Entzündungen im Körper sind grundsätzlich normal. Ein gesundes Immunsystem schafft es in der Regel, diese allein zu bekämpfen und abzubauen. Problematisch wird es jedoch bei Menschen, die unter chronischen Entzündungen wie Arthrose, Diabetes, Rheuma oder Akne leiden. Denn irgendwann ist auch unser Körper überfordert. Einige Lebensmittel fördern Entzündungen. Ihr Verzehr sollte reduziert werden, um das Risiko nicht unnötig zu erhöhen.
Chronische Entzündungen: Diese Lebensmittel fördern Entzündungen
Laut Angaben von vital.de gilt der Mangel an entzündungshemmenden Stoffen in einigen Lebensmitteln als zentrales Problem.
Zudem häufen sich leichte Entzündungen, die sich langsam verstärken und zu einer Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankung führen können. Auch die steigende Zahl der Übergewichtigen ist ein Problem, denn es gibt einen Zusammenhang mit dem Bauchumfang und Entzündungen.
Deshalb raten Gesundheitsexperten dazu, frühzeitig einige Nahrungsmittel vom Speiseplan zu streichen.
Transfette sind in Süßigkeiten, Frittiertem und Fertigprodukten vorhanden, entstehen aber eben auch beim Braten und Frittieren. Sie lassen den Cholesterin-Wert ansteigen. Cholesterin lagert sich in den Gefäßen ab, was wiederum zu Bluthochdruck, Schlaganfällen und Herzinfarkten führen kann.
Helles Brot beinhaltet wenige Mineral- und Ballaststoffe. Sie sorgen dafür, dass der Blutzucker langsam in die Höhe schnellt. Wer viel Weißbrot, Laugengebäck oder Nudeln isst, dessen Blutzucker steigt hingegen schneller an. Anschließend fällt dieser genauso schnell wieder ab. Dieses Auf und Ab löst Heißhunger aus, wodurch du mehr isst als nötig.
Die Folgen: Fetteinlagerungen und Gewichtszunahme. Übergewicht fördert zusätzlich Entzündungen. Wer viel Weißmehl konsumiert, erhöht dadurch die Anzahl der entzündungsfördernden Darmbakterien, was unter anderem zu Adipositas und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen führen kann.
Auch das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt.
3. Haushaltszucker: Steigert Risiko für Rheuma
Haushaltszucker besteht aus Traubenzucker und Fruchtzucker. Er kann bei Überdosierung ebenfalls Entzündungen im Körper fördern. Nimmst du häufig mehr als die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Menge von 25 Gramm Zucker pro Tag zu dir, steigt dein Risiko für Rheuma, Adipositas oder Diabetes Typ 2. Aber auch eine Fettleber, Krebs, Migräne und Bluthochdruck sind auf diese Weise möglich.
5. Verarbeitetes Fleisch: Zu viel Zucker, zu viel Salz
Verarbeitetes Fleisch wie Würste oder Wurstaufschnitt gelten als entzündungsfördernd: wegen hohen Mengen an Zucker und Salz. Salz kann beispielsweise zu Gefäßverengungen und damit zu Bluthochdruck führen. Ihren Fleischkonsum solltest du deshalb generell reduzieren. Falls du zum Beispiel nicht auf Grillfleisch verzichten willst, empfiehlt sich mageres Geflügel.
Es enthält nicht so viel "Advanced Glycation Endproducts (AGEs)" - Das sind zum Beispiel Proteine, die sich zu Zucker entwickeln. Sie treten zum größten Teil in verarbeitetem Fleisch auf und begünstigen Entzündungen im Körper.
6. Alkohol
Alkohol schädigt nicht nur die Leber und die Bauchspeicheldrüse: Er begünstigt auch Entzündungen in deinem Körper. Bei Cocktails und Longdrinks ist zudem der hohe Zuckeranteil problematisch. Hier heißt es: Die Menge macht den Unterschied.
Wie viel Alkohol du maximal am Tag trinken solltest, erfährst du hier.
