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Saturday, December 3, 2022

Bipolare Störung in der Adoleszenz - Gedankenwelt

Die bipolare Störung beginnt in vielen Fällen in der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter. Es handelt sich um eine schwerwiegende affektive Störung.

Bipolare Störung in der Adoleszenz

Letzte Aktualisierung: 03. Dezember 2022

Die bipolare Störung zählt wie Schizophrenie, schizoaffektive Krankheiten und schwere Depressionen zu den schweren psychischen Störungen. Betroffene erleben extreme Stimmungsschwankungen zwischen Hochstimmung (Manie) und Depression, die ohne äußeren Anlass auftreten. In den meisten Fällen zeigen sich die ersten Symptome in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Weltweit leiden rund 0,5 Prozent der Bevölkerung an dieser Störung.

Bipolare Störung ist die gängige Kurzbezeichnung für bipolare affektive Störung (BAS).

Eine bipolare Störung im Jugendalter hat eine schlechtere Prognose.

Bipolare Störung: Was ist das?

Für die Diagnose dieser Störung müssen zwei affektive Episoden vorliegen, wobei mindestens eine davon hypomanisch, manisch oder gemischt sein muss. Die American Psychological Association (APA) beschreibt die Manie wie folgt:

  • eine ungewöhnlich gehobene Stimmung,
  • die mindestens eine Woche anhält.

Darüber hinaus zeigen Betroffene folgende Symptome: übertriebenes Selbstwertgefühl, Größenwahn, Überaktivität, Heiterkeit, Rededrang, Gedankenflucht, motorischer Unruhe, Risikofreude, leichtsinniges Verhalten, übertriebener Optimismus oder den Verlust sozialer Hemmungen. Manie und Depression haben gemeinsam, dass sie zu Schlafproblemen und Appetitstörungen führen.

Bei einer gemischten Episode treten manische und depressive Symptome gleichzeitig auf. Die ICD-10 fordert zur Diagnose das gleichzeitige Auftreten zweier Symptomcluster über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen.

“Die Vorstellung von einem Leben ohne Stürme habe ich schon lange aufgegeben….. Es sind schließlich die einzelnen Momente der Stille und der Trostlosigkeit, die das Leben ausmachen.”

Redfield

Bipolare Störung in der Adoleszenz

Für den Psychologen Stanley Hall ist die Adoleszenz eine“persönliche Zeit der widersprüchlichen Tendenzen”. Sie ist an sich schon eine Herausforderung, eine bipolare Störung macht diese Zeit besonders kompliziert. Bei Jugendlichen kann es zu affektiven Ausbrüchen mit intensiven Wutanfällen kommen. Reizbarkeit ist im Gegensatz zu Euphorie in dieser Bevölkerungsgruppe häufiger anzutreffen.

Luby, Psychiater an der Universität von Washington, beschrieb eine Reihe von Verhaltensmustern, die für eine bipolare Störung in der Adoleszenz charakteristisch sind:

  • Hypersexuelle Verhaltensweisen, die darin bestehen können, andere zu berühren oder sogar an unpassenden Orten zu masturbieren.
  • Hochgefühl. Eine übermäßig fröhliche Stimmung, begleitet von unmotiviertem Lachen und ständigem Auf- und Abspringen.
  • Grandiosität. Sie erkennen Autoritäten nicht an, sind trotzig, sozial sehr ungehemmt und messen weder die Risiken ihres Handelns noch die Konsequenzen, die es nach sich zieht.

Bei Jugendlichen wird die bipolare Störung in der Regel zwischen 13 und 18 Jahren diagnostiziert, und zwar bei Jungen und Mädchen gleichermaßen. Sie tritt meistens abrupt auf: Es gibt keine Hinweise auf ihren Beginn.

Bipolare Störung: Unterschiede im Jugend- und Erwachsenenalter

Die bipolare Störung äußert sich bei Jugendlichen oft anders als bei Erwachsenen:

  • Bei Jugendlichen sind vermehrt schnelle Zyklen zu beobachten. Das bedeutet, dass sie oft innerhalb von 12 Monaten mindestens vier manische oder depressive Episoden erleiden. Die Veränderungen können an ein und demselben Tag sehr abrupt sein.
  • Sie haben meistens mehr psychotische Symptome, vor allem auditive Halluzinationen.
  • Die Prognose ist schlechter, da meistens eine größere neurobiologische Störung vorliegt.
  • Die Erholung nach jeder Episode ist komplizierter.
  • Es handelt sich um eine Störung mit hoher Erblichkeit.
  • Jugendliche haben häufiger Suizidgedanken.

Bei Jugendlichen beginnt die bipolare Störung meistens mit einer depressiven Episode, die in eine manische Episode übergeht. Bei Erwachsenen ist meist das Gegenteil der Fall.

Schlechte Prognosefaktoren

Es wurden verschiedene Faktoren identifiziert, welche die Prognose und den Verlauf dieser affektiven Störung verschlechtern. So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass ein Mangel an mütterlicher Zuneigung zu einer schnelleren Entwicklung von Rückfällen führt.

“Bipolar raubt dir das, was du bist.”

Reynans

Auch die familiäre Vorbelastung (genetische Faktoren) spielt eine Rolle. Belastend wirkt außerdem ein niedriger sozioökonomischer Status, da dadurch möglicherweise behandlungsresistente Symptome begünstigt werden. Dysfunktionale familiäre Interaktionen wirken sich negativ aus, insbesondere traumatische Ereignisse wie Missbrauch in der frühen Kindheit.

Die bipolare Störung beginnt häufig im Jugendalter.

Behandlung

Die Behandlung der bipolaren Störung bei Jugendlichen setzt an mehreren Fronten an: pharmakologisch, psychologisch und psychosozial. Zusätzlich zu einer medikamentösen Behandlung mit Stimmungsstabilisatoren und Antidepressiva ist die psychologische Intervention grundlegend. Die Aufklärung ist ein grundlegender Bestandteil der Therapie. Betroffene müssen lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen, manische und depressive Symptome zu verbessern und Bewältigungskompetenzen zu entwickeln.

Bewährte Therapieformen sind die Psychoedukation, die dialektisch-behaviorale Therapie und die interpersonelle Psychotherapiein der auch die soziale Rhythmik (Social-Rhythm-Therapy) zur Anwendung kommt. Diese Therapieform ermöglicht es Jugendlichen, ihre Emotionen zu regulieren, den Alltag zu strukturieren und Halt zu finden. Zu den Werkzeugen gehören unter anderem Stimmungstagebücher, um die manischen oder depressiven Episoden aufzuzeichnen.

“Obwohl ich mich oft in den Tiefen des Elends befinde, gibt es in mir immer noch die reine, ruhige Harmonie und Musik.”

Van Gogh

Die Diagnose der bipolaren Störung ist komplex, verschiedene Experten weisen darauf hin, dass diese Krankheit überdiagnostiziert wird. Besonders wichtig ist, die Störung möglichst schnell zu erkennen, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Weitere Forschungen sind unbedingt nötig, um die Krankheit besser zu verstehen und effiziente Arzneimittel zu entwickeln, die möglichst wenige unangenehme Nebenwirkungen haben.

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