Halskratzen, Husten und Schnupfen, gerade kämpfen viele mit Erkältungssymptomen. Die Krankenstände sind relativ hoch. Manch einer hat das Gefühl, so schlimm war es lange nicht. Stimmt das?
Kitas, in denen alle Erzieherinnen krank sind, Büros, in denen gehustet und geschnaubt wird - derzeit könnte man den Eindruck haben, dass beinahe jeder erkältet ist. Dieser Eindruck ist nicht ganz falsch. Auch das Robert-Koch-Institut kommt in seinem aktuellen Wochenbericht zu den Erkältungskrankheiten zu dem Schluss, dass derzeit mehr Menschen akute Atemwegsbeschwerden haben als zur gleichen Zeit im vorigen Jahr.
Zwar sei auch vor der Corona-Pandemie ab Anfang August bis in die Herbstmonate hinein ein stetiger und zum Teil deutlicher Anstieg der ARE-Rate beobachtet worden. Den aktuell sehr starken Anstieg nennen die RKI-Expertinnen und Experten jedoch "sehr beachtlich". Die Arbeitsgemeinschaft Influenza spricht in ihrem Wochenbericht zu den akuten respiratorischen Erkrankungen von deutlich mehr Arztbesuchen wegen ARE als in der Vorwoche. Diese Einschätzung bezieht sich allerdings auf die Lage um den 20. September.
Weit über 200 Virusstämme sind an der Verursachung von Erkältungen beteiligt. Rhinoviren, Coronaviren, Adenoviren und Enteroviren sind die häufigsten. Bei einer Analyse der Testergebnisse wurden in insgesamt 67 (59 Prozent) der 113 eingesandten Proben Atemwegsviren identifiziert, "darunter 33 (29 Prozent) Proben mit Rhinoviren, 18 (16 Prozent) mit Sars-CoV-2, acht (7 Prozent) mit Parainfluenzaviren (PIV), vier (3 Prozent) mit Influenzaviren, drei (3 Prozent) mit Respiratorischen Synzytialviren (RSV) und jeweils eine (1 Prozent) Probe mit humanen Metapneumoviren (hMPV) bzw. humanen saisonalen Coronaviren (hCoV)". Als Ursache für die steigenden Erkrankungszahlen macht die Influenzaforschungsgruppe die zeitgleiche Zirkulation verschiedener Atemwegserreger aus.
Vorpandemisches Niveau
Beruhigend ist, dass die Zahl der damit verbundenen Krankenhauseinweisungen weiter auf niedrigem Niveau liegt. Auch wenn sich also viele angeschlagen und verschnupft fühlen, muss von ihnen kaum jemand stationär behandelt werden. Im vergangenen Jahr hatte es Anfang Oktober eine ungewöhnlich heftige Krankheitswelle unter Kleinkindern gegeben, von denen einige mit schweren Krankheitsverläufen im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Die Zahl schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) liegt insgesamt auf einem Niveau, das vergleichbar ist mit dem der vorpandemischen Jahre, konstatiert die Arbeitsgemeinschaft Influenza. Die eine Ursache für die jetzige Herbsterkältungswelle gibt es vermutlich nicht. Wenn es kälter wird, steigen in jedem Jahr die Zahlen der Erkältungskrankheiten. Das liegt daran, dass Viren von der trockeneren kalten Luft und den in Innenräumen schneller austrocknenden Schleimhäuten profitieren.
Sie können schneller in den menschlichen Körper eindringen, zumal bei kühleren Außentemperaturen nicht alle Körperteile gleich gut durchblutet werden. Weil oft weniger gelüftet wird, reichern sich Viren zudem in geschlossenen Räumen schneller an.
Vorsorge und Ruhe wirken
Die Expertinnen und Experten des RKI sehen zurzeit ein "wenig gebremstes Transmissionsgeschehen akuter Atemwegsinfektionen". Das heißt, dass eine Wiederaufnahme verstärkter Hygienemaßnahmen vermutlich einige Ansteckungen verhindern könnte. Dazu gehören vor allem das Händewaschen, aber auch das Tragen von Masken. Ansonsten kann man natürlich einiges tun, um sein Immunsystem zu stärken. Vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, genug Schlaf und moderater Sport helfen den Abwehrkräften ebenso wie Saunagänge, wechselwarme Duschen, reduzierter Zuckerkonsum und Stressabbau.
Kleinkinder haben im Schnitt etwa acht bis zehn Infekte im Jahr, Erwachsene zwei bis fünf. Wenn es einen also erwischt hat, sollte man am besten zu Hause bleiben. Dann verteilt man die Viren immerhin nicht weiter. Ob man arbeiten kann, muss jeder und jede für sich selbst entscheiden. Bei erhöhter Temperatur und heftige Symptomen ist es aber durchaus sinnvoll, dem Körper Ruhe zu gönnen, damit er sich auf die Infektabwehr konzentrieren kann. Nasenspray und Schmerzmittel reichen meist als unterstützenden Medikamente. Ruhe und viel Flüssigkeit sind aber oft die beste Medizin.
Schlimmer als vor Corona?: Erkältungswelle rollt über Deutschland - n-tv NACHRICHTEN
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