Diabetes mellitus Typ 2 ist eine der großen Volkskrankheiten. Die Zahl der Patienten weltweit und auch in Deutschland wächst rapide. Das jedoch müsste nicht sein. Mit dem richtigen Lebensstil lässt sich das Erkrankungsrisiko minimieren. FITBOOK erklärt die Ursachen für Diabetes Typ 2, mögliche Folgen und wie man vorbeugen kann.
Es sind alarmierende Zahlen: In Deutschland leiden mehr als 8,7 Millionen Menschen unter Typ-2-Diabetes.1 Rund 600.000 Erkrankungen kommen jedes Jahr neu hinzu.2 Weitere zwei Millionen sind erkrankt, ohne dass sie etwas davon wissen. Und auch wenn man Diabetes heute mit Medikamenten gut in den Griff bekommen kann, bringt das Leiden mitunter erhebliche Gefahren für die Gesundheit mit sich. FITBOOK zeigt die Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2 beziehungsweise Ursachen für die Entstehung auf, mögliche Folgen der Krankheit und erklärt, wie die Vorbeugung aussieht.
Übersicht
Was genau ist Typ-2-Diabetes?
Bei Typ-2-Diabetes handelt es sich um die bekannteste und weltweit am weitesten verbreitete chronische Stoffwechselerkrankung. Es gibt unterschiedliche Formen, aber etwa 95 Prozent aller Diabetiker haben einen Diabetes vom Typ 2.
Um die Krankheit zu verstehen, ist es wichtig, zunächst den Zuckerstoffwechsel zu betrachten, denn die Hauptrolle bei Typ-2-Diabetes spielt der Blutzucker (Glukose). Er stammt aus mehreren Quellen: Zum einen konsumieren wir ihn über die Nahrung, zum anderen bilden wir ihn in unserem Körper selbst. Letzteres nennt sich Gluconeogenese (Zuckerneubildung) und erfolgt in der Leber (zu etwa 80 Prozent) und in den Nieren (ca. 20 Prozent).
Während der Verdauung nimmt der Blutkreislauf die Glukose auf, damit sie in die Zellen gelangt. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf und schüttet das Hormon Insulin in den Blutkreislauf aus. Insulin ist sehr wichtig für uns, denn in Verbindung mit Glukose wirkt es wie ein Schlüssel. Es öffnet mikroskopisch kleine Zugänge, durch die die Glukose in die Zellen gelangen kann. So trägt das Hormon dazu bei, die Zellen mit Energie zu versorgen. Gleichzeitig senkt es die Glukosemenge im Blutkreislauf, damit diese nicht so hoch ansteigt.
Bei Menschen, die unter Typ-2-Diabetes und Vorformen leiden, ist es den Körperzellen aber nicht mehr ohne Weiteres möglich, auf das Insulin zu reagieren. Zunächst hakt der Schlüssel nur, passt dann aber irgendwann überhaupt nicht mehr. Zu Beginn der Krankheit produziert die Bauchspeicheldrüse besonders viel Insulin, um doch noch Zucker in die Zellen zu schleusen. Doch nach und nach werden die Zellen immer unsensibler dem Hormon gegenüber und entwickeln eine Insulinresistenz. Dieser Zustand kann über Jahre andauern, ohne dass sich Diabetes Typ 2 in Form von ständig überhöhten Blutzuckerwerten manifestiert. Mögliche Indikatoren für eine Insulinresistenz bei gleichzeitigen normalem Blutzucker können u. a. hohe Triglycerid- und niedrige HDL-Cholesterinwerte sein.
Irgendwann jedoch reduzieren die Insulin-produzierenden Betazellen die Produktion des Hormons. Die Kombination aus weniger Insulin und gleichzeitiger Insulinresistenz der Körperzellen führt dazu, dass sich die Glukose im Blutkreislauf sammelt, was sich in überhöhten Blutzuckerwerten zeigt, und ein Teil über den Urin ausgeschieden wird. Der medizinische Begriff für diesen Zustand lautet Diabetes mellitus, was aus dem Lateinischen übersetzt so viel „honigsüßer Durchfluss“ bedeutet. Schon in der Antike sprachen Gelehrte davon, weil der Urin von Erkrankten ungewöhnlich süß schmeckte.