7. Milchprodukte und Eier: Arachidonsäure schlecht bei Entzündungen
Empfindliche Personen sollten den Konsum von Eiern und Milchprodukten einschränken, denn diese enthalten Arachidonsäure. Diese Säure fördert Entzündungen im Körper. Milchprodukte lassen sich leicht durch Hafer-, Mandel- oder Kokosmilch ersetzen. Außerdem sollten pro Woche nicht mehr als zwei Eier verzehrt werden.
Auf viele leckere Gerichte sollten wir verzichten, um auf unsere Gesundheit zu achten. Doch viele Lebensmittel haben zu Unrecht einen schlechten Ruf - vielmehr haben sie bemerkenswerte gesundheitliche Vorteile: Diese Lebensmittel sind gesünder als gedacht.
Ist Soja entzündungsfördernd?
Manche Seiten behaupten, die Fette in Soja bestünden zu 95 Prozent aus Omega-6-Fettsäuren, die als entzündungsfördernd gelten. Daher sei Soja bedenklich. Das stimmt nicht. Je nach Quelle liegt der Omega-6-Anteil bei 50-60 Prozent.
Wichtig bei Omega-6-Fettsäuren ist das Verhältnis zwischen Omega-3 und Omega-6, da diese natürliche Gegenspieler sind. Während Omega-6 als Teil der Immunabwehr die Gefäße verengt, die Blutgerinnung verstärkt und entzündnugsfördernd wirkt, macht Omega-3 das Gegenteil, wie Norsan.de berichtet.
Daher ist das Verhältnis der beiden Fettsäuren wichtig. Günstig ist etwa 5:1. Bei Soja liegt es bei etwa 7:1. Das ist noch okay. Expert*innen raten, lieber ein anderes Öl zu verwenden, beispielsweise Rapsöl. Ein noch schlechteres Verhältnis von Omega-6 und Omega-3 haben Sonnenblumen- und Maiskeimöl.
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Der Unterarmstütz ist eine der besten Übungen für einen starken Bauch, denn er trainiert alle Muskeln der Rumpfmuskulatur. Planks können aber auch andere verwandte Muskeln aktivieren, wie die Gesäßmuskeln, die hintere Oberschenkelmuskulatur und den unteren Rücken.
So geht's: Gehen Sie mit den Händen nach vorn in den Vierfüßlerstand, wobei sich die Knie unter den Hüften und die Handgelenke unter den Schultern befinden. Bringen Sie sich nun in einen Unterarmstütz und achten Sie darauf, dass Sie eine gerade Linie von den Fersen bis zum Kopf bilden. Ihre Ellenbogen sollten unter Ihren Schultern liegen und Ihre Unterarme parallel zueinander sein. Die Bauchmuskeln sind angespannt. Halten Sie die Position 15, 30 oder 45 Sekunden lang pro Satz.
Der Käfer (auch Dead Bug genannt) ist eine gute Wahl für Anfänger, da er mehrere Core-Muskeln anspricht (einschließlich der schwer erreichbaren transversalen Bauchmuskulatur), ohne jedoch den unteren Rücken oder den Nacken zu belasten.
So geht’s: Legen Sie sich mit dem Gesicht nach oben auf den Rücken und strecken Sie die Arme nach oben aus. Bringen Sie die Knie direkt über die Hüfte und beugen Sie das Knie, sodass die Wade einen 90-Grad-Winkel mit dem Oberschenkel bildet. Ziehen Sie den unteren Rücken zum Boden, sodass Ihr Kreuz in den Boden drückt. Senken Sie nun den linken Arm über den Kopf, während Sie das rechte Bein parallel zum Boden ausstrecken. Halten Sie kurz inne, dann kehren Sie in die Ausgangsposition zurück. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite. Achten Sie auf eine langsame Bewegungsausführung.
3. Der Bergsteiger („Mountain Climber")
Bei richtiger Ausführung aktiviert der Moutain Climber die Rumpfmuskulatur, z. B. den quer verlaufenden Bauchmuskel und den schrägen Bauchmuskel. Darüber hinaus verbessert die Übung Ihre kardiovaskuläre Gesundheit und steigert Ihre Stabilität sowie den Kalorienverbrauch.
