Das Cytomegalovirus (CMV) zeigt bei den meisten Kindern und Erwachsenen nur leichte oder gar keine Symptome. Doch wird CMV zu einem ernsthaften Problem, wenn es während der Schwangerschaft von der Mutter auf den Fötus übertragen wird. Angeboren ist es die häufigste infektiöse Ursache von Geburtsfehlern.
Virus: Infektion trotz negativer Tests möglich
Trotz der potenziellen Schwere der Erkrankung ist das pränatale CMV-Screening aufgrund der Einschränkungen der derzeitigen Tests kein Standard. Die Tests sind oft schwer zu interpretieren und können das Risiko einer fetalen Übertragung oder schwerer Symptome nicht genau vorhersagen.
Außerdem kann jede Person ein Kind mit cCMV bekommen, unabhängig davon, ob sie in der Schwangerschaft positiv oder negativ auf das Virus getestet wurde. Derzeit gibt es keine zugelassenen medizinischen Maßnahmen, um das Risiko einer fetalen Infektion mit dem Virus zu verringern.
Aktuelle Schätzungen besagen, dass 83 Prozent der Menschen weltweit das Virus oder seine Antikörper in sich tragen.
Medikament mit starken Nebenwirkungen
Valacyclovir, ein Medikament, das normalerweise zur Vorbeugung oder Behandlung von Genitalherpes während der Schwangerschaft eingesetzt wird, wird derzeit als mögliche Behandlung zur Verhinderung der fetalen CMV-Übertragung untersucht. Eine kürzlich durchgeführte klinische Studie legt nahe, dass Valacyclovir das Risiko einer CMV-Übertragung auf den Fötus verringern kann.
Diese Behandlung erfordert jedoch eine viel höhere Dosis, um gegen CMV wirksam zu sein, und kann bei schwangeren Personen erhebliche Nebenwirkungen verursachen, warnt Laura Gibson, Außerordentliche Professorin für Medizin und Pädiatrie an der UMass Chan Medical School. Die Wirksamkeit von Valacyclovir sei nur begrenzt erforscht und werde daher nicht standardmäßig eingesetzt, obwohl es in einigen Regionen weltweit für diesen Zweck verwendet wird.
Nutzen Screenings wirklich?
Wie Schwangere werden auch Neugeborene häufig auf verschiedene ernsthafte Erkrankungen untersucht. In den meisten Ländern ist das CMV-Screening für Neugeborene jedoch nicht vorgeschrieben, obwohl es genaue Testmethoden gibt und eine frühzeitige Diagnose von Vorteil ist.
Die Durchführung eines allgemeinen Screenings ist komplex und ressourcenintensiv, weshalb einige ihren Nutzen in Frage stellen, zumal die meisten Neugeborenen mit dem Virus bei der Geburt körperlich normal erscheinen und sich im Laufe der Zeit normal entwickeln.
Ohne ein umfassendes Screening werden Säuglinge, die bei der Geburt normal erscheinen, möglicherweise nicht vollständig untersucht. Außerdem können Kinder Anomalien haben, die bei der Geburt nicht sichtbar sind und die ohne ein CMV-Screening unentdeckt bleiben könnten.
Bewusstsein für CMV
„Bei Neugeborenen oder Personen mit angeborenem oder erworbenem Immundefekt sowie unter immunsuppressiver Therapie kann die Infektion Komplikationen hervorrufen und zahlreiche Organsysteme schädigen“, warnt auch das Robert Koch-Institut (RKI). „Hierzu zählen insbesondere die Lunge mit der Gefahr der Entstehung einer Pneumonie, die Leber, der Darm und das Auge, bei dem es zu einem Befall der Netzhaut (Retinitis) mit Erblindung kommen kann.“
Gibson ist sich daher sicher, dass man vor allem Bewusstsein schaffen müsse. Es sei wichtig, die Öffentlichkeit über das Virus zu informieren und so das Interesse an neuen Methoden zur Diagnostik und Behandlung zu erhöhen.
Quellen: „Estimation of the worldwide seroprevalence of cytomegalovirus: A systematic review and meta-analysis“ (Reviews in Medical Virology, 2019); „Valaciclovir to prevent vertical transmission of cytomegalovirus after maternal primary infection during pregnancy: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial“ (The Lancet, 2020); The Conversation; Robert Koch-Institut
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