Ein Schlaganfall geht oftmals mit Sprach- und Sprechstörungen einher. Eine Logopädin erklärt, wie man sie erkennt und was man tun kann.
Jährlich erleiden ungefähr 270.000 Erwachsene in Deutschland einen Schlaganfall. Laut der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft sind die Folgen des Hirninfarkts häufig gravierend. Zu den Beschwerden zählen beispielsweise Lähmungserscheinungen und Sprach- und Sprechstörungen. Sie können ein Warnzeichen für einen eingetretenen Schlaganfall sein. Häufig haben Betroffene jedoch auch noch danach mit ihnen zu kämpfen. Was in beiden Fällen zu tun ist und wie Patienten wieder sprechen lernen, erklärt Logopädin und Stimm- und Sprechtrainerin Michaela Beyer aus Neu-Ulm.
Schlaganfall: Sprechstörungen können erstes Anzeichen sein – Was laut Logopädin hilft
Bei einem Schlaganfall verstopft ein Blutgerinnsel ein Gefäß im Gehirn oder es kommt zu einer Hirnblutung. Beide Ursachen führen dazu, dass ein Bereich des Gehirns nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt werden kann. Infolgedessen treten Symptome wie plötzliche Lähmungen, Sehprobleme oder Sprach- und Sprechstörungen auf. „Bei einem Schlaganfall kann es zu Sprechstörungen in Form von undeutlichem, verwaschenem Sprechen kommen. Manchmal tritt es in Kombination mit einem hängenden Mundwinkel und Speichelfluss auf – bedingt durch eine Gesichtsnervlähmung, einer sogenannten Fazialisparese“, so die Stimmexpertin gegenüber 24vita.de von IPPEN.MEDIA.
Gleichzeitig kann es auch zu sprachlichen Ausfällen wie etwa Wortfindungsstörungen und weiteren Störungen im Sprachverständnis kommen. „Der Betroffene versteht dann vielleicht nicht mehr so gut. Das merkt man daran, dass er beispielsweise nicht adäquat reagiert, wenn er angesprochen wird“, meint Beyer. Ein Schlaganfall kann außerdem weitreichendere Auswirkungen haben und schließlich bis hin zu einer kompletten Sprachlosigkeit führen, bei der Patienten gar nicht mehr sprechen können. „Bei genauer Diagnostik zeigt sich dann auch oft, dass Lesen und Schreiben mitbetroffen sind.“
Schlaganfall: Was zu tun ist, wenn plötzliche Sprachstörungen auftreten
Je schneller ein Schlaganfall erkannt, behandelt und die Sauerstoffversorgung wiederhergestellt werden kann, desto höher stehen die Chancen, dass der Schaden im Gehirn möglichst klein bleibt. Deshalb rät die Expertin, bei plötzlich auftretenden Sprechproblemen sofort den Arzt aufzusuchen. „Vor allem auch dann, wenn weitere Symptome wie eine Halbseitenlähmung oder eine Gesichtsnervlähmung, die sich durch einen herabhängenden Mundwinkel zeigen kann, auftreten.“ Durch eine rechtzeitige Behandlung, zum Beispiel in einer neurologischen Klinik oder auf einer Schlaganfallstation, könne verhindert werden, dass sich die Schädiigung im Gehirn vergrößert. Denn eine Auflösung des Blutgerinnsels, auch Thrombus genannt, mithilfe von Medikamenten verhindere ein weiteres Absterben des Gehirngewebes. Dadurch können Folgeschädigungen verhindert werden.
Schlaganfall: Sprachtraining kann helfen, um wieder sprechen zu lernen
Mithilfe einer logopädischen Therapie kann das Sprechen nach einem Schlaganfall jedoch wieder trainiert werden. Dazu werden mit Patienten verschiedene Übungen durchgeführt. Je nach Symptom wendet die Logopädin unterschiedliche Techniken an. „Bei undeutlichem, verwaschenem Sprechen trainiert man die Zungen- und Lippenmuskulatur, sowie die Atmung und die Stimme. Artikulationsübungen verbessern außerdem die Deutlichkeit der Aussprache.“
Leiden Patienten unter sprachlichen Ausfällen, können Lückensätze und sogenannte „Self Cueing Strategien“ – das sind alternative Kommunikationsstrategien (Zeichnen, Gestik, Umschreibung des gesuchten Wortes) helfen, um die Wortfindung wieder zu üben. Um das Sprachverständnis zu trainieren, wird dem Betroffenen eine Auswahl an Bildern vorgelegt. Anschließend liest der Therapeut einen Satz vor, den der Patient dem richtigen Bild zuordnen muss. „Parallel wird versucht, alle noch vorhandenen Fähigkeiten als Unterstützung mitzubenutzen und zu trainieren“, erklärt Beyer. Zum Beispiel soll der Patient einen geschriebenen Satz dem Bild zuordnen, um auch das sogenannte Lesesinnverständnis wieder zu üben.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.
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