So geht’s: Gehen Sie in die aufrechte Liegestützposition oder in den hohen Plank. Ihre Hände stellen Sie unter den Schultern ab, die Zehen stehen hüftbreit auf. Spannen Sie Rücken und Bauch an und richten Sie den Blick nach unten. Ziehen Sie nun ein Knie nach dem anderen so weit wie möglich zur Brust. Die Beine wechseln sich ab, sodass die Füße während der Ausführung nicht nebeneinander stehen. Achten Sie darauf, dass Ihre Bauchmuskeln während der gesamten Bewegung angespannt sind. So schützen Sie Ihre Wirbelsäule und erhöhen die Intensität.
Als die 31-Jährige Schmerzen in den Beinen hat, vermutet ihre Hausärztin zunächst, dass die Schuhe schuld sind. Doch kurz darauf liegt die Frau in der Notaufnahme – und ihre Nieren versagen.
Es sind Atembeschwerden, die die 31-jährige Australierin in die Notaufnahme bringen. Die Frau hat diese seit sechs Wochen, berichtet sie in der Klinik.
Ihr Blutdruck ist mit 198 zu 120 deutlich erhöht. Mit 100 Schlägen pro Minute arbeitet ihr Herz recht schnell. Beim Abhören der Lunge deuten auffällige Geräusche auf ein Problem, was sich durch ein Röntgenbild und eine Computertomografie bestätigt: Die Aufnahme offenbart Anzeichen einer Lungenentzündung, möglicherweise verursacht durch eine Virusinfektion. Außerdem sieht man, dass das Herz der Frau vergrößert ist. Sie erhält sofort Antibiotika: Falls an der Lungenentzündung Bakterien beteiligt sind, werden diese so umgehend bekämpft.
Bei einer Blutuntersuchung liegen mehrere Werte außerhalb des Normalbereichs, das C-reaktive Protein ist erhöht, ebenso die Zahl der weißen Blutkörperchen. Beides kann auf eine Infektion deuten. Zusätzlich ist das sogenannte NT-proBNP erhöht: Ein Hinweis, dass die Frau an einer Herzschwäche leidet. Leber- und Nierenwerte sind normal. Es folgen weitere Untersuchungen, über die Seojung Kwak und Malcolm Green vom Rural Referral Hospital in Tamsworth im Fachblatt »BMJ Case Reports« berichten.
Ein Ultraschall des Herzens zeigt, dass es während des Pumpens viel zu wenig Blut in den Körper drückt, zudem schließt eine Herzklappe nicht perfekt. Die Ärzte verordnen der Frau mehrere Medikamente fürs Herz-Kreislauf-System.
Während sie die Niere per Ultraschall begutachten, fällt ihnen zufällig ein Verschluss in der Bauchaorta auf. Mithilfe einer Computertomografie sehen sie, dass sich schon zahlreiche Adern gebildet haben, die die Engstelle umgehen. Das bedeutet, dass der Verschluss schon länger besteht, und der Körper deshalb die neuen Blutgefäße angelegt hat.
Die Ohrmuscheln schmerzen
Darauf angesprochen schildert die 31-Jährige, dass sie schon vor einer Weile Schmerzen in den Beinen hatte – ein typisches Symptom einer sogenannten arteriellen Verschlusskrankheit, bei der die Beine wehtun, weil die Muskeln beim Gehen nicht ausreichend durchblutet werden. Die Frau hatte sogar ihre Hausärztin darauf angesprochen. Aber diese war davon ausgegangen, dass es an unbequemen Schuhen liegen muss und kein medizinisches Problem besteht.
Während die Frau im Krankenhaus liegt, entwickelt sie ein neues Symptom: Ihre Ohrmuscheln schmerzen und färben sich rot. Das Team stellt erst einmal eine vorläufige Diagnose: Die Patientin leidet demnach wohl unter einer Entzündung der großen Blutgefäße, einer sogenannten Vaskulitis, sowie einer rezidivierenden Polychondritis , einer seltenen Erkrankung, bei der sich Knorpel entzünden – was die Symptome an den Ohrmuscheln erklären würde. Mit Medikamenten, die ihr Immunsystem unterdrücken und Entzündungen hemmen, soll beides bekämpft werden. Wegen des Aortenverschlusses erhält die Patientin gerinnungshemmende Mittel. Außerdem beauftragen die Ärztinnen und Ärzte noch einige spezielle Bluttests.
