Bei vielversprechender Studie: Krebs eines Patienten konnte durch ein Herpes-Virus bekämpft werden
In einer neuen medizinischen Studie wurden Krebspatienten erfolgreich mit einem modifizierten Herpesvirus behandelt.
Zum Einsatz kam das Medikament RP2. Es infiltriert den Tumor, verbreitet sich dort und zerstört so die befallenen Zellen.
Der 39-jährige Patient Krzysztof Wojkowski lebt durch die Behandlung seit zwei Jahren krebsfrei, wie die „BBC“ berichtet.
Gute Nachrichten für Krebspatienten: Eine neue Krebstherapie, die ein modifiziertes Herpesvirus verwendet, um Tumorzellen anzugreifen, erwies sich in frühen klinischen Studien als vielversprechend. Das Medikament namens RP2 befreite einen Patienten komplett Krebs. Die Forschenden zeigen sich zuversichtlich.
Der 39-jährige Patient Krzysztof Wojkowski aus London sagte der „BBC“, dass zuvor sein Speicheldrüsenkrebs trotz vieler Behandlungen immer weiter gewachsen sei. Wojkowski bereitete sich auf sein Lebensende vor, als er von dem experimentellen Medikament erfuhr, das im Rahmen einer Phase-1-Sicherheitsstudie am Institute of Cancer Research im Vereinigten Königreich erhältlich war. Nach einer kurzen Einnahme des Medikaments ist Wojkowski seit zwei Jahren krebsfrei, wie die „BBC“ berichtet. Bei anderen Patienten in der Studie schrumpften ebenfalls ihre Tumore. Drei von neun Patienten, die das Studienmedikament allein erhielten, und sieben von 30, die eine Kombinationsbehandlung erhielten, profitierten demnach von der experimentellen Therapie.
Um das Medikament und seine Wirkung auf Krebspatienten einzuordnen, bedarf es weiteren Untersuchungen. Allerdings scheint RP2 einigen Patienten zu helfen und verursachte nur leichte Nebenwirkungen wie Müdigkeit. Diese frühen Ergebnisse sind vielversprechend, sagte Jonathan Zager, Mitarbeiter eines Krebszentrums im US-Bundesstaat Florida, der nicht an der Studie beteiligt war. „Wir werden in naher Zukunft weitere Studien sehen. Ich bin aufgeregt und sicherlich nicht entmutigt oder skeptisch“, sagte Zager uns.
Krebsfrei dank Herpesvirus
Die experimentelle Therapie beinhaltet eine abgeschwächte Form von Herpes simplex – dem Virus, das Lippenherpes verursacht. Es wurde so modifiziert, dass es auch Tumore angreift. Laut Ergebnissen, die auf einer medizinischen Konferenz in Paris vorgestellt wurden, ist die Virustherapie so konstruiert, dass sie selektiv in Krebszellen eindringt, während normale Zellen in Ruhe gelassen werden. Der Virus greift direkt den Tumor an, während die meisten anderen Krebsmedikamente systemisch wirken – also im gesamten Organismus verteilt werden.
Einmal infiltriert, repliziert sich das Virus, bis die Krebszelle explodiert. Das Einzigartige an RP2 ist, dass es einen „Doppelschlag“ gegen Tumore liefert, indem es nicht nur die Zellen zerstört, sondern das Immunsystem dazu bringt, die Überreste anzugreifen, teilte der leitende Studienautor Kevin Harrington in einer Pressemitteilung mit.
Das Medikament wirkt ähnlich wie T-Vec, eine Virustherapie, die 2015 zur Behandlung von fortgeschrittenem Hautkrebs zugelassen wurde und bei der ebenfalls ein Herpesvirus zum Einsatz kommt. Diese viralen Therapien sind vielversprechend für die Behandlung mehrerer Krebsarten. „Wirklich beeindruckende“ Behandlungsreaktionen seien bei Patienten mit fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs und einer seltenen Art von Augenkrebs festgestellt worden, sagte Harrington der „BBC“. Für die Patienten sei das ein Segen. Viele wie Wojkowski hatten keine anderen Optionen mehr, bis sie von RP2 hörten. Laut Harrington könnte RP2 sogar besser funktionieren als die Behandlung mit T-Vec.
Dieser Artikel wurde von Klemens Handke aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.
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