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Monday, June 6, 2022

Corona: Viruslast schneller verringern – geht das? - Kölnische Rundschau

In der Corona-Pandemie fällt immer wieder das Wort Viruslast. Also die Menge der Viren, die sich an einer bestimmten Stelle befindet. Die Viruslast in der Luft hat einen Anteil daran, ob und wie schwer eine Person erkrankt. Je mehr Viren jemand aufnimmt, desto höher ist das Risiko für Symptome und unangenehme bis schwere Verläufe. Die Viruslast im Körper gibt an, wie viele Viren sich dort befinden. Lässt sich diese Viruslast senken? Und kann man so Symptome lindern und die Quarantänezeit verkürzen?

Wie man die Viruslast, die bei Kontakt mit Infizierten aufgenommen wird, so klein wie möglich hält, wurde in den vergangenen mehr als zwei Jahren hinlänglich diskutiert. Masken halten einen großen Teil der Viren zurück, eine (Booster-)Impfung senkt die ausgestoßene Viruslast bei Infizierten. Sogar das richtige Gurgeln mit bestimmten Lösungen kann die Zahl der Viren für einen kurzen Zeitraum zumindest im Mund- und Rachen-Raum senken. Das alles sind allerdings vorbeugende Maßnahmen, sie sollen das Infektionsrisiko senken. Die Virusmenge im Körper einer infizierten Person können sie nicht drücken.

Corona: Wirtszellen werden manipuliert, um Viruslast zu steigern

Im Gegensatz zu anderen Krankheitserregern können sich Viren nicht von sich aus vermehren. Deshalb entern sie, nachdem sie in den Körper eingedrungen sind, menschliche Zellen und funktionieren diese zu ihren Wirtszellen um. So gehen auch Coronaviren vor. Durch geschickte Manipulation sorgen die Viren dafür, dass die von ihnen befallenen Zellen unzählige weitere Viren produzieren. Bei Covid-19 ist das die erste von zwei Phasen einer Corona-Infektion.

Direkt nach der Ansteckung ist die Viruslast zunächst für einige Zeit niedrig. Das ist auch der Grund, warum Infektionen erst spät erkannt und unbemerkt weitergegeben werden. Meist nach ein paar Tagen haben die Viren dann genügend Wirtszellen, dann steigt die Viruslast schnell an, Symptome setzen ein oder werden stärker. Das kann auch innerhalb weniger Stunden passieren. Die maximale Viruslast im Rachen findet sich laut Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, meist zwischen dem vierten und achten Tag nach der Infektion.

Antikörper und T-Killerzellen dämpfen Ausbreitung des Virus ein

Diesem Vermehrungsprozess der Viren stellen sich vor alle zwei körpereigene Abwehrfunktionen in den Weg: Antikörper und T-Killerzellen. Während Antikörper am Virus selbst andocken und es unschädlich machen, erkennen T-Killerzellen Eiweiß-Fragmente auf infizierten Wirtszellen und töten diese ab, um die Virusproduktion zu stoppen. Je erfolgreicher Antikörper und T-Killerzellen arbeiten, desto schneller wird die Produktion neuer Viren ausgebremst und kommt schließlich zum Erliegen.

In dieser Phase der Infektion kann von außen eingegriffen werden, um das Immunsystem zu unterstützen. Zwei verschiedene Arten von Präparaten gibt es dazu bislang. Zum einen monoklonale Antikörper – hier ist allerdings die Verfügbarkeit begrenzt und die Verabreichung logistisch aufwendig. Zum anderen gibt es antivirale Medikamente. Sie verhindern keine Infektion, können aber zum Beispiel unterbinden, dass die Erreger an körpereigene Zellen andocken oder sich im Inneren solcher Zellen vermehren können. Ein solches Medikament ist Paxlovid, von dem Deutschland im Laufe dieses Jahres eine Million Packungen bekommen soll, einige sind schon im Großhandel unterwegs. Auch hier ist die Verfügbarkeit aber begrenzt.