Am fünften Tag im Krankenhaus versagen die Nieren der 31-Jährigen. Im Ultraschall sieht es aus, als hätte sich der Aortenverschluss vergrößert, wodurch ihre Nieren jetzt nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Die Frau wird in eine größere Klinik verlegt, ihre ausgefallene Nierenfunktion per Dialyse ausgeglichen.
Eine sogenannte PET-Computertomografie kann den Verdacht auf eine Vaskulitis entkräften, denn dafür zeigen sich in der Untersuchung keine Anzeichen. Die schon zuvor angeordneten weiteren Bluttests verraten aber, worunter die Frau leidet. Denn in ihrem Blut befinden sich verschiedene Antikörper, die sich gegen bestimmte körpereigene Strukturen richten. Die Patientin hat ein Antiphospholipid-Syndrom, wahrscheinlich in der gefährlichsten Ausprägung, die als »katastrophales Antiphospholipid-Syndrom« bezeichnet wird.
Das Immunsystem greift bei Betroffenen Strukturen an, die auf Blutzellen sowie auf den Blutgefäßwänden zu finden sind. Das erhöht das Risiko für Blutgerinnsel. Betroffene haben deshalb unter anderem ein höheres Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Im Fall einer Schwangerschaft ist die Gefahr einer Fehlgeburt größer. Ein katastrophales Antiphospholipid-Syndrom kann eine Vielzahl verschiedener Symptome verursachen, was die Diagnose erschwert, heißt es im Fallbericht.
Das Ärzteteam möchte noch prüfen, ob die Frau bereits einen Infarkt hatte, dafür zeigen sich nach einer Untersuchung bisher aber zum Glück keine Anzeichen. Sie muss noch einige Zeit im Krankenhaus verbringen, und nach ihrer Entlassung erst einmal ambulant zur Dialyse. Außerdem erhält sie einige Arzneimittel, die sie dauerhaft einnehmen muss.
Die 31-Jährige schildert die gesamte Erfahrung als entsetzlich. »Ich war auf der Intensivstation, hatte alle möglichen Untersuchungen. Ich dachte, ich müsste sterben, habe mich schon von meinen Freunden und meiner Familie verabschiedet«, erzählt sie. Ihre Hausärztin habe ihr gesagt, sie habe bei ihr einfach nicht an eine arterielle Verschlusskrankheit gedacht, weil sie keinerlei Risikofaktoren dafür hatte und jung sei.
»Jetzt habe ich einige Nebenwirkungen von den Medikamenten, die ich zurzeit nehme, aber ich kann mich nicht beklagen.«
Janina Mües macht Sport, nimmt an Meisterschaften teil. Doch auf einmal fällt sie immer hin. Die Diagnose ist ein Schock. Zum Welt-MS-Tag erzählt sie ihre Geschichte.
Beim Kunstradfahren fing alles an, wie Janina Mües erzählt. Die 22-Jährige redet leise, und anders als vier Wochen zuvor, merkt man kaum noch, dass ihr Mund die Worte nicht ganz klar ausspricht. Die junge Frau erinnert sich an ein Training Mitte Februar, da kann sie mit dem Rad auf einmal nicht mehr rechts herum fahren. "Da hatte ich Gleichgewichtsprobleme", sagt sie. Auch die Teamkolleginnen wundern sich.
Die erfahrene Sportlerin, die schon bei deutschen Meisterschaften startete, versucht, das Unerklärliche mit einem "schlechten Tag" abzutun. Und immer wieder stürzt sie, jedes Mal, wenn sie nach rechts fährt. Bis sie unglücklich aufkommt und sich das Band im Fußgelenk reißt. Was Janina Mües da noch nicht weiß, ist, dass ihre Gleichgewichtsprobleme erste Symptome einer Multiplen Sklerose (MS) sind. Eine Woche später hat sie den ersten schweren Schub.
Sprachstörungen und Lähmungen
Der Verlauf sei typisch, sagt Professor Thomas Duning, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Bremen-Ost. Ein MS-Schub baut sich demnach langsam auf, Patientinnen und Patienten entwickeln über mehrere Tage erste Symptome. MS ist eine Erkrankung des Gehirns, eine Auto-Immunerkrankung, so der Mediziner weiter. "Dabei greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe an, weil es fehlgeleitet ist. Bei einer MS passiert das typischerweise im Gehirn, die Nerven entzünden sich." Dadurch entsteht Narbengewebe, dann funktionieren diese Stellen nicht mehr.
