Einen Schock erkennen und Erste Hilfe leisten - ADAC
Mit Schock wird in der Medizin eine lebensgefährliche Kreislaufstörung beschrieben. Folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten Sie im Falle eines Schocks ergreifen:
Bewusstsein und Atmung der betroffenen Person prüfen
Bei Verdacht auf Schock sofort den Notruf 112 wählen
Die Person in Schocklage bringen und warmhalten
Im Alltag können Menschen in verschiedenen Situationen einen Schock erleiden, zum Beispiel bei einer allergischen Reaktion aufgrund eines Bienenstichs oder einem Unfall mit starkem Blutverlust oder Verbrennungen. Bei einem Schock wird ein Kreislaufzusammenbruch ausgelöst, und es besteht akute Lebensgefahr. Deshalb sollten sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden.
Was ist ein Schock?
Im medizinischen Sinn handelt es sich bei einem Schock nicht – wie im allgemeinen Sprachgebrauch – um schlichtes Erschrecken. Ebenso wenig geht es um eine durch traumatisierende Ereignisse ausgelöste posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Bei einem akuten Schock kommt es zu einem plötzlichen, starken Blutdruckabfall. Dadurch wird der menschliche Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Schnelles Handeln ist deshalb lebenswichtig, denn aufgrund von Sauerstoffmangel kann es zum Organversagen, insbesondere der Niere, Leber und der Verdauungsorgane, kommen. Zunächst sind die dadurch entstandenen Gewebeschäden noch umkehrbar, doch je länger der Schockzustand anhält, desto wahrscheinlicher werden dauerhafte Schäden. Im schlimmsten Fall endet ein Schock tödlich.
Was sind typische Symptome für Schock?
Wer einer verunfallten oder erkrankten Person Erste Hilfe leistet, kann einen beginnenden Schock an folgenden Symptomen erkennen:
Unruhe, Angst, Nervosität, aber auch Verwirrtheit und Schläfrigkeit
Blässe
Starkes Schwitzen bei kalter Haut
Schnelles Atmen
Frieren, zittern
Weitere Symptome unterscheiden sich je nach Schockursache. Im Verlauf des Schocks kann sich der Zustand der Person von Nervosität und Teilnahmslosigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit verändern.
Wenn sich die Symptome eines Schocks ohne Behandlung immer weiter gegenseitig verstärken, wird das als Schockspirale bezeichnet. Bei einem starken Blutverlust (hypovolämischer Schock) kommt es beispielsweise durch die geringere Blutmenge zu einem geringeren Blutvolumen, das je Herzschlag durch die Adern transportiert wird. Dadurch verringert sich die Sauerstoffversorgung des Gewebes, und es kommt aufgrund verschiedener anderer Stoffwechselvorgänge zu einer erhöhten Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße, wodurch sich das Blutvolumen noch weiter verringert.
Erste Hilfe bei Schock
Erste Maßnahme im Fall eines Schocks: Sofort und ohne Verzögerungen über die Telefonnummer 112 denRettungsdienst verständigen.
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand, das heißt, wenn die betroffene Person nicht mehr atmet, sollte umgehend mit der Wiederbelebung begonnen werden.
Atmet die betroffene Person noch, ist aber bewusstlos, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.
Ist sie wach und ansprechbar, versuchen Sie sie bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe zu beruhigen. Achten Sie dabei auf mögliche Bewusstseinsveränderungen und die Atmung.
Liegt eine allergische Reaktion vor (anaphylaktischer Schock), ist es wichtig, den Auslöser, wenn möglich, sofort zu entfernen. Viele Menschen, die wissen, dass sie eine schwere Allergie haben, tragen ein Allergie-Notfall-Set mit sich, das Medikamente und eine Anleitung zur Verabreichung enthält.
Blutet die Person stark (hypovolämischer Schock), können Sie versuchen, die Blutung durch einen Druckverband zu stillen. Aufgrund der niedrigen Blutzirkulation kühlt der Körper während eines Schocks schnell aus, weshalb es wichtig ist, die Person warmzuhalten. Dafür bietet sich beispielsweise die Rettungsdecke aus dem Verbandkasten im Auto an, aber auch andere Decken oder Jacken können den Zweck erfüllen.
Behandlung durch den Rettungsdienst
Das oberste Ziel bei der Behandlung eines Schocks ist, den Blutkreislauf so schnell wie möglich zu stabilisieren beziehungsweise wiederherzustellen. Notfallteams können den Schockzustand schnell beurteilen und sind so ausgestattet, dass lebensrettende Maßnahmen meist direkt eingeleitet werden können.