Ursachen bzw. Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2
Hartnäckig hält sich der Mythos, dass es zu der Krankheit kommt, weil man sich zu zuckerreich ernährt. Zwar kann es einen Zusammenhang geben, die Kausalität ist jedoch nicht immer gegeben. Denn nach wie vor ist nicht vollständig geklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Fest steht aber, unser Lebensstil spielt eine entscheidende Rolle. Hier ein Überblick der Risikofaktoren bzw. möglichen Ursachen, die zur Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 beitragen können.
Übergewicht
Aufgrund einer falschen Ernährung ist der größte Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2 Übergewicht.3 Mehr als 80 Prozent aller Typ-2-Diabetiker tragen zu viele Pfunde mit sich herum. Je mehr Fettgewebe vorhanden ist, desto resistenter zeigen sich Muskel- und Gewebezellen gegenüber Insulin. Das gilt insbesondere für das Bauchfett, auch viszerales Fett genannt. Das viszerale Fett ist besonders stoffwechselaktiv und setzt Botenstoffe frei, die sich ungünstig auf die Freisetzung von Insulin auswirken. Experten unterscheiden bei Übergewichtigen deshalb auch den Apfeltyp und den Birnentyp. Der Apfeltyp hat ein sehr viel größeren Risiko, an Diabetes zu erkranken, da sich das Fett im Bauch anlagert und die inneren Organe bedrängt. Beim Birnentyp hingegen lagert sich das Fett mehr um die Hüften herum an.
Inaktivität
Der zweite große Risikofaktor für Typ-2-Diabetes ist Inaktivität. Je weniger man sich bewegt, desto größer ist das Risiko zu erkranken. Der Grund: Körperliche Aktivität verbraucht Zucker als Energie, macht die Zellen empfindlicher für Insulin und lässt den Blutkreislauf effektiver arbeiten. Ganz besonders wichtig ist eine ausreichend starke Muskulatur, denn der größte Teil der Glukose wird von den Muskeln aufgenommen und als Energie verbrannt. Laut der WHO-Bewegungsstudie von 2022 bewegen sich 44 Prozent der deutschen Frauen und 40 Prozent der Männer zu wenig.4 Noch schlimmer ist die Situation bei Kindern und Jugendlichen: 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen bewegen sich zu wenig. Damit ist Deutschland Schlusslicht in Europa. Die Wissenschaftler befürchten deshalb in den nächsten Jahre eine weitere dramatische Zunahme an Typ-2-Diabetikern.
Alter
Nach wie vor sind die meisten Diabeteskranken über 60 Jahre alt. Somit ist das Alter ein weiterer Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Betroffen auch hier sind vor allem jene, die sich zu wenig bewegen und über zu wenig Muskelmasse verfügen. Allerdings beobachten Wissenschaftler seit einigen Jahren mit Sorge eine massive Zunahme an jungen Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkranken. Sogar Jugendliche und Kinder erhalten mittlerweile die Diagnose, die früher als Altersdiabetes bezeichnet wurde.
Gene
Obwohl es sich um eine erworbene Krankheit handelt, gibt es bei den Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 auch eine genetische Komponente.5 Wie genau die Gene die Krankheit beeinflussen, ist noch nicht hinreichend erforscht, aber das Risiko zu erkranken, steigt, wenn direkte Familienangehörige unter Typ-2-Diabetes leiden. Wenn Mutter oder Vater erkrankt sind, erhöht sich das Risiko um 5 bis 20 Prozent; wenn beide Elternteile oder Geschwister erkrankt sind, um 25 bis 50 Prozent. Bei Zwillingen liegt das Risiko sogar bei 60 bis 75 Prozent.
Die möglichen Folgen von Diabetes mellitus Typ 2
Das Tückische an der Krankheit ist, dass sie jahrelang im Körper wüten kann, ohne dass es zu eindeutigen Symptomen kommt. Ein hoher Blutzuckerspiegel, der Fachbegriff lautet Hyperglykämie, sowie ein hoher Insulinspiegel schädigen den Körper im Stillen. Unbehandelt leiden vor allem die Blutgefäße, die Nerven und Organe. Ein paar Beispiele: Ein hoher Glukose- und Blutzuckerspiegel verändert die Funktionsweise der Blutgefäße in den Muskeln. Das führt bereits in einem frühen Stadium zu einer Abnahme der Muskelmasse. Das ist fatal, denn das Muskelgewebe ist als Glukosespeicher ein wichtiger Faktor zum Senken des Blutzuckerspiegels.