Janina Mües studiert und wohnt in Bremerhaven. Weil Semesterferien sind, besucht sie eine Woche nachdem sie im Training immer wieder stürzte und sich verletzte ihre Eltern in Schwanewede. Dort wacht sie an einem Morgen auf und kann ihre rechte Hand nicht mehr bewegen. "Ich dachte, ich hätte drauf gelegen und sie wäre eingeschlafen", sagt sie. Weil es nicht besser wird, ruft sie ihre Mutter und merkt, dass sie nicht richtig sprechen kann. "Ich konnte die Wörter nicht aussprechen, die ich sagen wollte. Das war beängstigend." Sprachstörungen, Lähmungen – die Eltern befürchten einen Schlaganfall und rufen einen Krankenwagen.
Schnelle Diagnose soll Schäden vorbeugen
Janina Mües kommt ins Klinikum Bremen-Nord. Jetzt ist eine zügige Diagnose wichtig, wie Neurologe Duning sagt. "Denn sind die Nervenzellen einmal zerstört, ist es fast ausgeschlossen, dass sie sich erneuern." Das wollen die Behandler vermeiden und möglichst schnell mit der Therapie beginnen. Sofort kommt die Patientin ins MRT, dort wird eine Aufnahme von ihrem Kopf gemacht. "Das ging richtig schnell", erinnert sie sich.
Außerdem wird eine sogenannte Lumbalpunktion durchgeführt, bei der Gehirnwasser aus dem Rückenmark entnommen wird. Durch diese Methoden kann eine Entzündung im Gehirn nachgewiesen werden. Janina Mües erfährt nur einen Tag später sicher, dass sie Multiple Sklerose hat.
Das musste ich erst einmal verarbeiten. Es ist ja eine chronische Erkrankung, und das ist dann für immer so. Man kann sich in dem Moment gar nicht vorstellen, wie es sich auf das Leben auswirkt, wie es weiter geht. Ich war geschockt.
Janina Mües, MS-Erkrankte
Vor allem junge Frauen bekommen MS
Für den erfahrenen Neurologen Duning ist es keine Überraschung, dass eine junge sportliche Frau eine MS-Diagnose erhält. "Das ist eine typische Patientin für diese Erkrankung", sagt Duning. In der Gesamtbevölkerung sei MS im Vergleich zu anderen Volkskrankheiten wie Diabetes und Herzinfarkt zwar selten, aber sie sei eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland und auch in Bremen sind acht von 100.000 Menschen betroffen. "Auch Männer können MS bekommen, aber Frauen drei- bis fünfmal häufiger", so der Arzt. Vor allem im Alter von 20 bis 40 Jahren, "und gerade bei Frauen in den 20ern ist die Diagnose nicht selten".
Nachdem die MS feststeht, wird sofort therapiert, um die Entzündung so schnell wie möglich zu stoppen. Janina Mües bekommt Cortison. Weil das nicht so anschlägt wie erhofft, bekommt sie eine Blutwäsche, das Plasma wird ausgetauscht, wie sie weiter erzählt. "Das hat geschlaucht, das war ziemlich viel auf einmal", erinnert sich Mües.
Nach einer Woche spürt die Patientin erste Besserungen, sie wird entlassen. Aber die rechte Hand ist noch gelähmt, "ich konnte auch nicht rund laufen". Zudem fällt ihr das Sprechen und Schlucken schwer: "Ich konnte nicht so gut essen, oder habe mich beim Trinken oft verschluckt." An diesen Einschränkungen arbeitet sie mit einer Logopädin und einer Physiotherapeutin.
Große Behandlungsfortschritte in den letzten Jahren
In der Regel kommt die Krankheit laut Neurologe Duning mit der Akut-Therapie zur Ruhe. Wegen des chronischen Verlaufs komme es aber immer wieder zu neuen Schüben, zu akuten Entzündungen. Um die zu unterdrücken, werde dann, wie bei Janina Mües, hochdosiert Cortison gegeben. Das reicht aber immer nur für den Moment. "Man braucht auch eine dauerhafte Immuntherapie, damit das Immunsystem nicht so häufig neue Entzündungen entwickelt“, sagt der Arzt. Mües muss deshalb alle sechs Wochen zu ihrer Neurologin an den Tropf, durch den ihr ein MS-Medikament verabreicht wird, das neue Schübe aufhalten soll.
