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Thursday, August 10, 2023

Ansturm auf „Abnehm-Spritzen“ sorgt für Lieferengpässe – „Das ist nicht lustig“ - Merkur.de

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Lieferengpass: In den Apotheken ist die gestiegene Nachfrage nach dem Diabetes-Medikament Ozempic extrem spürbar. Das bestätigt auch Eva Löhle von der Alten Apotheke in Lenggries.

Wegen Stars gibt es aktuell einen Hype um die Medikamente Ozempic und Wegovy. Zum Leidwesen von Diabetes-Kranken, die auf die Spritzen angewiesen sind.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Spätestens seit der Gewichtsabnahme von Prominenten wie Elon Musk haben viele von Ozempic oder Wegovy gehört. Der Wirkstoff Semaglutid in den beiden Medikamenten, mit dem Stars in den USA Abnehmerfolge feiern, ist allerdings ein Mittel zur Behandlung von Diabetes. Immer mehr Menschen – auch im Landkreis – versuchen nun, an die Spritzen zu kommen, um gegen lästige Kilos anzukämpfen. Zum Leidwesen der Diabetes-Patienten, die das Präparat wirklich brauchen. Es herrscht ein Lieferengpass.

Wegen Lieferengpässen: „Abnehm-Spritze“ Ozempic gibt es aktuell nur noch mit Rezept

„Ich habe Ozempic das erste Mal im Februar 2021 in meiner Apotheke in Lenggries gehabt. Damals war das Medikament recht neu in Deutschland zugelassen, und die Nachfrage war recht zögerlich“, sagt die Lenggrieser Apothekerin Eva Löhle. „Diejenigen, die es vom Arzt verschrieben bekommen haben, waren ausschließlich Diabetiker.“ Nach den Medienberichten über den Nebeneffekt der Gewichtsabnahme habe die Nachfrage „deutlich Fahrt aufgenommen“.

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Momentan sei es nicht einfach, an das Medikament zu kommen. „Mittlerweile bekommt man Ozempic nur noch mit Rezept, auf dem die Diagnose Diabetes steht – und das finde ich auch richtig so“, sagt die Inhaberin der Alten Apotheke. Dennoch gibt es Wartelisten. Löhles Auffassung nach spricht nach ärztlicher Anweisung nichts dagegen, Wegovy als Unterstützung zum Abnehmen zu verwenden. „Der Wirkstoff ist der gleiche, nur man kann es höher dosieren. Es ist natürlich wesentlich teurer.“ Aktuell sei es deutlich schwerer, dieses Medikament zu bekommen.

Das ist nicht lustig. Die Patienten sind gut auf das Medikament eingestellt und brauchen ihre wöchentliche Dosis.

Dass Ozempic kaum mehr verfügbar ist, merkt Dr. Kerstin Metzger sehr deutlich. Die Diabetologin mit Praxis in Bad Tölz berichtet, dass einige ihrer Patienten nur noch sehr schwer oder gar nicht mehr an die Spritzen kommen. „Das ist nicht lustig. Die Patienten sind gut auf das Medikament eingestellt und brauchen ihre wöchentliche Dosis.“ Metzger musste schon mit anderen Präparaten und Insulin arbeiten, um den Wegfall der wöchentlichen Spritze auszugleichen. „Das ist eine totale Notlösung. Aber manche haben das Medikament schlichtweg nirgends bekommen.“

So ganz könne sie den Hype um das Medikament bei Nicht-Zuckerkranken nicht nachvollziehen. „Es ist sicherlich kein Wundermittel zur Gewichtsabnahme“, unterstreicht sie. Auch wenn die meisten Patienten erstmal einige Kilos abnehmen würden, habe das Medikament einige unangenehme Nebenwirkungen wie Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen oder Übelkeit.

