In der Akutphase einer Psychose benötigen Betroffene Unterstützung, um wieder zur Realität zurückzukehren. Angehörige sollten ihnen jedoch auch im Alltag hilfreich zur Seite stehen.
Während einer Psychose verlieren Betroffene den Bezug zur Realität: Sie nehmen nicht existierende Reize wahr und experimentieren schwerwiegende Denkstörungen. Diese Situation ist beängstigend, deshalb sollten Angehörige wissen, wie sie reagieren und der betroffenen Person helfen können.
Menschen mit einer psychotischen Störung sind verletzlicher und sensibler als als gesunde Menschen.
Akutphase einer Psychose
Die klinische Psychologie definiert die Psychose als Symptom einer psychischen Krankheit, bei der es unter anderem zu Halluzinationen, Denkstörungen und Wahnvorstellungen kommt. In der Akutphase verlieren Betroffene den Kontakt zur Realität. Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) weist darauf hin, dass primäre Psychosen (körperlich nicht begründbar) unter anderem bei Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen auftreten. Die Anzeichen kündigen sind in der Regel bereits Monate oder Jahre vor dem akuten Schub an.
Sekundäre Psychosen (eine körperliche Ursache ist feststellbar) entstehen infolge einer organischen Erkrankung (Hirntumor, Epilepsie…), durch bestimmte Medikamente (u. a. Kortikosteroide) oder aufgrund von Psychostimulanzien wie Alkohol oder Drogen. Organische Psychosen treten plötzlich auf, sind jedoch in der Regel reversibel.
Die Psychosen treten in Schüben auf. Es kann sich um ein einmaliges, isoliertes Ereignis oder um ein wiederkehrendes Problem handeln.
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Der richtige Umgang mit einer Psychose: Tipps für Angehörige
Die Auswirkungen einer Psychose verursachen großes Leid und Unbehagen. Deshalb ist es für Angehörige wichtig zu wissen, wie sie Betroffenen helfen können, und zwar nicht nur in der Akutphase. Wir skizzieren einige Schritte, die Angehörige beachten sollten.
Frühwarnsignale einer Psychose
Bereits vor der Akutphase sind in der Regel ungewöhnliche Anzeichen und Verhaltensweisen zu beobachten, die darauf hinweisen können, dass professionelle Hilfe nötig ist. Apathie, Isolation, Stimmungsschwankungen, innere Anspannung und Nervosität sowie veränderte Schlaf- oder Essgewohnheiten sind charakteristische Frühwarnsignale.
Besonders auffallend sind auditive oder visuelle Wahrnehmungen, die von der Norm abweichen, seltsame Überzeugungen oder Ideen (z. B. der Gedanke, dass alle gegen die betroffene Person sind) oder das Gefühl, der Realität zu entweichen.
Einfühlungsvermögen und Verfügbarkeit
Um Betroffenen in der akuten Phase zu helfen, musst du verstehen, dass diese komplexe Situation sehr belastend ist und großen Stress auslöst. Verwirrung, Desorientierung und unberechenbares Verhalten sind charakteristisch, da der Kontakt zur Realität verloren geht. Für die Person fühlen sich diese Erlebnisse real an. Sie kann deshalb defensiv werden oder sich zurückziehen.
Deshalb ist es am besten, die Person mit kurzen, einfachen Sätzen und großer Ruhe in eine sichere Umgebung zu bringen, in der möglichst wenige Reize vorhanden sein sollten. Eine vertraute Umgebung gibt der Person Sicherheit und Stabilität. Zeige Einfühlungsvermögen und versuche, gelassen zu bleiben. Akzeptiere, wenn sich die Person zurückziehen möchte, signalisiere ihr jedoch, dass du für sie da bist.
Kontakt zur Realität erleichtern
Während der Akutphase kannst du der Person helfen, den Kontakt zur Realität wieder herzustellen. Erdungsübungen, wie sie unter anderem die gemeinnützige Organisation Mental Health America empfiehlt, sind in diesem Fall hilfreich. Die Konzentration auf die fünf Sinne helfen, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Du kannst der betroffenen Person unter anderem ein warmes Getränk oder eine Speise anbieten, ihre Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand lenken, ihr einen Duftstift mit ätherischen Ölen zum Riechen geben oder sie auf ihre Körperhaltung ansprechen.
Praktische Hilfe
Im Alltag kannst du der Person deine Hilfe anbieten, indem du sie beispielsweise bei bestimmten Terminen oder Aktivitäten begleitest, sie an die Einnahme von Medikamenten erinnerst oder sie bei Entscheidungen unterstützt. Sie muss wissen, dass sie nicht allein ist und Unterstützung erhält. In diesem Sinne können auch Freizeitgruppen und Freunde wichtige Aufgaben übernehmen.
Rege die betroffene Person zu regelmäßiger körperlicher Aktivität an. Am besten begleitest du sie dabei, um ihr Sicherheit zu geben und die Konstanz zu gewährleisten.
Selbsthilfegruppen leisten ebenfalls wichtige Unterstützung.
Professionelle Unterstützung
Der Umgang mit einer Psychose ist komplex, deshalb ist psychologische Unterstützung enorm wichtig. In der Akutphase kannst du nach Bedarf den Notdienst rufen. Mittel- und langfristig ist jedoch eine klinische Intervention ratsam, um Rückfälle zu verhindern und die zugrundeliegende Krankheit zu behandeln.
Wenn die betroffene Person eine Psychotherapie oder einen Arztbesuch verweigert, solltest du versuchen, sie zu motivieren und auf die Wichtigkeit ärztlicher Hilfe hinzuweisen. Ein Termin in einem Krisenzentrum oder in einer psychotherapeutischen Praxis ist ein entscheidender Schritt, um Betroffenen zu helfen.
Selbstfürsorge
Vergiss nicht, dass du dich auch um dich selbst kümmern musst, denn diese Situation kann sehr belastend sein. Nach Bedarf kannst du selbst psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen, um besser damit umgehen zu können.
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Der richtige Umgang mit einer Psychose: Ruhe, Gelassenheit und Psychoedukation
Für Angehörige ist es wichtig, gut über die Auswirkungen einer Psychose informiert zu sein, damit sie die betroffene Person mit Einfühlungsvermögen und Fachwissen begleiten können. Das Verständnis ist eine Grundvoraussetzung für den richtigen Umgang mit einer Psychose. Angehörige müssen versuchen, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, um eine sichere und stabile Atmosphäre zu schaffen.
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