Auch der Herzmuskel ist betroffen. Ein chronisch hoher Blutzucker verkalkt und schädigt die Gefäße, Fachbegriff Arteriosklerose. Das führt zu einer Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens sowie zu einer verstärkten Blutgerinnung in den geschädigten Gefäßen. Außerdem können sich die Blutgefäße im ganzen Körper entzünden. Das Blut verdickt sich und erhöht so das Risiko von Blutgerinnseln. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen mit Diabetes erhöhte Werte des LDL-Cholesterins haben, das manchmal auch als „böses“ Cholesterin bezeichnet wird. Die entzündeten Blutgefäße lagern das Cholesterin ab und es bilden sich Plaque. Das verengt die Arterien und macht sie härter. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet Atherosklerose. Dadurch steigt die Herzinfarkt- und Schlaganfallgefahr dramatisch an.
Eine weitere häufige Komplikation sind Nervenschäden, diabetische Neuropathie genannt. Es beginnt meist in den Füßen als diabetisches Fußsyndrom, kann sich dann aber nach oben hin ausweiten. Bei dieser Erkrankung sind die Nerven kaum noch in der Lage, Reize weiterzuleiten. Druck, Hitze und Schmerz – all das spüren die Betroffenen nur noch minimal oder gar nicht mehr. Nicht selten kaufen sich Betroffene Schuhe zwei Nummern zu klein, um überhaupt irgendetwas zu spüren. Mediziner unterscheiden dabei drei Krankheitsbilder:
- Polyneuropathie (PNP): Hier sind ausschließlich die Nerven betroffen
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK): Hier sind die Beinarterien verengt
- Beide Krankheitsbilder liegen gleichzeitig vor
Weitere Auswirkungen eines dauerhaft zu hohen Blutzuckerspiegels
- Augen: gestörtes Farbsehen, Leseschwierigkeiten und verschwommene Sicht. Im fortgeschrittenen Stadium droht gar eine diabetische Netzhauterkrankung (diabetische Retinopathie). Sie kann im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.
- Gehirn: Betroffen sind hier die feinen Blutgefäße und die Nervenbahnen. Kommt es dort zu Verengungen, kann es zu einer sogenannten transitorischen ischämischen Attacke (TIA) kommen. Das ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung. Der Volksmund spricht auch von Mini-Schlaganfall. Die Symptome – plötzlicher Sprachverlust, Doppeltsehen sowie Gefühlsstörungen in Armen und Beinen – verschwinden in den meisten Fällen nach ein paar Stunden wieder. Sollten sie aber über 24 Stunden hinweg anhalten, spricht man von einem Schlaganfall. In schlimmeren Fällen kann es aber auch gleich zu einem Schlaganfall kommen.
- Nieren: Sie müssen aushelfen, wenn im Körper zu viel Zucker unterwegs ist. Doch irgendwann sind kleine Organe damit überfordert. Sie können das Blut nicht mehr ausreichend filtern. Die Nierenschädigungen reichen dann von leichten Funktionseinschränkungen bis hin zum völligen Versagen.
- Sexleben: Auch hier haben Diabetes vom Typ 2 und seine Vorstufen erhebliche Auswirkungen. Männer haben dreimal häufiger eine erektile Dysfunktion. Bei Frauen kann der Sexualtrieb nachlassen. Auch die Lubrikation (Herstellung der körpereigenen Gleitflüssigkeit) lässt nach, was Schmerzen beim Sex nach sich zieht. Eine verringerte Durchblutung oder Nervenprobleme erschweren es zudem, einen Orgasmus zu bekommen.
Aktuelle Artikel
Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ 2
Diabetes beginnt schleichend und kann schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Deshalb hat der Lebensstil eine besondere Bedeutung. Glücklicherweise kann man in puncto Vorbeugung von Diabetes Typ 2 einiges tun. Möglich ist das vor allem mithilfe einer ausgewogenen Ernährung und reichlich Bewegung.