Auch deshalb sind sie nicht für die Verwendung in der breiten Öffentlichkeit zugelassen. Sie sind für Patientinnen und Patienten gedacht, die mild erkrankt sind und bei denen ein hohes Risiko besteht, dass sich der Verlauf deutlich verschlechtert. In diesem Fall können Ärztinnen und Ärzte die Gabe monoklonaler Antikörper oder die Einnahme antiviraler Medikamente anordnen.

Ein weiteres Problem: Diese Mittel müssen in einer sehr frühen Phase der Infektion verabreicht werden, und zwar an den ersten drei bis fünf Tagen nach dem Auftreten erster Symptome – auch wenn diese sich zu diesem Zeitpunkt noch als leicht und harmlos erweisen. In einem späteren Stadium der Infektion entfalten die Medikamente kaum noch eine Wirkung. „Da in der Spätphase der Infektion in der Regel keine größere Viruslast mehr bei den Patientinnen und Patienten vorliegt, kann die direkte antivirale Therapie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr greifen“, schreibt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Viruslast sinkt von selbst

Befindet man sich in der zweiten Phase der Corona-Infektion, ist der Zeitpunkt für die Einnahme antiviraler Mittel also schon überschritten. Denn die Viruslast sinkt dann von selbst, weil Antikörper und T-Killerzellen langsam, aber sicher die Oberhand über die Coronaviren und deren Wirtszellen gewinnen. Antikörper machen immer mehr Viren unschädlich, T-Killerzellen entfernen immer mehr befallene Wirtszellen, sodass die Viruslast im Körper nach und nach abnimmt. Medikamente, die das Virus zurückdrängen, haben dann keine Wirkung mehr. In dieser Phase lassen sich nur noch Symptome behandeln. Sind diese nur moderat, können auch bekannte Mittel aus der Hausapotheke schon gut helfen.

Die zweite Phase kann sich sehr nervenaufreibend in die Länge ziehen, denn der Abbau der Viruslast nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als der schnelle Anstieg zu Beginn der Infektion. Deshalb kann es noch eine Weile dauern, bis der Corona-Test nach einer Infektion wieder negativ ist, obwohl man sich schon über einen längeren Zeitraum wieder besser fühlt. Wie viel Zeit der Abbau der Viruslast genau benötigt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, lässt sich also pauschal nicht sagen.

Vitamine und Zink helfen dem Immunsystem – auch beim Senken der Viruslast?

Kann man also nichts machen, um die Viruslast aktiv schneller sinken zu lassen? In den Zulassungsstudien einiger antiviraler Medikamente wurde zwar festgestellt, dass sie das Sinken der Viruslast in der zweiten Phase der Infektion verhindern können. Oder den Zeitraum, bis zu dem die Viruslast an einem bestimmten Wert angekommen ist, verkürzen können. Diese Medikamente müssen aber früh im Infektionsverlauf eingenommen werden. Und sind ohnehin nur für Menschen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf zugelassen.

So muss man tatsächlich vor allem auf die Arbeit der eigenen Abwehrkörper und T-Killerzellen vertrauen. Aber man kann natürlich dafür sorgen, dass diese durch ein fittes Immunsystem in einem guten Zustand sind. Schon weit vor der Corona-Pandemie fanden Forschende heraus, dass Vitamin C sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf unser Immunsystem auswirkt, unter anderem kann es die T-Zellreifung fördern. Vitamin D wirkt ebenfalls bei der Bekämpfung akuter Atemwegserkrankungen, auch Zink kann das Immunsystem unterstützen. Ob die Viruslast so tatsächlich schneller sinken kann, weiß man allerdings nicht. Bei geboosterten Menschen sei eine Einnahme nicht nötig, da diese in aller Regel sehr gut mit der Infektion zurechtkämen, sagte Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), gegenüber Focus. Auch eine prophylaktische Einnahme hält er nicht für notwendig.

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