Es gibt keine Erkrankung, bei der sich die Therapie dynamischer entwickelt hat in der Neurologie, als bei der multiplen Sklerose.
Thomas Duning, Chefarzt Neurologie Klinikum Bremen-Ost
Wann ein neuer Schub kommt, lässt sich laut Duning nicht vorhersagen. "Es gibt MS-Kranke, die jahrelang keinen Schub haben. Bei anderen Verlaufsformen kommen alle zwei, drei Wochen neue Schübe." Obwohl die Erkrankung MS also nicht berechenbar ist, die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten zehn Jahren – und vor allem in den letzten fünf Jahren – enorm weiter entwickelt, erklärt der Bremer Mediziner. "Es gibt keine Erkrankung, bei der sich die Therapie dynamischer entwickelt hat in der Neurologie, als bei der multiplen Sklerose."
Während man das Immunsystem früher grob unterdrückte und die Patienten dadurch anfälliger wurden für Infektionen, gebe es inzwischen eine große Auswahl an Mitteln, die das Immunsystem spezifisch unterdrücken. Dadurch kann man gezielter und individueller therapieren: "Wo liegen die Läsionen, wie viele sind es, wie alt ist die Patientin, will sie noch Kinder?" Diese Fragen können laut dem Mediziner heute in den Therapieplan einfließen.
An einem anderen, gewaltigen Fortschritt in der MS-Behandlung, wird gerade geforscht: Eine Impfung könnte das Erkrankungs-Risiko mindern.
Imfpung gegen MS?
Die Ursachen für die MS sind nicht eindeutig. Doch einen möglicherweise richtungsweisender Befund haben US-Forscher erst im Januar veröffentlicht: Die Autoimmun-Erkrankung "Multiple Sklerose wird offenbar durch ein Virus ausgelöst, das Epstein-Barr-Virus. Bekannt ist es als Pfeiffersches Drüsenfieber, es gehört zur Familie der Herpes-Viren und 95 Prozent der Erwachsenen tragen es in sich. Schon länger hatte man den Zusammenhang vermutet, wie der Bremer Neurologe Duning erklärt. Jetzt dürfte klar sein: Wer kein Epstein-Barr hat, kann keine Multiple Sklerose bekommen. "Die Datenlange ist bestechend", so Duning. "Die Krankheitsgeschichten von Millionen Patienten wurden überprüft."
Natürlich erkranken nicht alle, die das Virus in sich tragen an MS. Andere Faktoren spielen eine Rolle. So tritt MS in Ländern um den Äquator herum seltener auf als in skandinavischen Ländern. Vermutet werden deshalb Zusammenhänge mit der Sonneneinstrahlung und einem Vitamin-D-Mangel. Und es muss eine Veranlagung vorliegen. Dennoch hat der Befund eine riesige Wirkung: Eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus könnte das Risiko einer Erkrankung massiv senken.
"Dann fahre ich wieder rechts herum"
Daran arbeiten Forscher schon seit Jahrzehnten, weil das Virus wahrscheinlich auch zu Krebserkrankungen, vor allem Leukämie, führen kann, erklärt der Bremer Neurologe Duning. Aktuell laufen demnach Studien, Impfstoffe werden getestet. Doch noch ist die Datenlange zu dünn, um vorhersagen zu können, wann ein Impfstoff gegen Epstein-Barr vorliegen wird. Sobald es soweit ist, könnte man flächendeckend impfen.
Für Janina Mües kommt das zu spät. Aber der 22-Jährigen geht es inzwischen deutlich besser. Sie wirkt voller Energie und ist sogar schon wieder aufs Fahrrad gestiegen, wie sie buten un binnen am Sonntag berichtete. Allerdings mit Einschränkung: "Rechtsherum, das muss noch warten", sagt Janina Mües. "Wenn ich mich sicherer fühle, dann werde ich wieder rechtsherum fahren."