„Abnehm-Spritze“ kommt oft mit unangenehmen Nebenwirkungen

Eine Gewichtsreduktion gehe mit dem Mittel oft einher, weil es die Prozesse im Magen-Darm-Trakt verlangsame, für ein längeres Sättigungsgefühl sorge und den Appetit hemme, erklärt Metzger. Allerdings halte die Wirkung immer nur eine Woche, und die Dosis müsse regelmäßig gesteigert werden. „Nach einer gewissen Zeit spüren Patienten diese Effekte sonst nicht mehr. Noch dazu ist alles beim Alten, wenn man das Medikament absetzt.“

Daher ergibt es laut Metzger nur Sinn, den Wirkstoff als Ergänzung zu einer Ernährungsumstellung und sportlicher Betätigung zu verwenden. „Es kann eine Unterstützung zu einem Lebenswandel sein, aber unkritisch darf man es auch nicht sehen.“ Langzeitstudien würde es noch keine geben, dazu ist das Medikament zu neu, erklärt die Ärztin.

Dr. Kerstin Metzger, Diabetologin aus Bad Tölz.

So oder so sei es wichtig, dass das Diabetes-Mittel Ozempic Menschen mit Diabetes-Diagnose vorbehalten bleibt. „Sobald Wegovy besser verfügbar ist, kann man darüber nachdenken, das zur Adipositas-Therapie unterstützend einzusetzen.“ In Deutschland ist derzeit nur Ozempic erhältlich. Zwar ist auch Wegovy bereits von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassen worden – zumindest für die Behandlung von Adipositas – aber es steht aktuell auf der Warteliste der Apotheken.

Apotheker Andreas Heinrich kann das Interesse nicht ganz verstehen. „Es gibt ja immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung, und das Medikament hat Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Verstopfungen“, sagt er. „Ich verstehe nicht, wieso das jemand in Kauf nimmt, ohne dass er auf das Medikament gesundheitlich angewiesen ist.“

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Auch er bekomme in seinen Apotheken in Bad Tölz und Lenggries mit, dass sich Kunden über das Medikament zur Gewichtsabnahme informieren oder mit einem Privatrezept vom Arzt kommen. „Aber ich glaube, dass das hier auf dem Land noch nicht so ein großes Thema ist wie in Großstädten.“ Der Lieferengpass ist aber auch im Isarwinkel zu spüren: „Ich habe leider auch Diabetiker-Patienten, die ich wegschicken muss.“

„Die Anfrage ist definitiv da“

Auch in den Hausarztpraxen sind die Spritzen Thema. „Die Anfrage ist definitiv da“, sagt Dr. Jörg Lohse aus Münsing. Er behandelt einige Diabetes-Patienten mit dem Mittel. „Im Allgemeinen wird es hervorragend vertragen. Allerdings sehe ich auch noch nicht aufgeführte Nebenwirkungen wie Hautablösungen, die mich etwas vorsichtig werden lassen.“

Es wird von Patienten weggekauft, die ohne Diabetes von diversen Ärzten zum Abnehmen Ozempic verordnet bekommen. Somit wird diese Therapieoption für Kranke von denen weggefuttert, die lifestyletechnisch abnehmen wollen, ohne sich einzuschränken.

Tatsächlich prüft die Europäische Arzneimittelbehörde derzeit auch, ob die Anwendung von Ozempic und Wegovy Suizidgedanken fördern kann. Problematisch sei, dass das Mittel aktuell nicht genügend verfügbar ist. Lohse: „Es wird von Patienten weggekauft, die ohne Diabetes von diversen Ärzten zum Abnehmen Ozempic verordnet bekommen. Somit wird diese Therapieoption für Kranke von denen weggefuttert, die lifestyletechnisch abnehmen wollen, ohne sich einzuschränken.“

Der Tölzer Allgemeinmediziner Dr. Matthias Bohnenberger sagt: „Es fragen vermehrt bei mir Patienten nach, sobald ich dann aber erkläre, dass es Ozempic nur für Diabetiker gibt und Wegovy wesentlich teurer ist, ist die Bereitschaft dahin.“ Immerhin müsse man mit circa 300 bis 400 Euro monatlich rechnen, wenn man das Mittel zur Gewichtsreduktion einsetzen möchte, sagt der Hausärztesprecher. Auch generell würde er für eine Adipositas-Therapie erst einmal andere Wege empfehlen. (feb)

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