Die richtige Ernährung
Die Statistik beweist es: Die Deutschen essen zu wenig Gemüse, Obst, Nüsse, Pilze und Eiweiß und leider deutlich zu viel Kohlenhydrate aus Weißmehlprodukten und Zucker sowie schlechte Fette. Dies führt häufig auch zu Übergewicht, das zu den Haupt-Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 zählt. Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Kohlenhydratstoffwechselstörung und eine insgesamt ungesunde bzw. unausgewogene Ernährung bestehend aus stark verarbeiteten Lebensmitteln überfordert das System. Für alle Diabetiker und jene, die an der effektiven Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ 2 arbeiten möchten, gelten dabei die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für Gesunde. Die Ernährung sollte ausgewogen sein. Hier die wichtigsten Tipps im Überblick:
- Vollkorn und Vollkornprodukte statt raffinierter Kohlenhydrate: Mehrere Studien zeigen, dass Vollkorn(produkte) offenbar das Risiko für Diabetes Typ 2 reduzieren, während raffinierte Kohlenhydrate aus etwa Weißmehl, Zucker und weißem Reis das Risiko erhöhen. Dafür gibt es mehrere Erklärungen: Vollkornprodukte haben einen niedrigeren glykämischen Index und beinhalten zudem oft noch wertvolle Nährstoffe wie Mineralien, Vitamine und Spurenelemente.6,7
- Vermeidung von zuckerhaltigen Getränken: Das Problem an Limonaden, Cola, Energydrinks und selbst Fruchtsäften ist, dass sie – sofern es sich nicht um die Light-Varianten handelt – große Mengen Zucker bzw. Fruktose enthalten können und somit einen negativen Effekt auf das Diabetes-Risiko haben.8,9 Sehr viel besser sind Mineralwasser oder Kräutertee. Obstsäfte können in Maßen erlaubt sein, idealerweise jedoch mit Wasser verdünnt.
- Gemüse sollte am besten mehrmals täglich auf dem Speiseplan stehen: Tatsächlich deuten Untersuchungen darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen einem höheren Gemüse-Konsum und einem niedrigeren Diabetes-Risiko gibt.10 Zudem tragen die Nährstoffe sowie Ballaststoffe bekanntermaßen dazu bei, eine Mangelernährung zu vermeiden. Auch frische Salate sind unbedingt empfehlenswert.
- Obst konsumieren, aber in Maßen: Wie auch Gemüse enthält Obst wichtige Inhaltsstoffe, die zur Gesundheit beitragen. Zudem scheinen sie in Kombination mit Gemüse das Diabetes-Risiko zu reduzieren.11 Da in Obst je nach Sorte von Natur aus mehr oder weniger Zucker steckt, sollte man den Konsum jedoch in Maßen halten. Zu den besten Obstsorten gehören Grapefruits, säuerliche Äpfel, Himbeeren und Heidelbeeren.
- Den Konsum von rotem Fleisch reduzieren: Gegen etwas unverarbeitetes Fleisch ist nichts einzuwenden. Allerdings scheint rotes Fleisch das Risiko für Diabetes Typ 2 zu erhöhen; das gilt insbesondere, wenn es verarbeitet ist, etwa zu Salami, Schinken und Wurst.12
- Gesunde Fette konsumieren, Transfette meiden: Wer gesättigte Fettsäuren und Transfette durch mehrfach oder einfach ungesättigte Fettsäuren ersetzt, trägt aktiv zur Vorbeugung von Diabetes Typ 2 bei.13 Wenigstens einmal wöchentlich sollte man sich auch Fisch gönnen. Ideal sind aufgrund des hohen Anteils von Omega-3-Fettsäuren, die das Risiko für Herzkreislauferkrankungen zu reduzieren scheinen, Meeresfische wie Lachs, Sardinen, Hering und Makrele.
- Auf ausreichend Eiweiß achten: 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht sollten es sein. Wer regelmäßig und ausreichend intensiv Krafttraining macht, kann und sollte sogar noch mehr Eiweiß zu sich nehmen.
- Stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden: Einen großen Bogen gilt es, um Fast Food und Snacks zu machen. Sie enthalten meist sehr viele Kalorien, zuhauf Zucker sowie etliche weitere ungesunde Inhaltsstoffe.
