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Thursday, April 20, 2023

»Top Ten« der Schizophrenie-Forscher - Gießener Anzeiger

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Von: Frank-Oliver Docter

Die weltweit führenden Vertreter dieses Fachgebiets treffen sich jetzt drei Tage lang beim Symposium der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Gießener Uniklinikums.

Gießen . »Die ›Top Ten‹ der weltweiten Schizophrenie-Forscher« hat sich für das »Giessen International Schizophrenia Symposium« (GISS) angesagt, das ab heute drei Tage lang von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Gießener Uniklinikums (UKGM) ausgerichtet wird. Klinikdirektor Prof. Christoph Mulert war schon ein wenig Stolz anzumerken, als er am Mittwoch auf das illustre, fast 100 Experten zählende Teilnehmerfeld zu sprechen kam, das sich auf Schloss Rauischholzhausen im Ebsdorfergrund trifft.

Darunter befinde sich mit Prof. Thomas Südhof »der bislang letzte deutsche Nobelpreisträger für Medizin«. Auch die Anwesenheit von Sir Robin Murray, der 2011 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, zeigt eindrücklich, welche Meriten man sich mit der Forschung auf dem Feld der Schizophrenie verdienen kann.

Wahnvorstellungen

Einer psychischen Erkrankung, die zur Gruppe der Psychosen gehört und vor allem für die oftmals damit verbundenen Wahnvorstellungen bekannt ist. Darunter leidende Menschen klagen unter anderem über das Hören nicht vorhandener Stimmen oder das Gefühl, verfolgt und ausspioniert zu werden. Glücklicherweise kommt Schizophrenie lange nicht so häufig vor wie etwa eine Depression.

Während letztere laut Mulert bei sieben Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben auftritt, ist es bei Schizophrenie nur ein Prozent. »Typischerweise sind Männer um das 20. und Frauen um das 25. Lebensjahr betroffen.« In dieser Zeit, in die auch der Abschluss der Gehirnentwicklung falle, sei es »sehr viel wahrscheinlicher«, daran zu erkranken. Männer weisen in Sachen Heilung »eine schlechtere Quote« auf, wohingegen Frauen mit den Östrogenen über »einen guten Schutz« verfügen.

Kritisch äußerte sich Christoph Mulert in diesem Zusammenhang zur von der Politik geplanten Freigabe von Cannabis, dessen Kauf und Besitz ab einem Alter von 18 Jahren künftig grundsätzlich straffrei sein soll. Also in einem Lebensabschnitt, in dem die Entwicklung des Gehirns noch andauert. Untersuchungen in Amsterdam und London, wo Teile der Bevölkerung durchschnittlich mehr Cannabis konsumieren, zeigten bei jüngeren Menschen »ein verfünffachtes Risiko«, hierdurch eine Krankheit aus dem schizoiden Formenkreis zu bekommen, warnte der Professor. Wer 25 oder älter ist, sei deutlich weniger durch Cannabis gefährdet. Wenngleich das Erkrankungsrisiko durch »das Aufwachsen in einem städtischen Umfeld« generell erhöht ist.

Zur Behandlung einer Schizophrenie setzt man heute auf drei Komponenten, »einen Mix aus Medikamenten, Psychotherapie und sozialer Therapie«, zählte der Klinikdirektor auf. Während in früheren Zeiten Betroffene oft »weggesperrt wurden, weil man sich nicht anders zu helfen wusste«, steht heute die zweite Generation von Antipsychotika zur Verfügung, die weniger Nebenwirkungen aufweisen. Die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten haben über die Jahre zugenommen, so dass Psychiatrien heute weniger Betten für stationäre Aufnahmen vorhalten müssen.

Auch begleitende Psychotherapien haben sich in Studien »als wirksam gezeigt«, so Mulert weiter. Wobei es von Anfang an das Ziel sein sollte, »den Patienten mit ins Boot zu holen und mit offenen Karten zu spielen«, empfahl er. Bei den sozialen Faktoren gehe es darum, in der Lebensführung und bei den Kontakten mit anderen »eine richtige Balance« zu erreichen und »Hochstresssituationen zu vermeiden«. Ebenfalls wichtig sei »ausreichender Schlaf«.

Bei den Symptomen gibt es Ähnlichkeiten zwischen Schizophrenie und Depression, wie etwa Antriebslosigkeit, Interessenverlust und sozialer Rückzug. »So oder so sollte man sich Unterstützung suchen«, riet der Psychiater. Für die Zukunft verspricht er sich weitere Durchbrüche in der Therapie, denn bei der Untersuchung von schizoiden Menschen im Magnetresonanztomographen (MRT) lässt sich inzwischen genau nachverfolgen, welche Hirnregionen jeweils aktiviert sind.

Preisverleihung

Der wohl wichtigste Tagesordnungspunkt des gesamten Symposiums steht bereits heute Nachmittag auf dem Programm. Dann kommt es zur Verleihung des international renommierten Robert-Sommers-Preises, der von der Klinik alle zwei Jahre für Errungenschaften in der Schizophrenie-Forschung vergeben wird. Wegen der Corona-Pandemie musste man darauf jedoch mehr als fünf Jahre warten, denn solange konnte die Tagung nicht stattfinden. Robert Sommer (1864 bis 1937) war der allererste Direktor der 1895 in Gießen gegründeten Psychiatrischen Klinik. Auf ihn geht der Begriff der »Psychohygiene« zurück.

Verliehen wird der Preis diesmal an Prof. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim. Dieser sei früher an der Gießener Klinik tätig gewesen, erzählte der Direktor. Meyer-Lindenberg erhält die Auszeichnung für seine Forschungen zu bildgebenden Verfahren und den Grundlagen der Genetik. Denn 70 bis 80 Prozent der Schizophrenie-Fälle seien erblich bedingt, verdeutlichte Mulert.

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