Zum Beispiel ist die Gabe von Sauerstoff und Infusionen bei vielen Notfallsituationen Standard. Bestimmte Medikamente können den Blutdruck erhöhen, bei einer allergischen Reaktion schon vor Ort einem anaphylaktischen Schock entgegenwirken oder bei einem obstruktiven Schock Blutgerinnsel in einem blockierten Blutgefäß auflösen (Thrombolyse).
Wie erfolgreich die Behandlung eines Schocks verläuft, hängt von der Ursache und dem Zeitpunkt ab, zu dem die Therapie begonnen wird.
Welche Lagerung bei Schock?
Ist die Person bei Bewusstsein, kommt die Schocklage zum Einsatz, bei der in Rückenlage die Beine (im Winkel von etwa 30 bis 60 Grad) erhöht gelagert werden, auf einem Stuhl oder Rucksack. Durch das Hochlegen der Beine wird die Blutzirkulation nach einem Blutdruckabfall rund um die wichtigsten Organe verbessert.
Achtung: Bei einer bewusstlosen Person darf die Schocklage nicht angewendet werden. In Rückenlage besteht Erstickungsgefahr. Bei Bewusstlosigkeit kann die Zunge in den Rachen rutschen und die Atmung behindern. Daher sollten bewusstlose Menschen in die stabile Seitenlage gebracht werden. Bei Atemnot kann die Rückenlage die Probleme mit der Atmung verstärken, weshalb sich in diesem Fall eine Lagerung mit erhöhtem Oberkörper empfiehlt.
Fachleute unterscheiden folgende Arten von Schock:
hypovolämischer Schock aufgrund von massivem Flüssigkeitsverlust
distributiver Schock (septischer, anaphylaktischer oder neurogener Schock) durch fehlerhafte Regulierung des Blutdrucks
kardiogener Schock bei nachlassender Pumpleistung des Herzens, z.B. durch Herzinfarkt
obstruktiver Schock aufgrund blockierter, großer Blutgefäße
Je nach Ursache kann ein Schock auch als Mischform mehrerer Schockarten auftreten. Allen gemeinsam ist, dass es dabei zu einem starken Blutdruckabfall kommt. Als hypovolämischen oder Volumenmangel-Schock bezeichnet man einen Schock durch extremen Flüssigkeitsverlust, zum Beispiel durch starke Blutungen, Durchfall oder mangelndes Trinken. Dadurch sinken das Blutvolumen und somit auch der Blutdruck rapide ab.
Ein kardiogener Schock tritt durch Herzversagen auf, wenn die Pumpleistung des Herzens und somit ebenfalls der Blutdruck absinken. Die häufigste Ursache eines kardiogenen Schocks ist der Herzinfarkt.
Bei einem obstruktiven Schock ist eines der großen Blutgefäße blockiert und beeinträchtigt so die Funktion des Blutkreislaufs. Dies geschieht beispielsweise bei einer Lungenembolie, wenn also ein Blutgerinnsel eines der Blutgefäße in der Lunge verstopft.
Der distributive Schock ("Verteilungsschock") wird durch eine unkontrollierte Weitung der Blutgefäße ausgelöst, die verschiedene Ursachen haben kann: Eine allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock), eine Blutvergiftung (septischer Schock) und schwere Verletzungen von Gehirn oder Rückenmark (neurogener Schock) können dazu führen, dass die Regelung des Blutdrucks nicht mehr funktioniert und ein Schockzustand eintritt.
Das Risiko, einen Schock zu erleiden, hängt von der Art ab. Der häufigste Schock ist der septische Schock, den häufiger Kinder unter einem Jahr und ältere Menschen erleiden, während ein kardiogener Schock bei etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Herzinfarkt auftritt. Auch die Auslöser unterscheiden sich. So kommt es bei Kindern häufiger zu einem allergischen (anaphylaktischen) Schock aufgrund von Nahrungsmittelallergien, während bei Erwachsenen meist Insektengifte der Auslöser sind.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Herold, G. et al.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2022
Fleischmann, C.: Hospital Incidence and Mortality Rates of Sepsis: An Analysis of Hospital Episode (DRG) Statistics in Germany From 2007 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159-66, unter: https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/175274* (Abruf: 27.07.2023)
Cecconi M. et al. Consensus on circulatory shock and hemodynamic monitoring. Task force of the European Society of Intensive Care Medicine. Intensive Care Med. 2014;40(12):1795-1815.
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK): Pressemitteilung: Kardiogener Schock: Die meisten Patienten sterben im Winter, 09.04.2021, unter: https://dgk.org/daten/pm-kardiogener-schock.pdf* (Abruf: 27.07.2023)
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