Was den Konsum von Milchprodukten angeht, so gibt es bislang keine eindeutige Studienlage. Eine systematische Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass fettarme Milchprodukte, besonders bei Joghurt, mit einem niedrigeren Risiko für Diabetes Typ 2 assoziiert waren.14
Ein Plus an Bewegung
Eine weitere wichtige und entscheidende Strategie zur Vorbeugung und auch Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 ist regelmäßige sportliche Bewegung. Ideal ist eine Kombination aus Ausdauersport und Krafttraining. Wer wenigstens 150 Minuten wöchentlich Ausdauersport und zusätzlich 60 Minuten Krafttraining macht, kann sein Erkrankungsrisiko um 67 Prozent senken. So das Ergebnis zweier Langzeitstudien.15
Noch ist nicht hinreichend geklärt, warum gerade Krafttraining in puncto Vorbeugung und Behandlung von Typ-2-Diabetes einen derart signifikanten Effekt hat. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die Zunahme an Muskelmasse und Muskelkraft positive Auswirkungen auf die körpereigenen Regulationsmechanismen hat.16 Der Organismus reagiert sensibler auf das Insulin, weil die Muskeln viel Glukose verbrauchen. Hinzu kommt: Ein Plus an Muskeln erhöht den Bedarf an Zucker und das sogar in den Ruhephasen. Außerdem hilft sowohl Ausdauersport als auch Krafttraining beim Gewichtsmanagement.
Für Anfänger lohnt es sich, zunächst unter professioneller Anleitung zu trainieren. Tipp: Viele Krankenkassen bieten entsprechende Kurse an oder übernehmen die Kosten für das Fitnessstudio ganz oder teilweise. Die meisten Menschen neigen dazu, es mit dem Sport zu übertreiben und verlieren dann schnell die Lust. Wer stark übergewichtig ist, sollte sich einen Ausdauersport suchen, der die Gelenke nicht so stark belastet. Ideal ist Aqua-Fitness, aber auch Radfahren und Nordic Walking. Beim Krafttraining kann es zunächst ausreichen, mit dem eigenen Körpergewicht oder leichten Widerständen (Wasserflaschen, Hanteln, Fitnessbänder) zu arbeiten.
Lifestyle-Faktoren
Neben Ernährung und Bewegung spielen weitere Lebensstilfaktoren eine besondere Rolle in der Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ 2.
- Mit dem Rauchen aufhören: Neben stecken weitere 4000 giftige Inhaltsstoffe in einer Zigarette. Die schädlichen Substanzen haben negative Auswirkungen auf das Gewebe und die Bauchspeicheldrüse. Als Folge kommt es zu einer verminderten Insulinaktivität. Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Diabetesrisiko senken.
- Ausreichend Schlaf: Wie lange man schlafen sollte, ist individuell unterschiedlich. Mindestens sechs, besser: sieben, bis acht oder neun Stunden sind ideal. Der wichtigste Indikator: Wer sich tagsüber fit und ausgeruht fühlt, hat gut geschlafen. Schlafmangel und gestörter Schlaf wirken sich negativ auf den Blutzucker, die Insulinwirkung und die Insulinausschüttung aus. Vor allem Übergewichtige leiden zudem unter dem Schlaf-Apnoe-Syndrom. Das sind gefährliche Atemaussetzer in der Nacht. Diese sind eng mit einer Diabeteserkrankung assoziiert.
- Bluthochdruck vorbeugen oder vermeiden: In Kombination mit hohen Blutzuckerwerten und zu viel LDL-Cholesterin kann Bluthochdruck eine Schädigung der kleinen Blutgefäße bewirken. Das hat die bekannten negativen Auswirkungen aus Augen, Nieren, Herz, Nerven und Gehirn. Als optimal gelten Werte zwischen 120/80 mmHg und 140/80 mmHg. Hinweis: Beim Arzt ist der Blutdruck für gewöhnlich etwas höher als bei der Messung zu Hause. Das liegt am sogenannten Weißkittelsyndrom, also einer erhöhten Nervosität. Untersuchungen zeigen, dass vor allem Frauen und ältere Menschen davon betroffen sind.
- Stress reduzieren: Ein immer noch unterschätzter Risikofaktor für die Entstehung und Faktor bei der Vorbeugung von Typ-2-Diabetes ist Stress. Stress. In Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt Hormone wie Cortisol und Adrenalin (Epinephrin) aus, die den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Helfen können kurze Auszeiten und leicht zu erlernende Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen und Atemtechniken. Auch regelmäßiger moderater Sport hilft dabei, Stress abzubauen.
Quellen
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- 2. Deutsche Diabetes Hilfe, „Diabetes in Zahlen“ (aufgerufen am 25.11.2022)
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