Das Medikament kann laut Studien den „klinischen Verfall“ durch Alzheimer um 35 Prozent verlangsamen. Für den Erfolg soll eine frühe Diagnose entscheidend sein.
Frankfurt – Ein neues Alzheimer-Medikament des US-Pharmakonzerns Eli Lilly verlangsamt Studienergebnissen zufolge das Fortschreiten der Krankheit maßgeblich. Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen nach ersten Studienergebnissen angekündigt, rasch die weltweite Zulassung zu beantragen. Fachleute sprechen von einem großen Fortschritt, warnen allerdings auch vor den Nebenwirkungen.
In seiner Studie untersuchte der Pharmakonzern in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten den Behandlungsverlauf von mehr als 1700 Teilnehmenden. Dabei zeigten die Menschen, die das Medikament Donanemab bekommen hatten, rund 35 Prozent weniger kognitive Beeinträchtigungen als die, die lediglich ein Placebo erhalten hatten. Die Behandlung erfolgte in Form einer monatlichen Infusion von Donanemab in den Blutkreislauf über insgesamt 18 Monate.
Alzheimer-Medikament: Ablagerungen im Gehirn um 84 Prozent reduziert
Für den bestmöglichen Behandlungserfolg sei auch eine frühzeitige Alzheimer-Diagnose wichtig, so der Konzern, denn: je früher im Stadium der Erkrankung, desto besser die Ergebnisse der Behandlung. Erste Anzeichen können nach neuesten Erkenntnissen bereits bis zu neun Jahre vor der offiziellen Diagnose auftreten. Auf neurologischer Ebene gelten in der Forschung zwei Formen von Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn als charakteristisches Merkmal der Erkrankung.
An diesen setzen die Alzheimer-Medikamente der neueren Generationen an. Der Wirkstoff von Donanemab etwa geht gegen die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Hirn der Betroffenen vor. Die Behandlung reduzierte laut der Studie den Plaque nach 18 Monaten im Durchschnitt um 84 Prozent, verglichen mit einem Rückgang von 1 Prozent bei denen, die ein Placebo erhielten. Frühzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung im Unterschied zu einer normalen altersbedingten Veränderung sind laut der Initiative Alzheimerforschung beispielsweise:
- Wichtige Termine werden vergessen, Herd nicht ausgestellt. Alltag nur mit Erinnerungsnotizen möglich.
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder vorausschauend zu planen und umzusetzen, etwa beim Kochen.
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten.
- Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme: Das Jahr oder bekannten Weg vergessen.
- Probleme in der Sprache, etwa den Faden verlieren, Gesprächen nicht mehr folgen können, Wortfindungsprobleme.
- Verlegen von Gegenständen an ungewöhnlichen Orten, etwa den Autoschlüssel in den Briefkasten legen.
Die mögliche Verlangsamung des kognitiven Verfalls um 35 Prozent bedeute in der Studie konkret, dass Menschen mit der Krankheit durch das Medikament weiterhin alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Haushaltsführung und die Verwaltung ihrer Finanzen erledigen können, so der Konzern. Ein solcher Durchbruch könnte das Leben vieler Menschen erleichtern. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit mindestens etwa 30 Millionen Menschen an Alzheimer. In Deutschland sind laut Deutscher Alzheimergesellschaft ungefähr zwei Drittel der rund 1,8 Millionen Demenzkranken von Alzheimer betroffen.
Hoffnung auf Alzheimer-Medikament: Ein „Anfang vom Ende der Krankheit“ in Sicht?
Das britische Forschungsinstitut Alzheimer‘s Research untersuchte in einer eigenen Studie ebenfalls das Potenzial des neuen Medikaments Donanemab. Die Ergebnisse stimmten das Institut sehr positiv in Bezug auf die Zukunft: Es sei möglich, dass „wir in eine neue Ära eintreten“, in der die Krankheit „behandelbar“ werden könnte.
Ähnlich äußerte sich die Wohltätigkeitsorganisation Alzheimer‘s Society zu den Behandlungserfolgen mit Donanemab. Dieses, sowie ähnliche neu entwickelte Medikamente gegen die Krankheit von anderen Herstellern, könnten demnach künftig dazu führen, dass die Krankheit mit Langzeiterkrankungen wie Asthma oder Diabetes vergleichbar werde, hieß es hier. Die Medikamente könnten somit „der Anfang vom Ende der Alzheimer-Krankheit sein“.
Neues Alzheimer-Medikament Donanemab: Drei „behandlungsbedingte“ Todesfälle
Der Pharmakonzern stellte in seiner Untersuchung allerdings auch fest, dass bei einer kleinen Anzahl von Personen einige schwerwiegende Nebenwirkungen auftraten, wie etwa eine Hirnschwellung. Zudem wurden drei Todesfälle in der Donanemab-Gruppe und ein Todesfall in der Placebo-Gruppe als „behandlungsbedingt“ eingestuft. Eine weitere Erforschung des Alzheimer-Medikaments, um die Behandlungsrisiken zu minimieren, sei daher notwendig.
Insgesamt sind die Ergebnisse jedoch ein Erfolg für die Alzheimer-Forschung. Doktor Richard Oakley, stellvertretender Forschungsdirektor der Alzheimer‘s Society, erklärte: „Dies ist wirklich ein Wendepunkt im Kampf gegen Alzheimer, und die Wissenschaft beweist, dass es möglich ist, die Krankheit zu verlangsamen“. Medikamente wie Donanemab seien „die ersten Schritte auf dem Weg in eine Zukunft, in der die Alzheimer-Krankheit als eine Langzeiterkrankung neben Diabetes oder Asthma angesehen werden könnte“ – die Betroffenen müssten mit ihr leben, könnten jedoch weiterhin ein erfülltes Leben führen. (na)
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.
„Wendepunkt“ im Kampf gegen Alzheimer: Neues Medikament verlangsamt die Krankheit massiv - Fuldaer Zeitung
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